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1849 - Die Mittagswelt

Titel: 1849 - Die Mittagswelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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setzte sich die Maschine in Bewegung. Mit geringer Geschwindigkeit rollte das Flugzeug ins Freie.
    Vor sich sah der Träger der Haut eine Startbahn von nicht mehr als hundert Metern Länge - und dahinter die Abbruchkante. Bis zu diesem Punkt mußte er die Maschine auf eine Geschwindigkeit bringen, die ausreichte, an den Tragflächen den nötigen Auftrieb zu erzeugen.
    „Laß das bleiben, Alaska!" forderte die Haut. „Wir werden es nicht überleben."
    Saedelaere gab vollen Schub. Mit der Beschleunigung einer kleinen Rakete schoß der Irrwisch vorwärts.
     
    *
     
    Kurz vor Erreichen der Abbruchkante betätigte er das Höhenruder. Die Nase zog nach oben.
    „Na also. Die Kiste fliegt!"
    Saedelaere hatte lange kein Flugzeug gesteuert, mindestens zweihundert Jahre nicht. Wer es jedoch einmal beherrschte, der verlernte es nicht mehr. Mit Quer- und Seitenruder zog er die Maschine in eine weite Kurve.
    Unter ihm erstreckte sich eine atemberaubende Landschaft. Die Abbruchkante reichte hundert Meter tief, schroff wie die Grate einer Schlucht, darunter reichte ein endloses Feld aus Geröll und Felszungen viele Kilometer landeinwärts.
    Aus der senkrechten Wand schoß eine mächtige Fontäne. Es war tatsächlich ein Fluß, eine unterirdische Wasserader. Einen halben Kilometer weiter trat eine zweite Ader zum Vorschein, ein Zwilling des Wasserfalls.
    Die beiden Flüsse ergossen sich in getrennte Betten, die jedoch nach zwei Kilometern zusammenführten.
    „Das ist bildschön", sagte die Haut.
    Er antwortete: „Ja. Aber wir haben keine Zeit."
    Saedelaere machte sich mit den restlichen Funktionen vertraut, soweit es ohne Energie möglich war.
    Kompaß, Thermometer, Barometer; weitere Instrumente zeigten die Drehzahl, die Motortemperatur, Schmierstoffe, Tankfüllung und die Geschwindigkeit.
    Er steuerte die Maschine über die Abbruchkante hinweg in Richtung Nusteir. Es dauerte keine fünf Minuten zur Ortschaft.
    „Was jetzt?" fragte die Haut.
    „Ich suche einen Landeplatz."
    Eine ganze Weile kreiste er über Nusteir. Es schien keine Straße von ausreichender Länge und Breite zu geben, auch kein Feld von ausreichend ebener Beschaffenheit.
    Der Irrwisch stellte im Moment seine einzige Hoffnung dar. Egal was passierte, er durfte das Flugzeug nicht beschädigen.
    Saedelaere drehte ab und flog zurück zur Abbruchkante. Noch war nicht alles verloren, dachte er. Wenn sie es schafften, Lanagh zu Fuß zum Camp zu schaffen, war der Start gesichert.
    In einer weiten Kurve visierte er die Landebahn an. In der Fliegerei galt das Landemanöver als gefährlichster Teil. Einige Male zog er in geringer Höhe über die Bahn hinweg, um den Anflug zu üben.
    „Jetzt machen wir ernst", kündigte er an. „Du darfst mich auf keinen Fall stören, Haut. Auch wenn du dich fürchtest. Ist das klar?"
    „Ich ... Nein!"
    Saedelaere versuchte, nicht auf die Gedankenfetzen in seinem Kopf zu achten. Die Haut verengte sich wie ein straff angelegter Gummianzug.
    „Haut! Laß das!"
    Aber es hörte nicht auf.
    Saedelaere raste auf die Bahn zu. Einen Meter zu hoch, und er würde in die Hangars stürzen. Etwas zu tief, und sie zerschellten an der Abbruchkante.
    „Haut!"
    Ein fürchterliches Gefühl ließ ihn zusammenzucken. Saedelaere begriff, daß die Haut nicht den Anflug fürchtete sondern daß sie wieder den fremden Mutanten spürte. Bald kommt der Jenseitsjack. Der Jenseitsjack sucht dich bereits.
    Er zog die Maschine hoch und ließ sie aufwärts in den Himmel steigen. Saedelaere war nicht mehr bewegungsfähig. Die Haut brachte eine derartige Spannung auf seine Glieder, daß er wieder Knochenbrüche fürchten mußte.
    „Wir sterben!" beschwor er sie. „Haut! Ich kann das nicht aushalten."
    „Nein! Ich ..."
    „Nimm dich zusammen, verdammt!"
    Einige Sekunden vergingen, bald waren es zwei Minuten; der Irrwisch verlor bedrohlich an Geschwindigkeit. Riß die Strömung an den Tragflächen ab, war der Absturz nicht mehr zu vermeiden.
    Die Haut wimmerte, sie zuckte einige Male, aber dann brachte sie ihre Furcht unter Kontrolle.
    Es gelang Saedelaere, das Flugzeug in horizontalen Flug zurückzuzwingen. Für ein paar Sekunden stellte er die Leitwerke fest. Die Glieder wurden durchblutet, endlich ließen die Schmerzen nach.
    Er schätzte, daß sie sich tausend Meter über dem Erdboden befanden. In dieser Höhe wurde die Atmosphäre dünn. Er bekam weniger Luft, die Flugeigenschaften der Maschine präsentierten sich schlechter als in Bodennähe.
    Saedelaere sah

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