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1850 - Traumtod

Titel: 1850 - Traumtod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Sie damit aussagen, daß meine Forschungsarbeiten überflüssig sind?"
    „Als überflüssig würde ich sie nicht bezeichnen, aber eben auch nicht als zielführend", sagte der philosophische Kosurologe. „Haben Sie sich eigentlich schon gefragt, woher die Vivoc kommt? Die Tolkander selbst legen sie nicht, denn sie sind geschlechtslos. Also ..."
    Thorn Jelen wurde unterbrochen, als die Alarmschaltung ansprang. Seit die Haluter das Halpora-System verlassen hatten, um in ihre alte Heimat zurückzukehren, gab es von Halpat nach Halut eine direkte Hyperkom-Verbindung, wenngleich über viele Relais hinweg. Und diese wurde nun aktiviert.
    Die emotionslose Stimme eines Haluters meldete sachlich: „Die Tolkander formieren sich zum Angriff auf unsere Heimat Halut. Die Haluter werden sich geschlossen dem Feind stellen und das Haluta-System mit allen Mitteln verteidigen."
    Für Yamo Dormat war das die Aufforderung, Andromeda augenblicklich zu verlassen und in die Milchstraße zurückzukehren. Jeder der knapp 100.000 Haluter war ein Individuum für sich, und es gab keinen einzigen unter ihnen, der anderen hätte Befehle erteilen können oder wollen.
    Aber es gab Regeln und stillschweigende Vereinbarungen, an die sich praktisch jedes der 100.000 Individuen hielt.
    Eine davon war, daß Haluter nie mehr wieder vor einem Feind davonlaufen und ihre Heimatwelt Halut im Stich lassen würden. Egal was passierte, Haluter würden nicht noch einmal von Halut wegziehen!
    „Vielleicht sind Sie bald der Letzte unserer Art, Thorn Jelen", sagte Yamo Dornrat zum Abschied.
    „Nein, das gewiß nicht, Dormatos", erwiderte der Philosoph, und Yamo Dormat war stolz darauf, daß ihn sein langjähriger Gesprächspartner mit dieser ehrenvollen Anrede zu seinem persönlichen Freund adelte.
    „Wenn mein Volk stirbt, dann werde auch ich sterben. Leb wohl, Dormatos."
    „Leb wohl, Jelenos."
    Es gab noch einen unerwarteten Aufenthalt, bevor Yamo Dormat in Richtung Milchstraße abfliegen konnte.
    „Dürfen Samba und ich mit Ihnen kommen, Yamo Dornrat?" bat der Posbi Elebor.
    Es gab keinen Grund, dem Posbi diese Bitte abzuschlagen.
     
    *
     
    Obwohl Yamo Dormat seine HALPORA zur Höchstgeschwindigkeit trieb und keinen einzigen Zwischenstopp einlegte, dauerte der Flug in die 2,4 Millionen Lichtjahre entfernte Milchstraße dennoch zwölf Tage. Zwölf Tage sind für einen Haluter mit unglaublich langer Lebenserwartung nicht viel. Aber für Yamo Dormat waren sie wie eine Ewigkeit.
    Yamo Dormat wußte, daß bei der Entscheidung über den Fortbestand seines Volkes jede Stunde zählen konnte. Nicht, daß er glaubte, als Einzelwesen entscheidend in das Schicksal eingreifen zu können.
    Es ging nur darum, in der größten Not bei seinem Volk zu sein und mit ihm zu siegen oder unterzugehen. In solchen Momenten waren die Haluter nie Individuen gewesen, sondern hatten stets eine geschlossene Einheit gebildet.
    Doch Yamo Dormat erreichte sein Volk nicht mehr.
    Als die HALPORA im Zentrumsgebiet der Milchstraße aus dem Hyperraum stürzte, sah er anstelle der Sonne Haluta eine Supernova, deren Feuer sich weit über Halut hinaus erstreckte. Dieses von den Tolkandern gezündete Feuer hatte das Volk der Haluter mitsamt der kompletten Flotte verschlungen, das war Yamo Dormat sofort klar.
    Zu allem Überfluß hatte er nicht einmal mehr seinen Freund Thorn Jelen in Andromeda, denn er konnte sicher sein, daß dieser sein Versprechen erfüllt hatte und seinem Volk in den Tod gefolgt war.
    Die Flotte der 200.000 Igelschiffe war bereits im Rückzug begriffen. Yamo Dornrat sprengte in die verbliebenen Verbände hinein und nahm sie unter Dauerfeuer. Er schoß zwar viele Igelschiffe ab, doch das verschaffte ihm wenig Befriedigung. Wenn er gehofft hatte, die Aufmerksamkeit der Tolkander auf sich zu lenken und sie zu veranlassen, ihm mit geballter Gegenwehr auf die Reise zu seinem Volk zu verhelfen, so wurde er ebenfalls enttäuscht.
    Die Tolkander kümmerten sich nicht um das einzelne schwarze Kugelschiff wohl das letzte der Milchstraße. Die Igelschiffe verschwanden nacheinander im Hyperraum.
    Die Tolkander hatten das Opfer des letzten Haluters in der Milchstraße nicht angenommen.
    Yamo Dormat brauchte lange, um über diesen Verlust hinwegzukommen. Er versteinerte sich in der Kommandozentrale der HALPORA und wollte so die Zeiten überdauern.
    In diesem Zustand nahm er nur unterbewußt wahr, wie ihn immer wieder zwei Gestalten umgeisterten: der Posbi Elebor und sein Matten-Willy

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