186 - Seelenjagd
geraten? Auf dem großen Anwesen herrschte eine Ruhe, die mich nervös machte.
War alles bereits gelaufen?
Hatten Tucker Peckinpah, Cruv und Calarb den Tod gefunden?
Wir liefen gespannt auf das Haus zu. Im Erdgeschoß brannte zwar Licht, aber wir konnten nicht durch die Fenster sehen, weil die Übergardinen zugezogen waren.
Mit wachsender Nervosität erreichten wir das offene Tor. Ich hätte mich wohler gefühlt, wenn ich Kampflärm gehört hätte, denn diese Stille konnte nichts Gutes bedeuten.
Ich betrat das Haus des Industriellen zuerst. Boram folgte mir völlig lautlos und achtete darauf, mit mir nicht in Berührung zu kommen, denn das wäre für mich schmerzhaft gewesen.
Nach dem Nessel-Vampir glitt die schwarzhaarige Roxane geschmeidig in die Halle, und Mr. Silver bildete mit Shavenaar das Schlußlicht.
Ich schickte Boram vor. Ein kurzes Handzeichen genügte, der weiße Vampir verstand. Seine helle Dampfgestalt schwebte förmlich über den Boden.
An der offenen Salontür verharrte er kurz und bedeutete uns sodann, nachzukommen. Augenblicke später langten wir bei ihm an und sahen Calarb in der magischen Glocke zusammensacken.
Der gefangene Teufel begann sich darin aufzulösen.
Mr. Silver war nicht zu halten. Er stürzte mit einem lauten Kampfschrei in den großen Raum, schwang das Höllenschwert über dem Kopf und rannte auf die magische Glocke zu.
Axmarpho und Bagugor wollten sich ihm in den Weg stellen, doch sie wurden von Roxane und Boram angegriffen, waren gezwungen, sich zu verteidigen.
Mir war Tucker Peckinpahs Sicherheit am wichtigsten, deshalb stürmte ich auf ihn zu, packte ihn und riß ihn mit mir aus dem Salon.
Damit hatte er wohl nicht mehr gerechnet. Dementsprechend verwirrt starrte er mich, seinen Retter, an. »Tony, wo kommen Sie auf einmal her?« stieß er fassungslos hervor.
Ich sagte ihm, daß Cruv uns angerufen hatte.
»Der Gnom ist mit Gold nicht aufzuwiegen«, sagte Peckinpah strahlend, »Ich wäre verloren gewesen. Axmarpho und Bagugor wollten mich töten. Sie hatten mich als Köder für Calarb benützt.«
»Sind Sie okay, Partner?«
»Ja. Dank Cruv - und eurem raschen Eingreifen.«
Plötzlich verfinsterte sich Peckinpahs Miene. Panik glitzerte in seinen Augen. Er fragte nach dem Gnom, doch ich konnte ihm nicht sagen, wo der Kleine war.
»Mein Gott, Tony, ich mache mir Sorgen um ihn!« stöhnte der Industrielle. »Kommen Sie, wir müssen ihn suchen!«
***
Roxane spreizte die Finger und aktivierte ihre Hexenkraft. Blitze zuckten auf Axmarpho zu, schlangen sich um ihn und hüllten ihn ein.
Er schlug um sich und heulte Abwehrworte in der Dämonensprache. Damit gelang es ihm, das Blitznetz zu zerreißen.
Boram kämpfte indessen mit Bagugor. Immer wieder sprang er den Höllenjäger an und nahm Energie von ihm auf.
Bagugor wurde bei jedem Kontakt schwächer - und Boram stärker!
Doch noch schaffte es der Nessel-Vampir nicht, den Gegner zu Boden zu werfen. Unermüdlich griff Boram an. Er wechselte fortwährend die Position.
Bagugor brüllte. Er griff nach Boram, konnte den weißen Vampir aber nicht packen. Seine Finger fuhren durch die Dampfgestalt, und er verlor noch mehr Kraft.
Endlich gelang es Boram, Bagugor zu Fall zu bringen. Er breitete sich sofort über ihn und vernichtete ihn mit einem blitzschnellen Todesbiß.
***
Tucker Peckinpah keuchte die Treppe hinauf. Trotz seines Alters war er erstaunlich schnell. Die Sorge um Cruv trieb ihn an. Daß er einen Herzinfarkt hinter sich hatte, merkte man nicht. Das Gift einer Gorgone hatte ihm den eingebrockt. Zum Glück war der Industrielle inzwischen wieder völlig hergestellt.
Wir fanden Cruv im Obergeschoß.
Peckinpah starrte mich entsetzt an. »Tony…«
Er blieb stehen.
Mit drei weiteren Schritten erreichte ich den Gnom, der reglos auf dem kalten Steinboden lag. Tucker Peckinpah schlich mit verkrampften Fäusten und verkniffenem Mund heran.
»Ist er… für mich gestorben, Tony?« fragte er heiser.
»Er ist zum Glück nicht tot«, gab ich zurück und bemühte mich, den häßlichen Kleinen aufzuwecken.
Es dauerte nicht lange, bis Cruv verwirrt die Augen aufschlug.
»Dem Himmel sei Dank!« ächzte der Industrielle.
»Was ist passiert?« wollte ich von Cruv wissen.
Er konnte es mir nicht sagen. Jemand hatte ihn von hinten niedergeschlagen. »Entweder Axmarpho oder Bagugor«, vermutete er.
»Sei froh, daß sie sich damit begnügten, dich schlafen zu legen«, sagte ich.
»Das bin ich«, ächzte der Gnom und
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