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1850 - Traumtod

Titel: 1850 - Traumtod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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feige im Stich gelassen haben", begründete Grek-27 dies Norman Erengast gegenüber, nachdem der Haluter seinen Rückblick beendet hatte. „Ich kann als einzelner nichts ausrichten, aber ich will ein Zeichen setzen."
    Norman Erengast war froh, in diese Runde von ehrenwerten Wesen Zugang gefunden zu haben. Er war aber insgeheim ein wenig darüber verwundert, daß Yamo Dormat mit seinem logischen Verstand nicht früher auf die Idee gekommen war, Dokumente von Zeitzeugen zu suchen.
    Er selbst war auf der Erde auf Anhieb fündig geworden. Er wollte Yamo Dormat gerade auf die Aufzeichnungen der Tara Villada über deren letzten Lebensabschnitt aufmerksam machen, die womöglich wertvolle Aufschlüsse geben konnten, als die HALPORA ein Funkspruch erreichte.
    Es handelte sich um eine offizielle Nachrichtensendung, die der Bordsyntron als wichtig herausgefiltert hatte: die Sendung eines Piratensenders aus M13, der von Atlans Geheimorganisation IPRASA unterhalten wurde. Die Meldung war von galaktischen Stationen aufgenommen und weitergeleitet worden. Sie lautete: „Igelschiffe der Tolkander dringen überall in M13 ein. Sie haben bereits mehr als zwanzig Planeten erobert und in das Tanglefeld eingehüllt. Und es werden täglich mehr. Die Streitkräfte des Kristallimperiums sind außerstande, die Tolkander an ihrem Eroberungsfeldzug zu hindern. Es ist klar, daß die eroberten Planeten als Brutwelten vorgesehen sind. Damit sind alle Voraussetzungen erfüllt, daß M13 zur nächsten Region wird, in der alle Intelligenzwesen sterben werden."
    Dieser Meldung folgte betroffenes Schweigen.
    In dieses hinein sprach Norman Erengast: „Ich besitze noch das Testament der Terranerin Tara Villada. Es wird uns Aufschluß darüber geben, was damals passierte, bevor dieser Raumsektor zur Todeszone wurde. Und vielleicht helfen uns diese Informationen, eine Wiederholung in M13 zu verhindern."
    Dao-Lin-H’ay: 23. Juni 1289 NGZ 8.
    Von dem Terraner war nicht viel zu sehen. Sein Körper steckte in einer Röhre, aus der nur der Kopf und die Arme herausragten. Sein Gesicht war mit Dioden bepflastert, aber es war dennoch zu erkennen, daß die Haut von Pockennarben zerfurcht war. Die Augen waren geschlossen.
    Die Displays der Geräte im Hintergrund wiesen gleichmäßige, monotone Anzeigen auf. Es gab in den Zickzacklinien keine abrupten Phasensprünge. Nur die Anzeige für die Gehirntätigkeit wies keinerlei Zacken auf, sie bildete eine schnurgerade Linie.
    Dao-Lin-H’ay konzentrierte sich auf dieses Gehirn, das scheinbar zu keinerlei Aktivitäten mehr fähig war. Sie versuchte, mit ihren Gedanken in dieses Gehirn einzudringen und es nach aktiven Regionen zu durchforsten.
    Tek, Tek ... Ronald Tekener ... Ich bin es, Dao-Lin-H’ay ... deine Dao-Lin. Wenn du mich hören kannst, dann gib mir ein Zeichen. Ein Flattern deiner Lider würde reichen. Gib mir dieses Zeichen! Du mußt mich hören. Tek, um der alten Zeiten ... um unserer Liebe willen ...Ich brauche dich. Gib mir das Zeichen ...
    Sie wurde nicht müde, ihm stundenlang ihre Signale zusenden. Dabei hielt sie seine wohltemperierte Hand. Manchmal drückte sie im Schmerz unwillkürlich fester zu, dann wieder knetete sie die Hand bewußt.
    Wo blieb die Affinität, die sie in vielen Jahrzehnten zueinander aufgebaut hatten? Sie wären fast eins gewesen. Einer hatte vom anderen stets gewußt, was er dachte, was er in dieser oder jener Situation tun würde.
    Wenn zwei Wesen verschiedener Abstammung je im Gleichklang miteinander vibriert hatten, dann sie beide.
    Dao-Lin-H’ay und Ronald Tekener. Die Kartanin und der Smiler.
    Aber der Terraner gab kein Zeichen. Sein Gehirn blieb tot. Nur der Körper wurde künstlich am Leben erhalten. Von den Lebenserhaltungssystemen der Cameloter. Und von dem Zellaktivator-Chip, den ES dem Terraner in die linke Schulter eingepflanzt hatte.
    Ronald Tekener war ein Unsterblicher. Er konnte bis in alle Ewigkeit im Koma daliegen.
    Dao-Lin-H’ay hörte mit ihren scharfen Sinnen hinter sich ein kaum wahrnehmbares Geräusch. Sie wischte sich verstohlen übers Gesicht. Kein Mensch hatte je bei der Kartanin Tränen gesehen, und so sollte es auch bleiben.
    Dao-Lin-H’ay drehte sich um und sah eine ältere Frau in den Raum kommen. Es war Arfe Loidan, die schon bei der Zweiten Coma-Expedition auf der BASIS Dienst getan hatte. Seit damals kannten die beiden Frauen einander. Arfe Loidan war auf der BASIS noch eine pummelige junge Frau gewesen. Jetzt war sie schlank, eine damenhafte

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