1850 - Vollmond-Grauen
die Ellen Peters gehörten.
Um sie machte sich Dagmar die größten Sorgen. Wäre alles normal gewesen, dann wäre sie ihr längst entgegen gekommen. Das aber war nicht geschehen.
Warum nicht?
Warum hatte sie sich nicht gemeldet?
Ganz einfach. Weil sie es nicht konnte. So musste Dagmar denken, und den Gedanken bekam sie auch nicht aus dem Kopf. Sie gab noch mehr Gas, flüsterte etwas vor sich hin, was sie selbst nicht verstand, und musste dann auf die Bremse treten, denn sie war bereits nahe an den Ort des Geschehens herangefahren.
Raus.
Die Tür flog auf. Dagmar hechtete fast aus dem Wagen. Sie lief nur einen Schritt und blieb dann stehen, als hätte man sie durch einen Schlag brutal gestoppt.
Jetzt sah sie Ellen Peters.
Aber sie brauchte keinen zweiten Blick, um erkennen zu können, dass die auf dem Boden liegende Frau nicht mehr lebte. Ihr Hals schwamm in Blut. Auch am rechten Oberschenkel klaffte eine tiefe Bisswunde, und Dagmar Hansen war jetzt klar, wer sie getötet hatte.
Es mussten ihre Hunde gewesen sein!
Die aber waren nicht zu sehen. Sie hatten sich sicherlich versteckt. Sollten sie, so konnte Dagmar sicher sein, dass sie nicht angegriffen wurde.
Sie hätte jetzt die Polizei rufen müssen, aber sie wollte sich zunächst selbst umschauen. Sie holte eine Taschenlampe aus dem Wagen, machte Licht und entdeckte die blutigen Streifen auf dem Boden, die von den Leinen der Hunde zurückgelassen worden waren. Der leere Blick der Toten war für Dagmar schrecklich anzusehen. Dabei hatte Ellen Peters so viel Hoffnung in sie gesetzt.
Dagmar Hansen konnte es noch immer nicht fassen, eine Tote vor sich liegen zu haben. Sie musste sich hart zusammenreißen, um nicht einfach loszuschreien.
Wer hatte diese Frau getötet?
Die Antwort war einfach. Es konnten nur die beiden Hunde gewesen sein, die sich jetzt aus dem Staub gemacht hatten.
Aber warum hatten sie das getan? Warum hatten sie ihrer Herrin die Kehle zerbissen? Ellen war immer stolz darauf gewesen, so gut mit den Hunden auszukommen. Und jetzt musste Dagmar Hansen auf dieses brutale Bild schauen, was sie kaum verkraften konnte.
Und es zog eine weitere Frage nach sich. Wer steckte dahinter? Dagmar glaubte nicht daran, dass es die Hunde allein waren. Ihrer Ansicht nach waren sie von einer anderen Macht geleitet worden. Das musste keine teuflische gewesen sein, da hätte sich auch eine andere Macht zeigen können, die Gewalt über die Hunde hatte. Normal jedenfalls war es nicht.
Dagmar Hansen fühlte sich alles andere als wohl. Sie wollte wieder in ihren Insignia steigen und zurückfahren.
Da hörte sie das Knurren!
Es war nicht in ihrer unmittelbaren Nähe aufgeklungen, sondern ein wenig entfernt vom Wald her.
Dagmar drehte den Kopf, um hinzuschauen. Über ihren Rücken rann etwas Eiskaltes.
Das Knurren wurde lauter. Es hörte sich plötzlich gefährlich an.
Dagmar Hansen war nicht lebensmüde. Sie kannte ihre Grenzen, und sie wollte sich auf keinen Fall den Hunden stellen, die wieder ein Knurren von sich gaben, das sich schon lauter anhörte. Also waren sie der Straße noch näher gekommen.
Das konnte gefährlich werden …
Dagmar Hansen stand nicht direkt neben ihrem Auto. Sie musste ein paar Schritte laufen, und die lief sie schnell, denn sie dachte an die beiden Killerhunde.
Dagmar riss die Fahrertür auf, als sie hinter sich das heisere Bellen hörte. Es klang höllisch nah, und so warf sie sich mit einem Sprung in den Wagen. Sie zerrte die Tür so schnell wie möglich hinter sich zu und hörte dann das dumpfe Geräusch, als ein Hund gegen die Tür sprang.
Dagmar atmete auf.
Das war geschafft.
Das wollte sie nicht noch mal erleben. Erst der Anblick der Toten, dann der Angriff, und sie fragte sich, was hier gespielt wurde. Den Schlüssel hatte sie stecken lassen. Sie musste ihn nur kurz drehen, um den Motor anzulassen.
Das tat sie nicht.
Stattdessen starrte sie nach vorn. Dort hatte sich etwas verändert. Einer der beiden Hunde war auf die Haube gesprungen und hatte sich so hingestellt, dass er in den Wagen glotzen konnte.
Mensch und Tier schauten sich an.
Und Dagmar Hansen sah auf den ersten Blick, dass etwas nicht stimmte. Sie meinte damit nicht die nasse, blutige Schnauze, ihr ging es um die Farbe der Augen.
Die waren nicht normal. Nein, eine derartige Farbe hatten keine Hundeaugen.
Sie waren blutrot!
Dagmar sah es und erschrak. Bei diesem Anblick wurde ihr einiges klar. Jetzt stand es für sie fest, dass die Tiere manipuliert
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