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1854 - Ein Bote Thoregons

Titel: 1854 - Ein Bote Thoregons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Wie sehr sehnte er sich nach seiner Heimat und danach, die Felsen nach seinem Willen zu formen. Und darauf zu warten, daß ein Passagier die Brücke benutzte. Das war sein Leben - etwas anderes hatte er nie gewollt.
    Zögernd öffnete er die Augen, blinzelte noch ein wenig benommen den Galornen entgegen.
    „Endlich wirst du vernünftig."
    „Du siehst ein, daß Lügen und Verstocktheit die falsche Wahl sind? Niemand wird dich für dein Verhalten bestrafen, Foremon - vielleicht war es ja die Einsamkeit, die dich das Raumschiff stehlen ließ. Wenn du alles eingestehst und ..."
    Sie glaubten ihm noch immer nicht.
    Natürlich nicht.
    In Foremons Erinnerung erwachte Steinkind zu neuem Leben. Es hatte lange gedauert, Steinkind aus dem Basalt zu erschaffen, aber nur wehmütige Erinnerung war ihm geblieben. Und alles sollte plötzlich umsonst gewesen sein?
    „Ich werde reden!" stieß er hervor.
    Ihre Erleichterung war wie eine Woge von Emotionen, die den Basalt verflüssigte. Foremon hatte diese Reaktion der Galornen vorausgeahnt, und es bereitete ihm ein heimliches Vergnügen, sie vor den Kopf zu stoßen.
    „Ich werde reden, sobald Ce Rhioton vor mir steht! Nicht eher."
    „Du bist verstockt, Adlat", erklang es betroffen. „Warum reagierst du so?"
    „Geht und holt Ce Rhioton!"
    Sie ließen ihn tatsächlich allein.
    Hastiger als zuvor nahm Foremon wieder Nährstoffe über die Fußknochen auf. Für kurze Zeit glaubte er sogar, den Basalt von Galorn zu spüren. Es war herrlich.
    Erneut verging unnötige Zeit. Zeit, in der die Mörder vielleicht ihrem Ziel näher kamen. Sie suchten Ce Rhioton. Das war Foremon längst klar.
    Sie suchten den zweiten Boten von Thoregon aber nur aus einem Grund: Sie wollten ihn ebenfalls umbringen.
    Was mache ich falsch, Steinkind? durchzuckte es den Wächter siedendheiß. Ich darf nicht zulassen, daß diese Verbrecher Ce Rhioton vor mir erreichen.
    „Ich rede auch mit Kaif Chiriatha!" rief er laut.
    Niemand hörte ihn. Keiner der Galornen kam zurück.
    Erschreckend wurde Foremon bewußt, daß er sich zu spät entschieden hatte. Hoffentlich hatte er durch sein Zögern Ce Rhiotons Leben nicht gefährdet.
     
    *
     
    Foremon träumte von der Basaltebene. Und von seiner Zeit als Wächter. Ihm war sogar, als spüre er Schneeflocken auf dem Exoskelett.
    Ein auffrischender Wind wehte über die Ebene und wirbelte seine Gedanken durcheinander. War da nicht unvermittelt eine Bewegung, ein Rascheln auf dem dunklen Basalt? Jemand stand hinter ihm; Foremon glaubte plötzlich, den Atem des Betreffenden zu spüren.
    Das ist Ce Rhioton! durchzuckte es ihn. Nun wird alles gut werden. Endlich war der zweite Bote von Thoregon zurückgekehrt.
    Langsam wandte Foremon sich um ein extrem zerbrechliches, fast kristallines Geschöpf, das sich der eigenen Verletzbarkeit vollauf bewußt war.
    Schwarze, tief in den Höhlen liegende Augen fixierten den Wächter. Diese Augen waren nicht die von Ce Rhioton, sie gehörten nur zu einem ähnlich breiten und fleischigen Gesicht.
    Der Körper, über dem das Gesicht thronte, war massig, ein Berg aus Fleisch und Fett. Einen kurzen Moment lang fürchtete Foremon, schier erdrückt zu werden. Erließ ein dünnes Ächzen vernehmen, schloß trotzig den schmalen und lippenlosen Mund.
    Vorbei die Hoffnung, Ce Rhioton zu sehen. Foremon fühlte sich nicht nur mißverstanden, in ihm wuchs die unerträgliche Gewißheit, hintergangen zu werden.
    „Du hast es dir anders überlegt?"
    „Nein!" wollte er Kaif Chiriatha sagen. „Ich bin meinem Herrn treu."
    Aber er tat es nicht, er stand nur da und zuckte mit den Ohren, um zusätzliche Energie aufzufangen. Ein Gefühl sagte ihm, daß er sehr viel Energie brauchen würde. Die Jagd war noch nicht zu Ende. Er hatte sich geschworen, die Mörder des vierten Boten zur Strecke zu bringen, und wenn es das letzte sein würde, was er in seinem Leben tat. Nichts und niemand durfte ihn daran hindern. Die Gefangenschaft war nur ein vorübergehender Zustand.
    „Du hast nachgedacht?" fragte Kaif Chiriatha. „Über alles, was ich dir bei unserer letzten Begegnung sagte?"
    Die tief in den Höhlen liegenden Augen, die von breiten Knochenwülsten gegen allzu intensive Sonneneinwirkung geschützt wurden, ließen Foremons Blick stechend erscheinen. Das ansonsten völlig glatte Gesicht unterstützte diesen Eindruck.
    „Ich verstehe nicht, weshalb du so hartnäckig schweigst, Foremon. Du suchst Ce Rhioton -ich bin seine designierte Nachfolgerin. Also ist es

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