1850 - Vollmond-Grauen
nichts ausschließen.«
»Schon gut. Es wird ein Problem werden«, sagte Reimann stöhnend und blickte Harry an. »Sie haben damit nichts zu tun – oder?«
»Nein. Es war der reine Zufall, dass wir in diesen Fall hineingerutscht sind. Ich meine, Wiesbaden ist in der Nähe. Und unser Arbeitsplatz ebenfalls.«
»Das weiß ich. Nichts für ungut, wir werden die Leiche untersuchen lassen, und wir müssen auch herausfinden, wer die Frau ist.«
»Ja, das ist klar!« Harry blickte auf und sah, dass die Tote abtransportiert wurde. Dabei fragte er: »Haben Sie schon darüber nachgedacht, dass der Mörder auch ein anderer sein könnte? Nicht unbedingt ein Hund?«
»Was dann? Ein Reh? Nein, das glaube ich nicht. Nun, ich bleibe auch bei der Wahrscheinlichkeit, dass es ein Hund gewesen ist. Dabei liege ich auch auf dem Kurs des Arztes. Er hat ebenfalls so gedacht.«
»Bitte, das ist Ihr Bier.«
»Bleiben wir denn in Verbindung?«
»Das glaube ich schon.« Harry räusperte sich. »Meine Karte haben Sie, ich die Ihre, und wir sind wirklich gespannt, was bei den Ermittlungen herauskommt.«
Der Hauptkommissar ging, nachdem er ihnen noch einen letzten Blick zugeworfen hatte.
»Was meinst du, Harry? Hat er uns geglaubt?«
»Keine Ahnung. Aber wie kommst du auf diese Frage?«
»Das weiß ich auch nicht so genau. Ich hatte eher den Eindruck, dass er skeptisch war und uns nur nicht so angegangen ist, weil wir vom BKA sind.«
Harry winkte ab. »Das ist nicht so wichtig. Unser Problem ist ein anderes. Wir müssen dieses Geschöpf finden, bevor es noch mehr Opfer gibt.«
»Und wo fangen wir an zu suchen?«
Harry schnaufte und sagte: »Möglicherweise war dieser tödliche Angriff kein Zufall. Es kann sein, dass System dahinter gesteckt hat?«
»Oh, das ist keine schlechte Idee. Ich halte in diesem Fall alles für möglich.«
Harry nickte. »Dann sollten wir uns mal mit deiner Freundin beschäftigen.« Er sah seine Partnerin an. »Ich meine, du bist ja hier nicht zum Spaß gewesen. Du bist hierher gegangen, weil man dich darum gebeten hat. Da war von einem Stalker die Rede, wenn ich mich nicht irre.«
»Du irrst dich nicht.«
»Hat Ellen Peters denn keinen Verdacht gehabt, wer hinter ihr her war?«
»Nein.«
»Hm. Aber es war einer hinter ihr her?«
»Ja, das hat sie gesagt.«
»Hat sie ihn denn gesehen?«
Dagmar hob die Schultern.
»Hat sie ihn denn beschreiben können?«
»Nein, das hat sie nicht. Sie hat immer nur von einem Schatten gesprochen. Schlimm.«
»Meinte sie einen Geist?«
»Das weiß ich nicht. Möglich ist alles.«
Harry zuckte mit den Schultern. Was sollte er dazu sagen? Seine Partnerin hatte ihn nicht eingeweiht. Den Namen Ellen Peters hatte er nur mal nebenbei gehört, und er wusste nicht mehr, als dass sich Dagmar mit ihr einige Male getroffen hatte.
»Könnte das denn noch etwas mit ihrer Kölner Zeit zu tun haben?«, fragte Harry.
»Keine Ahnung.« Dagmar hob die Schultern wieder an. »Sie hat nur von einem Stalker gesprochen, und sie hat ihn auch nicht beschreiben können. Ich habe sie gebeten, das zu tun, aber sie hat es immer wieder auf die lange Bank geschoben. Es kann allerdings sein, dass sie sich mir gegenüber heute hat öffnen wollen. Natürlich kann ich falsch liegen.«
Der BKA-Agent zuckte mit den Schultern. Es gefiel ihm nicht, dass es so gut wie keine Anhaltspunkte gab. So mussten sich beide auf das verlassen, was Dagmar Hansen gesehen hatte. Eben dieser tödliche Angriff aus der Luft. Sie war davon gekommen, ihr hatte man nichts getan, aber es war nicht sicher, ob sich das noch änderte.
»Wo fangen wir an, Harry?«
»Bei ihr.«
Dagmar lachte. »Ich denke auch so, aber könnte es nicht sein, dass wir dann der normalen Polizei in die Quere geraten?«
»Das ist zu befürchten.«
»Aber wir müssen etwas tun.«
Genau das stimmte, sie mussten was tun. Beide wollten nicht, dass dieses fliegende Monstrum noch weitere Morde verübte.
»Fahren wir nach Hause?«
Harry nickte, dann sagte er: »Ich würde ja am liebsten zur Wohnung deiner Bekannten fahren, aber das können wir uns für morgen aufheben. Und ich denke, dass sich Nils Reimann noch in der Nacht bei Ellen Peters umschauen wird. Wir können abwarten und vielleicht davon profitieren, wenn er etwas gefunden hat.«
»Okay, dann fahren wir.«
Sie mussten mit zwei Autos los. Diesmal tauschten sie. Da stieg Harry in den Insignia und Dagmar Hansen ging auf ihren kleinen Corsa zu.
Sie musste einige Schritte gehen. Dabei
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