1860 - Goedda
wird."
Er hatte es kaum gesagt, als der Countdown beendet war. Irra’Anvete stand längst in Kontakt mit Sil Toffer in der Hyperraumblase KMz. Die Computer der Autopiloten hatten die Positionen beider Blasen bestimmt und steuerten sie nun aufeinander zu.
„Kontakt!" meldeten die Steuercomputer beider Blasen.
Und im selben Moment begann eine Seite der Wandung von Irra’Anvetes Hyperraumnische zu wabern.
Ein schwarzes Loch bildete sich, als die energetische Trennschicht als Abschirmung zur fünften Dimension verpuffte. Die Öffnung wurde größer und größer, so daß Irra’Anvete hindurchsehen konnte. Und was er sah, bescherte ihm ein Glücksgefühl ohnegleichen.
Durch die Öffnung blickte er in die Nische KMz. Und beide Hyperraumblasen vereinigten sich zu einer. Sil Toffer und sein Assistent kamen auf ihn zu, und sie beglückwünschten einander zum erfolgreichen Zusammenschluß. Auch aus den anderen Stationen trafen die Glückwünsche der Teamgefährten ein.
Irra’Anvete aber beschwichtigte die Gemüter. Zwei Hyperraumnischen zusammenzuführen war reine Routine. Zwei Kleine Mütter zu einer zu vereinigen aber war ein unbekanntes Abenteuer. Jetzt würde es sich gleich erweisen, ob viele Jahre der Forschung von Erfolg gekrönt sein würden oder umsonst gewesen waren.
Würden die beiden Kleinen Mütter sich miteinander vertragen und die Metamorphose eingehen? Oder würden sie einander abstoßen wie zwei Fremdkörper, sich gar gegenseitig absorbieren?
Irra’Anvete leitete den entscheidenden Schritt ein. Beide Kleinen Mütter wurden aus der Ummantelung befreit und mittels Antigravfeldern aufeinander zugeführt. Sie kamen einander näher und näher.
Irra’Anvete gemahnte sich selbst zur Vorsicht und verlangsamte den Prozeß, je näher sich die beiden Mütter kamen. Falls er Anzeichen von aggressivem Verhalten feststellte, wollte er den Prozeß der Annäherung notfalls sofort wieder rückgängig machen können.
Als Goedda und Seeda nur noch eine Armlänge voneinander entfernt waren, passierte etwas, mit dem niemand rechnen konnte. Und es geschah so schnell, daß Irra’Anvete keine Chance zum Eingreifen gehabt hätte.
Seeda floß urplötzlich in Goedda über und vereinigte sich mit ihr.
Goedda, nun zu doppelter Größe angewachsen, zeigte auch nach der Vereinigung ganz normale medizinische Werte.
Dieser Prozeß, wie er zwischen Goedda und Seeda abgelaufen war, wiederholte sich völlig komplikationslos noch weitere fünfundvierzig Male. Ideyde, Merenaia, Jaaga, Ochke, Kuyno und Geese und all die anderen Kleinen Mütter wurden Goedda nach und nach zugeführt und wuchsen zu einem einzigen großen Gebärorganismus.
Es war die Geburtsstunde von Goedda, der Großen Mutter der Krieger.
Llashot’Aym hat eine umfassende Chronik des tausendjährigen Krieges verfaßt, die auch hundert Jahre nach ihrer Niederschrift noch gültig ist und einen komplexen Überblick über das galaktische Geschehen gibt.
In dem nachfolgenden Jahrhundert hat sich kaum etwas an der Landschaft des Krieges geändert. Die Fronten veränderten sich nur unwesentlich, der Kampf ums Überleben war zur Routine, zum alltäglichen Trott geworden.
Doch das änderte sich mit Goeddas Geburt schlagartig. Darum ist es nötig, der „Chronik des Blutes" ein letztes Kapitel anzufügen. Und als Schöpfer von Goedda, der Großen Mutter der Krieger, sehe ich mich als den Auserwählten, dem dies zu tun obliegt.
Der Planet Koyor war eine Welt wie viele tausend andere. Sie war im Grunde genommen völlig unbedeutend, besaß keine wertvollen Rohstoffe, hatte weder für Insedder noch für Viniden eine besondere religiöse, ethische oder ethnische Bedeutung. Koyor hatte nur primitives Leben hervorgebracht und war in ferner Vergangenheit, noch lange vor Ausbruch des tausendjährigen Krieges, abwechselnd von Inseddern und Viniden kolonisiert worden, ohne daß irgendwann einmal um diese Welt gekämpft worden wäre.
Doch das änderte sich, als die Militärs beider Seiten aus irgendwelchen taktischen Überlegungen bestimmten, daß Koyor eine wichtige strategische Bedeutung zukäme. Warum das so sein sollte, wußten sie vermutlich selbst nicht, und es ist auch in keinen Annalen dokumentiert.
Tatsache ist jedoch, daß in den letzten Jahrzehnten v. G. - vor Goedda ein heißer Kampf um diesen Planeten entbrannt war. Der kleine Planetenkrieg abseits der bedeutenden Fronten, der anfangs mit Leidenschaft und Aufopferung geführt worden war, entschlief jedoch
Weitere Kostenlose Bücher