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1849 - Die Mittagswelt

Titel: 1849 - Die Mittagswelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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der Nusturenfall, die Attraktion der Feriensiedlung Nusteir.
    Je weiter er mit dem Teleskop Kreise zog, desto schwieriger wurde es, Details zu erkennen. Die Atmosphäre schien auf den ersten Blick sauber; in Wahrheit verhinderte eine Unzahl von Schwebeteilchen jede klare Sicht. Oder es handelte sich um einen unbekannten physikalischen Effekt, eine Art UnschärfeKonstante.
    Das einzige, was er deutlich erkennen konnte, war Goedda. Saedelaere warf einen Blick ganz nach oben.
    Er gewann auf Anhieb den Eindruck, daß sich der silberne Stern verändert hatte.
    Die Zeit reichte nicht, Goeddas Entfernung neu zu bestimmen. Doch er räumte sich zehn Minuten für eine Untersuchung ein. Es war genug, den Kreisbogenausschnitt zu messen, den das Wesen verdeckte.
    Saedelaere ermittelte in Rekordzeit, daß Goeddas Durchmesser binnen eines Tages von 49 auf ungefähr 60 Kilometer gewachsen war. Was das bedeutete, darüber ließ sich keine Aussage treffen. Er hatte jedoch ein ungutes Gefühl.
    Sein Blick fiel auf die umfangreichen Rechnungen von gestern. Bei den Blättern lag noch der Prospekt: Abenteuerurlaub auf Olymp. Komma nach Nusteir. Beste Versorgung, freundliche Leute. Paragliding reit antiken Fluggeräten. Motorflug. Der Ritt auf dem Nusturenfall.
    Eines der Worte elektrisierte ihn förmlich: Motorflug. Hieß das nicht, es mußte in der Siedlung ein Flugzeug geben? Wenn es mit einem Verbrennungsmotor ausgerüstet war, dann brauchte er keine Energie.
    Dann reichte es, wenn er Methanol oder einen anderen Treibstoff fand. Saedelaere hoffte, daß er Lanagh so über eine längere Strecke transportieren konnte.
    Auf der Karte war kein Flugplatz eingetragen. Oberhalb der Siedlung befand sich jedoch der Nusturenfall mit einem Abenteuercamp. Wenn es eine Landebahn gab, dann sicherlich dort.
    Die Entfernung betrug sechs Kilometer. Saedelaere wanderte quer durch den Ort. Ein gepflasterter Fußweg führte von der anderen Seite ans Ziel.
    Die ersten zwei Kilometer waren Steppe. Danach wurde die Landschaft steinig. Narbige Flecken traten zu Tage, wo der ausgelaugte Steppenboden nacktem Fels wich. Geröll lag herum, sogar auf dem Fußweg. Es waren zackige Splitter, Zeichen einer geologisch jungen Formation.
    Die Landschaft fiel stufenweise ab. Inmitten einer Hohlwelt, in der alle Wege nach oben verliefen, registrierte Saedelaere den Umstand doppelt aufmerksam.
    Nach sechs Kilometern endete der Weg. Vor ihm lag auf einer monumentalen Felsenplatte ein Hüttencamp. Dreißig Baracken gruppierten sich im Halbkreis um zwei Gebäude, die Saedelaere für Hangars hielt.
    Die eigentliche Sensation stellte jedoch das Gelände dar. Hinter dem Camp erstreckte sich eine Abbruchkante, nach links und rechts beinahe schnurgerade, in jede Richtung mindestens zehn Kilometer weit.
    Saedelaere bewegte sich näher ans Camp. Alles schien verlassen. Keine Nullpersonen, nirgendwo gemalte Kreise. Wo sind sie alle hin?
    Er vernahm ein brodelndes Geräusch, ein Zischen und ein niederfrequentes Beben der Erde.
    Der Ursprung des Lärms war nicht zu erkennen. Er nahm jedoch an, daß es am Wasserfall lag, am Wahrzeichen der Ortschaft. In der Luft verteilten sich Millionen und Milliarden feinster Tropfen, die man nicht sah, die man nur spürte.
    Argwöhnisch öffnete er die ersten Türen. Die Räume wirkten schlampig, als kämen die Gäste bald zurück. Anzeichen für ein Unglück gab es nicht. Saedelaere nahm an, daß die Bewohner sich aus freiem Willen entschlossen hatten, das Camp zu verlassen. Um Details hatten sie sich nicht gekümmert, daher die Unordnung.
    „Sieh lieber in den Hangars nach", empfahl die Haut.
    „Das hatte ich soeben vor."
    Hangar Eins enthielt eine Anzahl dreieckiger, segelartiger Vorrichtungen, die an Haken von der Decke baumelten. Die Unterseiten der Segel waren mit rätselhaften Gestänge-Konstruktionen versehen. Nach einer Weile begriff er, daß es sich um primitve Segelflugzeuge handelte. Sie wurden gelenkt, indem der Pilot innerhalb des Gestänges sein Gewicht verlagerte.
    Für seine Bedürfnisse waren die Drachensegler nicht brauchbar. Erstens beherrschte er die Technik nicht und würde vermutlich abstürzen; zweitens konnte man ohne Motor nur die Aufwinde nutzen, und die trugen in der Regel nicht sehr weit. Ganz davon abgesehen, daß er zwei Raubyner zu transportieren hatte.
    Weiter hinten im Hangar standen konventionelle Gleiter: schnelle Maschinen für bis zu tausend Stundenkilometer. Im Augenblick besaßen sie keinen größeren Wert als

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