1860 - Goedda
allmählich zum routinemäßigen Waffengang.
General Leelosee, ein Xantolar mit eisblauer Körperbehaarung und kupierten Ohren, was ein Adelsprädikat war, war der Befehlshaber der vinidischen Truppen, die den Kontinent Augonzo besetzt hatten und gegen die Insedder des Generals Ami’Seitur verteidigten. Ami’Seitur war ein Ayrrisa, und seine Truppen beherrschten die übrigen vier Kontinente des Planeten.
Einen Planeten besetzt zu halten und zu verteidigen, dahinter vermutet man starke und gut gerüstete Truppenkontingente, viel Artillerie und ganze Flotten von Kampfgefährten. Tatsache war jedoch, daß keine der beiden Seiten über entsprechendes Kriegsmaterial verfügte, um dem Kriegshandwerk seriös nachgehen zu können. Und es standen rund zweitausenddreihundert Viniden kaum doppelt so viele Inseddern gegenüber, die einen über einen Kontinent, die anderen über den restlichen Planeten verteilt.
Viele der Soldaten waren schon über Jahre auf dem Planeten stationiert, manche von Anbeginn der Kämpfe um den Planeten. Im Laufe der Zeit waren sie zu Bauern und Viehhütern geworden, um sich selbst und ihre Kameraden mit dem Nötigsten fürs Leben zu versorgen, denn von Nachschub und Verstärkung konnten sie nur träumen. Gekämpft wurde immer seltener und wenn überhaupt, dann zumeist auf dem Goorbrett.
Es hatte sich mit den Jahren ergeben, daß sich General Leelosee und General Ami’Seitur an neutralem Ort trafen und eine Partie des kriegsstrategischen Spiels Goor austrugen. Der jeweilige Verlierer hatte dem Sieger einen Soldaten seiner Truppe als Opfer auszuliefern. Die Hinrichtung solcher >Kriegsgefangenen" gestaltete sich auf beiden Seiten stets zu einer triumphalen Siegesfeier, die der Moral der siegestrunkenen Truppe immer wieder guttat.
Es sei noch angemerkt, daß General Leelosee insgesamt mehr zu feiern hatte als sein inseddischer Kontrahent, denn er war der bessere Goorspieler.
Nur auf diese Weise dezimierten sich die beiden Kriegsparteien gelegentlich, denn auf dem Schlachtfeld wurde kaum noch gekämpft. Die Waffen beider Parteien waren größtenteils verrottet, die Kampffahrzeuge nur noch Schrott. In den Jahren zuvor hatte man gelegentlich noch abenteuerlich anmutende Flieger oder Panzer angetroffen, die aus den Bestandteilen aller möglichen anderen Kriegsgefährte zusammengebaut waren. Aber auch diese waren inzwischen ausgefallen und standen nutzlos herum - als lächerliche Denkmäler für einen absurden Krieg.
In der Gegenwart gab es nur noch den „Roller" - und sehr zum Ärger und Neid von General Leelosee befand sich diese Kriegsmaschine im Besitz der Insedder. Der Roller war des Generals Ami’Seitur ganzer Stolz, und obwohl dieses große, kugelähnliche Gebilde über keinerlei funktionierende Artillerie und über keine andere Funktion als die des Schwebefluges verfügte, schickte Ami’Seitur den Roller immer wieder zu Erkundungsflügen zum Kontinent Augonzo, weil er wußte, wie sehr der Anblick seinen Kontrahenten Leelosee ärgerte.
General Leelosee maßte tatenlos zusehen, wie der Roller seine Runden drehte und die Mannschaft über Lautsprecher Schmährufe auf die Viniden entlud oder ihre Stellungen gelegentlich mit Unrat bombardierte.
Diese Demütigungen ärgerten den Xantolar im Sinne des Wortes grün -und wenn sich sein Körperpelz in dieser Farbe verfärbte, dann gingen ihm seine Leute besser aus dem Weg.
General Leelosee konnte in der Tat nichts anderes tun, als sich grün zu ärgern, weil er nicht die geeigneten Waffen besaß, den Roller abzuschießen. Er hatte es ja versucht. Er hatte seine letzten Handgranaten nach dem Aufklärer werfen und aus allen Rohren der wenigen zur Verfügung stehenden Handfeuerwaffen nach ihm schießen lassen. Aber außer ein paar unbedeutenden Schrammen an der Hülle des Ichwebershatte er damit keine Wirkung erzielen können. Nachdem ihm die Granaten ausgegangen waren, hatte General Leelosee sogar eine Steinwurfmaschine bauen lassen, aber das brachte ihm nur das über Lautsprecher verstärkte Gelächter der inseddischen Besatzung ein.
Eines Tages orteten General Leelosees Leute die Landung eines mächtigen inseddischen Truppentransporters auf dem Nachbarkontinent Zuurau. Aus den aufgefangenen Funksprüchen ging hervor, daß es sich dabei um die ARR’ACOR handelte. Obwohl die Ankunft eines Truppentransporters auf Koyor ungewöhnlich war, beunruhigte dies den Befehlshaber der vinidischen Truppen nicht. Auch als sein Kontrahent Ami’Seitur ihn
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