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186 - Wächter der Stille

186 - Wächter der Stille

Titel: 186 - Wächter der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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Fisch waren angefüllt mit Mordlust, und gerade seine geringe Größe machte den Soord’finn zu einem schrecklichen Gegner.
    Die Waale wurden aufmerksam, als er heran schoss.
    Warnlaute ertönten, das Weibchen rief nach dem Jungtier, die Herde begann sich zu formieren. Aber schwere Leiber brauchen ihre Zeit, um dem Willen des Besitzers zu entsprechen, und bis die tapferen sanften Riesen einen Schutzwall um das Muttertier gebildet hatten, war es längst zu spät.
    Der kleine Waal schwamm um sein Leben. Er nutzte alle Tricks und Kniffe, das ganze ererbte Wissen, das sein Instinkt hergab. Wie ein grauer Pfeil schoss er durch die Herde, kreuz und quer. Er schlug Haken, tauchte ab, kam kerzengerade hoch – doch was immer er tat, sein Verfolger ließ sich nicht abschütteln.
    Eigentlich war der Kampffisch ein schöner Anblick mit seinen metallisch glänzenden Schuppen in blau und grün und den schleierähnlichen Flossen. Selbst seine Jagdwaffe, der zum Schwert verlängerte Oberkieferknochen, hatte bei allem Schrecken etwas Prachtvolles. Man musste allerdings ein Krieger sein, um das so zu sehen. Für die Waale war Agat’ols Soord’finn ein Angreifer, den es unbedingt zu töten galt, und das versuchten sie auch. Quer stehende, riesige Schwanzflossen, größer als der Kampffisch selbst, schlugen wuchtig auf ihn herunter.
    Die Waale versuchten ihn zu rammen, der Weiße schnappte sogar nach ihm, was sehr ungewöhnlich war. Nichts brachte Erfolg.
    Allmählich verließen das Jungtier die Kräfte. In einer letzten verzweifelten Anstrengung floh es unter den Bauch seiner Mutter, stellte sich längs, drückte den schmalen Rücken an die vertraute, schützende Riesengestalt.
    Der Soord’finn drehte eine Runde, um Geschwindigkeit aufzunehmen, dann jagte er los. Er durchbohrte das Waalbaby mit solcher Kraft, dass es weit ins freie Wasser hinaus gestoßen wurde, und trug es auf dem Knochenschwert davon, in einer Wolke aus Blut.
    Agat’ol hatte seine liebe Mühe, den Kampffisch zurückzuholen. Der wollte reißen und töten und konnte nicht, weil ihm die Beute unerreichbar aufgespießt vor den Zähnen hing. Nur widerwillig folgte er dem Ruf seines Herrn.
    Unterwegs versuchte er immer gieriger, den Waal zu beißen.
    Das funktionierte nicht, und je länger ihn der Geruch frischen Fleisches so verlockend und frustrierend zugleich umgab, desto mehr steigerte sich der Kampffisch in einen Blutrausch. Als er den Mar’os-Krieger erreichte, schnappte er nach ihm. Agat’ol konnte gerade noch ausweichen. Fluchend schaltete er seinen Blitzstab in den Betäubungsmodus, rammte ihn dem Soord’finn in die Schuppen und drückte ab.
    Der kleine Waal lebte noch, zappelte schwach. Agat’ol hob erneut den Blitzstab, diesmal zum Töten, und feuerte anschließend eine Salve auf die Herde ab. Sie richtete keinen Schaden an, schlug die Tiere nur in die Flucht.
    Es wurde ruhig in Tauchtiefe Zweitausend. Die Klagelaute der Meeressäuger verhallten, Wasserwirbel lösten sich auf, verschreckte Lebewesen kehrten zurück. Agat’ol hatte ein Messer gezückt, schnitt und zerrte das noch warme Fleisch vom Schwert des Soord’finns. Der war wieder erwacht, verfolgte mit Blicken die treibenden Stücke. Was er dachte – falls er etwas dachte – sah man ihm nicht an. Da war kein Ausdruck in den scheibenflachen Fischaugen, kein Leben. Alle Flossen hingen herunter; er verschob sie nur gelegentlich, um die Schwebeposition neben Agat’ol beizubehalten. Der Unterkiefer voller Reißzähne mahlte träge von rechts nach links. Jedem Fremden in seiner Nähe wäre das Tier wie eine faule Riesenschnecke vorgekommen. Allerdings lebten Fremde in seiner Nähe auch nicht lange.
    »Wage es nicht!«, knurrte Agat’ol, als der Soord’finn wie unbeabsichtigt eine Winzigkeit fort trieb.
    Kampffische mussten, wann immer sie nicht geritten wurden, ihren Besitzer so begleiten, dass sich ihr Kopf zu jeder Zeit unmittelbar neben dessen Körper befand. Darauf waren sie erzogen, und das hatte seinen Grund: Kopf an Körper war die einzige Stellung, in der ein Kampffisch sein Opfer nicht aufspießen konnte, und dass der Mar’os-Krieger ein Opfer werden würde, wenn er nicht acht gab, daran zweifelte er nie.
    Der Waalkadaver kam frei. Agat’ol steckte das Messer weg, schwang sich auf den Soord’finn und fischte ein Bauchstück aus dem Wasser. Er stöhnte, als er sich in die weiche, blutige Fleischmasse hineinfraß. Seine Tantrondrüse, angeschwollen und überproduktiv wie bei allen

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