1854 - Ein Bote Thoregons
unnötig, vor mir Geheimnisse zuhaben."
Die Nährflüssigkeit prickelte in seinen Füßen. Foremon fühlte sich satt aber keineswegs zufrieden. Er wußte selbst nicht zu sagen, weshalb er sich Kaif Chiriatha versperrte. Mit jedem Tag, den er in Baaken Bauu gefangen blieb, half er doch nur den Mördern des vierten Boten.
„Schade", sagte die Galornin in dem Moment. „Ich hatte gehofft, du würdest Vernunft zeigen. Aber ich habe mich leider getäuscht."
Sie wandte sich zum Gehen. Foremon glaubte einen Hauch von Enttäuschung zu spüren, der sie plötzlich umgab.
Er registrierte ihre Entschlossenheit. In der Tat, Kaif Chiriatha erinnerte nicht nur in der Statur an Ce Rhioton. Auch ihre Ausstrahlung war der des zweiten Boten ebenbürtig.
„Warte!" raunte Foremon.
Die Galornin schwebte davon. Eine breite Türöffnung entstand vor ihr in der Wand, die eben noch wie aus einem Guß erschienen war.
Mehrfach hatte Foremon versucht, mit seiner Fähigkeit des Morphens den Weg zu öffnen. Vergeblich.
Die Wände enthielten keinen Stein, den er zur Reaktion zwingen konnte.
„Warte, Kaif Chiriatha!" sagte er laut.
Die Galornin schien ihn immer noch nicht gehört zu haben. Oder hatte sie das Interesse an ihm verloren?
Vielleicht würde sie ihre Warnung wahr machen. „Wir können dieses Spiel lange spielen", hatte sie beim letzten Mal gesagt.
„Bitte! - Ich will reden."
Ein Beben durchlief Kaif Chiriathas massigen Körper. Foremon hätte beinahe laut aufgeschrien. Diese wellenförmige Bewegung wirkte vertraut. Die Galornin erschien ihm jäh ebenso formbar und nach seinem Willen zu gestalten wie Basalt.
„Ich werde dir alles sagen", stieß Foremon hastig hervor.
„Weil du mich als Ce Rhiotons Nachfolgerin akzeptierst?"
Darüber dachte er besser nicht nach. Solange der zweite Bote lebte, brauchte er keine Nachfolgerin.
Kaif Chiriatha zu akzeptieren hätte bedeutet, alles in Frage zu stellen, weshalb Foremon die Basaltebene verlassen hatte. In einer Geste von Zorn und hilfloser Ohnmacht zugleich drehte er die Ohren nach vorne.
„Ich rede mit dir, weil es offenbar keinen besseren Weg gibt, den zweiten Boten zu warnen."
Kaif Chiriatha verstand nicht, was er meinte. Das war ihr anzusehen.
„Erzähle mir jede Einzelheit, und mag sie dir noch so unwichtig erscheinen!" forderte sie ihn auf.
„Was geschieht danach?"
„Das hängt von dir selbst ab, Foremon. Und davon, ob du mich überzeugen kannst, daß du mehr bist als nur ein erfolgloser Dieb."
Sie meinte es nicht böse, das spürte er, dennoch schmirgelte ihr Mißtrauen wie ein Sandsturm an seinem Skelett.
Mit knappen, präzisen Worten erzählte Foremon von der Basaltebene unterhalb der Stadt Gaalo. Er berichtete von Ce Rhioton und dessen Vorgänger als zweitem Boten von Thoregon, von To Gethen, der ihn als Wächter des Domes eingesetzt hatte.
Kaif Chiriatha hörte aufmerksam zu. Glaubte sie ihm? Wohl kaum. Da war die schreckliche Furcht, daß Perry Rhodan und Reginald Bull seinen verzweifelten Bemühungen zum Trotz ihr mörderisches Vorhaben beenden könnten.
Jahrhunderte des Wartens in der Basaltebene hatten ihm nicht geschadet. Aber jetzt ... er fühlte sich nicht mehr wohl in seinem Skelett. Zum erstenmal gestand Foremon sich ein, daß nicht nur Jahre oder Jahrzehnte zählten, vielmehr kam sogar Tagen oder nur Stunden ihre eigene, diesmal schreckliche Bedeutung bei.
„... wir dürfen nicht zögern, Kaif Chiriatha. Ich appelliere an deinen Sinn für Verantwortung. Wenn die Mörder auch Ce Rhioton töten, bedeutet das eine unbeschreibliche Gefahr für den Frieden in der ..."
„Erzähl weiter!" forderte sie ihn auf.
Was wollte sie noch hören? Wem galten ihre Zweifel? In den Augen der Galornen hatte er die PEGOOM gestohlen und sich der hochwertigen Technik bemächtigt. Kaif Chiriatha unterstellte ihm deshalb niedere Beweggründenur so konnte er sich ihr anhaltendes Zögern erklären.
Vielleicht war er besser beraten, nicht länger mit dem Schicksal zu hadern, sondern endlich wieder zu handeln.
Dem vermeintlichen Diebstahl des Raumschiffs einen Angriff auf die Galornin hinzuzufügen - was bedeutete das schon, wenn er nur auf diese Weise sein Ziel erreichen konnte ...
Körperlich war er zu schwach, doch seine Sinne tasteten bereits empor zur Decke. Sofern es ihm gelang, wenigstens ein Teil herauszubrechen und auf Kaif Chiriatha fallen zu lassen, würde sich ihm die Freiheit öffnen.
Er spürte eine schwache, kaum wahrnehmbare mineralische Struktur
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