1858 - Posbis weinen nicht
Partner.
Trauer!
Relebo versank fast in dem Gefühl, verantwortlich zu sein für den Tod dieser vier. Er war schockiert.
Alle Ereignisse der letzten Tage liefen vor seinem syntronischen Auge ab - und als ihn die Trauer und der Zorn zu lähmen drohten, da begriff er, daß er seine Biokomponente wiederhatte.
Das Plasma und die Syntronik waren wieder eins, und das Plasma stand nicht länger gegen ihn und versuchte, ihn umzubringen, sondern war so wie früher, nicht mehr von der Sehnsucht nach dem Tod und den Plänen erfüllt, sich und ihn umzubringen, um zu Goedda zu gelangen.
Er war frei!
Der Schmerz lähmte ihn fast, aber er wäre unehrlich zu sich selbst gewesen, darüber nicht glücklich zu sein.
Es gab keinen Tangle-Schild mehr, keine bionische Sperre. Er war wieder auf der BOX-7443 und damit außerhalb des Einflußbereichs des Philosophen.
Außerhalb des inneren Solsystems, wo sich alle Gedanken der Intelligenzen nur noch um das Sterben drehten.
Sie hatten es geschafft. Illgen hatte das Beiboot zurückgebracht, und die befreiten Terraner waren zur GILGAMESCH transportiert worden, während der Schock Relebo noch geistig gelähmt hatte.
„Relebo", kam es von Adams, „hörst du mich jetzt?"
Er sah dem Terraner in die Augen und nickte.
„Ich höre und verstehe", antwortete der Posbi. „Wie geht es den Befreiten?"
„Schlecht", sagte Adams. „Sie stehen noch immer unter dem Einfluß, den der Philosoph auf sie ausgeübt hat. Was er ihnen einsuggeriert hat, wirkt immer noch in ihnen nach. Wir hoffen hier alle, daß sie bald wieder normal sein werden. Aber ..."
„Aber?" fragte Relebo.
Homer G. Adams schüttelte den Kopf.
„Wir hoffen es, aber wir wissen es nicht. Ihr werdet jetzt zu eurem Verband vor 47 Tucani zurückfliegen, und ich kann.euch nicht genug danken, Relebo. Mag die Zukunft noch so finster aussehen, und seien die Opfer noch so beklagenswert - wir haben bewiesen, daß wir etwas tun können, wenn auch vielleicht nur in kleinem Rahmen. Lebt wohl, Relebo. Was ihr getan habt, werden wir euch nie vergessen."
Der Kommandant sagte ein paar höfliche Worte zur Erwiderung. Dann, als es in der BOX keinen Homer G. Adams mehr gab, saß er für lange Minuten allein in seinem Sessel und schwieg.
Niemand wagte ihn anzusprechen.
Illgen, Modana, Gabezo und Vladda saßen bei ihm, und auch sie trauerten um ihre gefallenen Freunde.
Die Gefühle der syntronischbiologischen Roboter warenintensiver als die vergleichbaren Gefühle von Menschen oder anderen Galaktikern in dieser Lage, aber im Gegensatz zu diesen konnten sie keine Träne vergießen.
. Posbis weinten nicht.
Das einzige Geräusch in diesen Augenblicken, als von der GILGAMESCH Abschied genommen war und alles darauf wartete, daß der Kommandant den Rückstart nach Tucani programmierte, war ein leises Schaben und Schmatzen, als würden große, nasse Lappen über einen glatten Bodengezogen.
Die Matten-Willys kamen, für ihre Begriffe, lautlos in die Zentrale, nachdem sie ihren ersten großen Schmerz überlebt und auch ihren Posbis gestattet hatten, lange genug zu trauern. Die Matten-Willys der Gefallenen waren noch nicht wieder dabei.
Dann richtete Boober sein Stielauge weit auf, bis alle Posbis es sehen konnten, und vergoß in der Form eines kleinen Wasserfalls die Tränen, die die Posbis nicht weinen konnten.
Nur rochen sie streng alkoholisch.
„Verschwindet auf der Stelle!" sagte der Kommandant. „Verschwindet sofort aus der Zentrale, sonst geschieht ein Unglück!"
„Aber Relebo!" Boober blickte ihn traurighypnotisierend an. „Wir wollten euch keine Vorwürfe machen, auch die Willys der Gefallenen nicht, die jetzt keinen großen Freund mehr haben. Wir wollten euch wirklich nicht sagen, daß ihr unverantwortlich ihr Leben riskiert habt und an ihrem Tod schuld seid. Nein, ihr leidet selbst genug darunter, da gehört es sich nicht, daß wir euch auch noch mit unseren Vorwürfen belästigen.
Ihr solltet nur wissen, daß wir euch dafür hassen könnten, daß und falls ihr ..."
Relebo drehte sich zu ihm um und paralysierte ihn.
EPILOG
Zwanzig Stunden später blickte Homer G. Adams der terranischen Flottenkommandantin im Sektor 47 Tucani in die ausdrucksvollen grauen Augen und suchte nach Worten.
„Ein ... tausend?" wiederholte er dann das eine Wort, das sie ihm nach der Begrüßung gesagt hatte, allerdings mit einer Miene, die ihn wissen ließ, was sie damit meinte.
„Du redest von ... eintausend Tolkandern? Eintausend
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