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1869 - Gesang der Kleinen Mütter

Titel: 1869 - Gesang der Kleinen Mütter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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verwundert.
    „Wie gesagt, ist er äußerst sensibel. Vielleicht erinnerst du ihn an die Trophäenjäger, die seine Eltern und Geschwister ermordeten. Vielleicht aber wittert er in dir ein Geheimnis, das er als Bedrohung empfindet."
    Der Arkonide lachte. „Das geht aber zu weit, findest du nicht?"
    „Wieso?" gab sie ungerührt zurück. „Was weiß ich schon über dich? Du bist so alt wie unsere Geschichtsschreibung. Und ich kenne dich lediglich aus dem Geschichtsunterricht."
    „Immerhin arbeiten wir bereits seit ein paar Tagen zusammen. Außerdem hast du mir glaubhaft versichert, daß du Empathin bist. Hast du denn das Gefühl, daß ich eine Bedrohung bin?"
    „Nein", gab sie zu. „Eine Bedrohung natürlich nicht. Aber ich sehe es nicht als meine Aufgabe an, dich bis ins letzte Detail zu sezieren und zu analysieren. Die meisten Tiere haben einen sehr guten Instinkt, und Jafko hat ein äußerst feines Gespür. Anders als ich kann er das nicht abschalten. Und ebensowenig kann er sich zur Diplomatie überwinden - er ist nun einmal ein Tier. Vielleicht spürt er irgend etwas in dir, was ihm unbewußt angst macht. Wäre nicht das erste Mal, daß Tiere so etwas bemerken."
    „Nun, was auch immer das für ein Geheimnis sein mag, so ist es mir ebenfalls nicht bewußt. Ich denke, du interpretierst zuviel hinein oder suchst absichtlich nach Gründen, um sein Verhalten zu erklären oder zu entschuldigen. Das brauchst du aber nicht, denn ich akzeptiere Jafko, wie er ist. Wie käme ich dazu, ihm sein Empfinden vorzuschreiben? Ich bleibe dabei, daß er sich schlicht das Recht nimmt, jemanden abzulehnen und ihn daher so weit wie möglich außer seiner Reichweite zu halten."
    „Ich hab’s ja befürchtet", gestand Bré resigniert. „Aber wir können es leider nicht ändern."
    Inzwischen hatten sie Atlans. Unterkunft erreicht. Gemeinsam warteten sie auf die Verbindung zur GILGAMESCH, die jeden Moment aufgebaut werden müßte.
     
    *
     
    Myles Kantor vernahm die Nachricht, daß Alaska noch lebte, mit großer Freude, doch wie bei Atlan währte sie auch bei ihm nur kurz.
    Er teilte Atlans Ansicht, daß die Warnung zu spät eingetroffen sei, voll und ganz.
    „Dem Philosophen von Plophos ist die Metamorphose offenbar bereits gelungen, bevor wir ihn vernichten konnten", berichtete der Arkonide. „Wir haben uns kurzzeitig über den seltsam blauleuchtenden, unförmigen Organismus gewundert, gehen jetzt aber davon aus, daß dies eine sogenannte Kleine Mutter ist; immerhin kennen wir das ja aus Goeddas Erinnerungen. Und wie vielen anderen Philosophen mag das bereits ebenfalls gelungen sein?"
    „Allen", verkündete der Wissenschaftler prompt.
    „Du verstehst es wirklich, Hoffnung zu verbreiten", konnte Atlan sich nicht enthalten zu bemerken.
    „Leider ist es so. Mit Alaskas Meldung fügen sich die Puzzleteile zusammen. Die Hyperimpulse, die uns wie rhythmische Herzschläge vorgekommen sind, waren die Lebenszeichen der Philosophen, eine andere Erklärung gibt es nicht dafür. Als sie dann in das rasende Stakkato umschlugen, bedeutete dies die Metamorphose zur Kleinen Mutter, also den Zusammenschluß der zweigeteilten Geschöpfe."
    „Gibt es eine Ausnahme bei den Herzschlägen?"
    „Wir haben versucht, unterschiedliche Frequenzen herauszufiltern, aber das ist nicht mehr möglich", verneinte der Wissenschaftler. „Alle Philosophen haben die Wandlung vollzogen, was sich eigentlich von selbst versteht. Trotz der Trennung voneinander können sie sich nach wie vor mit diesen Lockrufen verständigen, wie ja auch die Chaeroder diese Rufe empfangen und richtig interpretiert haben. Damit handeln sie natürlich nahezu gleichzeitig, um höhere Überlebenschancen zu gewinnen. Und selbstverständlich strebt jede Kleine Mutter danach, so schnell wie möglich zu einer Großen zu werden. Das ist ihr einziges Lebensziel."
    „Wenn wir uns nur irren könnten ...", murmelte der Arkonide frustriert.
    Myles seufzte. „Ich habe dir bereits vor Tagen gesagt, daß ich in der Steigerung der Herzschläge einen Evolutionssprung der Philosophen vermute."
    „Ja, leider." Der Arkonide seufzte.
    Atlans Stirn hatte sich in tiefe, besorgte Falten gelegt. Für einen Moment ließ er den Mantel der Beherrschung fallen und wirkte sehr müde. Niemand sonst war anwesend, und vor Bré konnte er sowieso kaum etwas verbergen.
    „Uns sind inzwischen insgesamt 47 neue Philosophenwelten bekannt geworden", informierte Myles.
    „Damit fehlen uns nur noch drei. Die

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