Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1858 - Posbis weinen nicht

Titel: 1858 - Posbis weinen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
ganz abgeklungene Nachhall der Pein, den die Bio-Komponente unter dem Einfluß des Tangle-Scans hatte erdulden müssen.
    Jetzt war sie wieder „zugeschaltet".
    Mit ihr als der Hälfte ihres Bewußtseins, das wußte Relebo, hätten sie Tolk-17 nicht lebend verlassen.
    Er erinnerte sich an jeden Befehl, den er rein syntron- und programmgelenkt gegeben hatte und der nur ohne den Biozusatz möglich gewesen war. Mit dem Plasma als Entscheidungsmitträger hätte er sich in der einen oder anderen Situation sicherlich anders verhalten.
    Und dennoch hätte er Swallobs Tod nicht verhindern können.
    Drally, Swallobs Matten-Willy, lag in einer Ecke der Zentrale auf dem Boden, platt wie ein Pfannkuchen, und tat seit Minuten nichts anderes, als sich am einzigen ausgefahrenen Pseudoarm mit einer scharfen braunen Flüssigkeit zu begießen, die stark nach Alkohol roch und wohl auch Alkohol war, in hochprozentigem Maße. Er tat das, wie einige seiner berühmt gewordenen Vorfahren, um sich zu geißeln; zu bestrafen dafür, daß er nicht dagewesen war, um seinen Posbi zu retten.
    Boober behielt es in diesen Momenten der Trauer für sich, aber er kannte Drally und hätte schwören können, daß der Artgenosse das gefährliche Zeug nur brauchte, um seinen Schmerz (in erster Linie aber sich) zu betäuben was natürlich mit jenem angenehmen Prickeln verbunden war, das Matten-Willys seit Jahrtausenden daran zu schätzen wußten.
    „Wollt ihr denn ewig trauern?" fragte Boober nach einer Weile mutig, wobei er sich sanft an Relebos Beine heranschob und ein großes, rundes Stielauge ausfuhr.
    Auf dem langen Tentakel schwankte es vor dem „Gesicht" des Kommandanten, und statt einer Pupille drehte sich hypnotisch eine Spirale darin.
    Boober sprach leise, beschwörend weiter, als Relebo ihn nicht fortschob: „Swallob ist tot. Wir beweinen und ...", er drehte das Auge kurz nach Drally um, „... und begießen ihn, aber er wird nicht mehr lebendig. Er hat durch sein Opfer vielleicht viele tausend Posbis gerettet, Relebo. Nun laßt es gut sein und kommt wieder zu euch. Sonst ..."
    „Sonst?" fragte Relebo mit halbem Interesse.
    „Sonst muß ich weinen, und du weißt, wie es ist, wenn ich weine!" stieß Boober hervor, die Drohung schon halb wahr machend.
    „Alles, nur das nicht", sagte der Kommandant und hob sich auf dem Antigravkissen aus jener Halbschale in der Wand, die ihn mit den Systemen des Fragmentschiffs verbunden hatte. „Und höre mit deinem Hypnotisiergetue auf!"
    „Du lebst wieder!" frohlockte der Matten-Willy und ließ sein Auge tanzen. „Du bist aus dem Reich der Trübsal zurückgekehrt! Und, nicht wahr, jetzt weißt duaber auch, wie es ist, einen Freund zu verlieren. Du wirst dich nicht mehr auf solch gefährliche Sachen einlassen."
    „Mein Bedarf an Abenteuern ist gedeckt", sagte der Kommandant der BOX-7443. Nur klang es nicht sehr überzeugend.
    Er und seine Leute hatten sich freiwillig zum Einsatz auf Tolk-17 gemeldet. Er hatte sich dazu zunächst mit seinem Schiff von den Posbi-Einheiten in die Nähe der Terraner begeben und alles mit ihnen ausgeklügelt.
    Jetzt stand sein Schiff immer noch an der gleichen Stelle.
    Als Grund führte Relebo an, daß er die Ergebnisse der Auswertung jener Daten abwarten wolle, die er - sozusagen als Swallobs Vermächtnis - vom Tolkanderplaneten mitgebracht hatte.
    Aber das wäre genausogut bei seinem Posbi-Verband möglich gewesen.
    Er, das konnte er nicht leugnen, hatte seine Mannschaft zu dem Tolk-17-Unternehmen überredet; er hatte sie überzeugt. Die Posbis waren stets die treuesten aller treuen Helfer der Terraner gewesen - und damit auch der Galaktiker. Jetzt, wo es ihnen der Tangle-Schild erlaubte, mußten sie wieder helfen.
    ‘ Und Swallob - sollte sein Tod denn umsonst gewesen sein?
    Relebo erstickte fast an der Trauer um den Freund. So grauenvoll kompromißlos die Posbis in den Jahren der Kriege gegen die Milchstraßenvölker gewesen waren, so viel mehr gefühlsbetont, also auch verletzlicher waren sie seit der großen Veränderung durch die Zündung des Chronofossils Hundertsonnenwelt durch Perry Rhodan.
    „Ich sehe dir an, was du denkst, Relebo", sagte Boober (was natürlich völlig unmöglich war), als er hinter dem durch die Zentrale schwebenden biosyntronischen Roboter herkroch und sich dabei mutig vom Fladen in eine Art Wackelpudding aufschaukelte. „Es läßt dir keine Ruhe, nicht wahr? Du willst dich schon wieder ins Unglück stürzen!" Er bildete ein halbes Dutzend

Weitere Kostenlose Bücher