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1869 - Gesang der Kleinen Mütter

Titel: 1869 - Gesang der Kleinen Mütter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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er sich auch an mich gewöhnen könnte; immerhin arbeiten wir nun für eine ungewisse Zeit zusammen."
    Die Schotten gingen auf, und Jafko stürmte freudig heraus. Er warf Bré beinahe um - aber eben nur beinahe. Es war immer wieder erstaunlich, wie unendlich behutsam diese riesige schwere Bestie mit einer zarten menschlichen Person umging.
    Dann erst entdeckte er Atlan und zog sich in eine abwartende, aber nicht unbedingt feindselige Position zurück.
    „Das ist doch schon ein gutes Zeichen", freute sich der Arkonide.
    „Der Meinung bin ich auch." Bré wandte sich an Jafko und ließ sowohl ihre empathischen Sinne als auch ihre Stimme auf ihn einwirken. „Sieh mal, da ist Atlan. Er ist mein Freund, wie ich dir schon gesagt habe, und ich möchte, daß du freundlich zu ihm bist. Wenn du brav bist, darfst du mit uns kommen, dann bist du nicht mehr so allein. Das ist doch viel besser, oder? Also komm schon, benimm dich."
    Jafko stellte seine riesigen Luchsohren mit den dichten gelben Haarbüscheln steil nach vorne in Atlans Richtung.
    „Das ist seine Art zu wittern", erläuterte die Sabinnerin. „Diese gelben Haare sind höchstsensible Sinnesorgane."
    „Er ist also eine Art Empath wie du?"
    „Ja. Wir haben eine starke Affinität zueinander, schon seit der ersten Begegnung."
    Atlan rührte sich nicht, streckte nur die rechte Hand ein wenig nach vorn aus. Der Husslar bewegte zögernd seinen Kopf auf diese Hand zu, seine goldgesprenkelten Augen blinzelten. Immerhin stellte er seine Halsmähne nicht auf, und auch ansonsten wirkte er zwar vorsichtig, aber nicht stark angespannt oder gar drohend.
    „Jafko, du machst ein fürchterliches Gestell", schalt Bré. „Was soll das denn? Nimm Atlans Witterung auf, beschnuppere seine Hand, und fertig. Er will doch sonst gar nichts von dir. Er wird dich nicht einmal streicheln, wenn du es nicht willst."
    Die langen Schnurrhaare der sechsbeinigen Riesenkatze bebten leicht, je näher der Kopf der ausgestreckten Hand kam.
    Vermutlich wurde es Atlan ein wenig unangenehm, als die mörderischen Säbelzähne im gefährlich nahe kamen, aber er harrte geduldig aus.
    „Na, Jafko", sagte er leise und sanft, „so schlimm ist das doch gar nicht ..."
    Der Husslar beroch ausgiebig seine Hand und starrte dem Arkoniden dann direkt in die Augen. Atlan bemühte sich, nicht direkt zurückzustarren, um nicht aggressiv zu wirken. Er wich dem Blick weitgehend aus und rührte sich nicht.
    Dann war der friedliche Moment vorbei. Vielleicht erwartete der Husslar zusätzlich zu der versöhnlichen Haltung eine Unterwerfungsgeste, das konnte später nicht einmal Bré erklären.
    Ohne ersichtlichen Grund plusterte sich Jafkos Halskrause auf, und er begann furchterregend zu knurren.
    Atlan zog seine Hand sofort zurück, aber nicht zu schnell, um den Jagdinstinkt nicht herauszufordern und als fliehende Beute deklariert zu werden. Er blieb weiterhin ruhig stehen.
    „Jafko!" schrie Bré und schlug dem Kater sofort mit der flachen Hand auf die Nase, bevor die furchtbaren Kiefer zuschnappen und Atlans Hand als Nachmittagssnack verspeisen konnten.
    Er ließ sich ablenken, aber nur für einen kurzen Moment. Drehte den Kopf zu ihr, nieste und richtete die Aufmerksamkeit, dann wieder auf den Arkoniden.
    Die Sabinnerin reagierte gleichzeitig, stellte sich vor Atlan und reflektierte ihre Wut auf empathischem Wege. Als „Weibchen" durfte sie dem männlichen Husslar herausfordernd und aggressiv begegnen, um ihn zum Rückzug aufzufordern.
    Ihre Emotionen schienen Jafko Schmerzen zu bereiten, denn er wich zurück und stieß ein klägliches Maunzen aus. Offensichtlich war er hin- und hergerissen zwischen Gehorchen und Angreifen.
    „In die Kabine!" befahl Bré. „Marsch!"
    Der Husslar war sofort mit einem mächtigen Satz darin verschwunden, anscheinend froh, der Entscheidung enthoben zu sein und aus ihrem emotionalen, zornerfüllten Bereich zu entkommen. Die Schotten schlossen sich. Kein Laut drang heraus.
    „Das war’s", wandte Bré sich Atlan zu. „Der letzte Versuch. Es hat absolut keinen Sinn."
    „Aber er hat sich doch bereits weitaus friedfertiger benommen", übernahm Atlan erstaunlicherweise Jafkos Verteidigung. „Vielleicht gewöhnt er sich doch nach und nach an mich."
    Bré schüttelte den Kopf.
    „Na schön, das nächstemal geht es vielleicht zehn Minuten gut - und dann? Irgend etwas besteht zwischen dir und ihm, was unüberbrückbar ist", sagte sie auf einmal direkt.
    „Wie meinst du das?" fragte er

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