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1848 - Zerrspiegel

Titel: 1848 - Zerrspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wichtig. Sie zeigten während der Berichte hin und wieder Mitleid und Bedauern darüber, daß die Unsterblichen bisher nicht den Lehren des Philosophen hatten lauschen dürfen.
    „Warum seid ihr noch nicht im Kreis gewesen?" fragte Anita direkt.
    „Wir sind gerade erst angekommen"; antwortete Nadja. „Wir möchten gern verstehen, was hier geschieht."
     
    *
     
    „Ich habe lange nach dem Kreis suchen müssen", begann Anita ihren Bericht.
    Sie hatte bis vor kurzem mit ihren Eltern in der Tasei-Stadt Rabaul-Tas gelebt, als sie zum ersten Mal die Kreise gespürt hatte. Urplötzlich war etwas in ihrem Kopf anders gewesen, sie wußte es noch genau: Sie war in der Nacht aus einem Traum hochgeschreckt, aber der Traum hatte nicht wirklich aufgehört.
    Etwas hatte Kontakt zur ihr gesucht und sie auserwählt. In ihrem Traum hatten Kreise eine zentrale Bedeutung eingenommen, und sie wußte, daß sie diese nicht für sich behalten durfte.
    Sie mußte sie anderen mitteilen. Also begann sie zu zeichnen, Kreise und immer wieder Kreise, und keiner war wie der andere.
    Die Eltern, die ihr zunächst skeptisch dabei zugesehen hatten, begannen schließlich zu verstehen, was sie ausdrücken wollte. Ein Mädchen mit nur acht Jahren verstand es, sich den Erwachsenen verständlich zu machen!
    „Bisher haben sie mir nicht einmal richtig zugehört, wenn ich ihnen von meinen Abenteuern erzählen wollte", berichtete Anita. „Immer sagten sie, später, Schatz, ich habe jetzt keine Zeit, und all so was. Und beim Essen, wenn wir mal alle ruhig am Tisch saßen, redeten sie die meiste Zeit. Ich war ihnen doch gar nicht so wichtig. Aber alles hat sich mit meinem Traum, der nicht mehr aufhörte, geändert."
    Es dauerte nicht lange, bis auch die Eltern anfingen, Kreise zu malen. Sie blieben von da an fast die ganze Zeit zu Hause, obwohl sie sonst immer so viel unterwegs waren und so viel zu tun hatten. Doch jetzt wollten sie lieber bei Anita bleiben und mit ihr Kreise zeichnen.
    Niemandem schien aufzufallen, daß die Familie ihr Heim nicht mehr verließ - höchstens zu Einkäufen, wenn der Hunger gar zu sehr quälte. Anitas Mutter hatte es sich nie nehmen lassen, selbst einkaufen zu gehen; keinesfalls wollte sie automatisch beliefert und bekocht werden. Das ließ sie sich auch jetzt nicht nehmen, und Anita begleitete sie jedesmal. Ihr Vater blieb zu Hause und zeichnete; er wollte es nicht riskieren, womöglich die Eingebung des vollkommenen Kreises zu versäumen.
    Anita und ihre Mutter waren stets so vertieft in den Austausch ihrer Kreis-Imaginationen, daß sie die Einkäufe schnell erledigten.
    „War auf den Märkten viel los?" fragte Nadja dazwischen. „Oder hatte sich etwas verändert?"
    Anita dachte einen Moment nach, sie rieb sich die Nase und bohrte schließlich selbstvergessen darin herum.
    Diese Geste rührte Nadja besonders, da sie selbst die Angewohnheit hatte, immer in angespannten Situationen den rechten Nasenflügel zu reiben.
    „Es stimmt", sagte Anita schließlich. „Es war schon alles irgendwie anders, aber ich habe nicht so darauf geachtet. Der Traum vom Kreis war viel wichtiger, verstehst du? Mama hat sich auch nicht so drum gekümmert, wir haben uns immer viel unterhalten."
    „Waren weniger Menschen als sonst unterwegs?" hakte Mila gleich nach.
    Der Arkonide hielt sich die ganze Zeit still beobachtend im Hintergrund. George hatte sich hingelegt und döste vor sich hin.
    „Ja schon, aber auch wieder nicht", lautete Anitas Antwort. „Ich habe Leute getroffen, und sie malten auch Kreise, einfach so auf den Boden oder an die Wände. Das habe ich nie gemacht!"
    „Hast du sie gefragt, warum sie das machen?"
    „Nein, ich habe es ja gesehen. Sie mußten alle denselben Traum haben wie ich. Ich glaube, daß einfach andere Kinder genauso geträumt haben wie ich und es ihren Eltern gezeigt haben. Wie meine Eltern haben die es irgendwann begriffen und nachgemacht und so. Mehr weiß ich nicht darüber."
    Jedenfalls wurde der Gang auf den Markt immer seltener, denn Anita und ihre Eltern hatten unglaublich viel zu tun.
    Das Mädchen hatte manchmal ein wenig Schwierigkeiten, sich auszudrücken. Einerseits war ihr alles völlig klar, andererseits aber fand sie nicht die rechten Worte dafür.
    Es rief auch niemand bei der Familie an, weder die Großmutter noch Anitas Freundinnen.
    „Hast du dich darüber nicht gewundert?"
    „Nein! Ich habe ja auf dem Markt gesehen, daß die anderen ebenfalls viel zu tun hatten."
    „Warum erschien es

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