1855 - Vorstoss in die Traumblase
Dao herzustellen. Er ließ es bleiben. Zu groß war die Gefahr, daß die Tolkander Energieemissionen feststellten, wo keine hingehörten. Dies durfte nicht geschehen.
Im Bereich des Nebelfeldes hingegen ließ sich der Einsatz des Deflektors durch die fehlenden Ortungsmöglichkeiten rechtfertigen.
Irgendwann entdecken sie euch trotzdem, lästerte der Extrasinn.
„Bis dahin haben wir hoffentlich ein paar wichtige Erkenntnisse gewonnen", murmelte Atlan vor sich hin.
Keine fünfzig Meter entfernt tauchten Schwärme von Robotern im Bauwerk auf und zwangen ihn endgültig zum Rückzug in die „Suppe".
„Wir haben keine andere Wahl", signalisierte er den Modulas. „Wenn wir nicht entdeckt werden wollen, müssen wir im Nebelfeld bleiben. Eine Rückkehr in das Bauwerk kann erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen."
Eine Entdeckung seiner Gruppe durch die Physander hätte die Chance von Myles Kantor und Dao-Lin-H’ay verringert, aus ihrer eigenen Situation heraus auf die neue Lage zu reagieren. Daß die beiden rechtzeitig über die Invasion des Bauwerks informiert wurden, dafür sorgten die Sonden, die sie taktisch klug über das Bauwerk verteilt hatten.
Der Terraner und die Kartanin würden feststellen, daß sie Atlan nicht erreichen konnten, und daraus die richtigen Schlüsse ziehen.
Dem Arkoniden mit über zwölftausend Lebensjahren Erfahrung fiel es nicht schwer, in einem solchen Fall die richtige Entscheidung zu treffen.
Zusammen mit den Modulas schaltete er die Deflektoren ein und suchte sich einen Weg durch die „Suppe" in Richtung des Gliederschiffes. Ständig tauchten Physander-Roboter aus dem Nebel auf und kreuzten ihren Weg. Im Schleichtempo reichten dreihundert Meter Sicht gerade noch aus, den sich schnell bewegenden Maschinen der Tolkander auszuweichen.
Und es wurden immer mehr. Nach der Geburt der Philosophen mit der daraus folgenden Bedrohung für die zweiundfünfzig Planeten deutete sich bereits jetzt an, daß sich der Schwerpunkt aller Vorgänge in die Traumblase verlagern würde.
„Uns bleiben höchstens ein paar Tage", sagte Atlan grimmig zu sich selbst. „Wenn wir es in dieser Zeit nicht schaffen, ist alles zu spät. Kurz vor dem Eintreten des sechsten Flimmerns können wir es garantiert nicht mehr aufhalten."
Er mußte an Nadjas Worte denken. Die Mutantin hatte Goedda als den Feind bezeichnet und ihnen klargemacht, daß die Philosophen nur so etwas wie Handlanger oder Mittel zum Zweck waren.
Nach über einer halben Stunde und etlichen Beinahekarambolagen tauchte erneut das Gliederschiff aus der „Suppe" auf. Und wieder wirkte der Anblick unnatürlich und unheimlich zugleich. Kilometerhoch ragte das Monstrum vor dem Arkoniden auf verlor sich irgendwo in der Ferne weit hinten.
Vor dem Bug existierte ebenfalls ein Sichtbereich von dreihundert Metern. Und dort befand sich derzeit der einzige Ort, wo es ruhig blieb und keine Roboter den Weg des heimlichen Beobachters kreuzten.
Atlan schickte zwei der Kampfroboter auf Erkundung. Den dritten behielt er zu seinem persönlichen Schutz zurück.
„Umrundet das Gliederschiff im Schutz des Nebels und beobachtet alles, was sich ereignet!" trug er den beiden Modulas auf. „In einer Stunde treffen wir uns an dieser Stelle zum Austausch der Daten."
Die beiden Maschinen bestätigten und verschwanden im Nebel.
Der Arkonide wartete eine Weile, dann setzte auch er sich in Bewegung.
Mit dem silbrigen Nebelgebilde war es wie mit einem Fenster. Lehnte er sich zu weit vor, bestand die Gefahr" daß er hinausfiel und die Physander das Deflektorfeld orteten. Also begnügte er sich zunächst damit, den vorderen Teil der Helmscheibe sachte aus der „Suppe" zu schieben und das Panorama auf sich einwirken zu lassen.
So weit er blicken konnte, gab es an der Oberfläche des Schiffes Bewegung. Überall entwickelten die Roboter in Gestalt von Physandern hektische Betriebsamkeit. Noch rätselte Atlan, was ihr Tun zu bedeuten hatte.
Über dreitausend allein in deinem Blickfeld, informierte der Extrasinn, als habe er eine Volkszählung durchgeführt.
Es wurden mit jeder Sekunde mehr. Sie quollen aus vergleichsweise winzigen Offnungen in dem riesigen Rumpf und verteilten sich blitzschnell auf die vorprogrammierten Ziele. Sie kamen dem Arkoniden wie Ameisen vor.
Besser wie Heuschrecken, die sich auf ein Ziel stürzen und es ruck, zuck kahlfressen, korrigierte der Extrasinn.
Im Sekundenrhythmus änderte sich das Erscheinungsbild des Gliederschiffes. Die
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