1871 - Mission der Siganesen
Weile. „Davy, schau dir die Aufnahmen an, die damals gemacht worden sind."
Sie überflogen das grasbewachsene Tiefland und näherten sich einer Hochebene, die sich als Landeplatz eignete.
„Tut mir leid, ich kann keinen Unterschied zwischen den Aufnahmen und der Wirklichkeit erkennen", antwortete Golgar und musterte den Freund verstohlen.
Clement hielt es kaum noch in seinem Sitz. „Achte auf die Bergspitzen", stieß der Funk- und Ortungschef hervor.
Golgar starrte von der Darstellung des Hologramms hinüber zum Horizont und dann wieder auf das dreidimensionale Bild.
„Du hast recht, Randy. Die drei höchsten Gipfel existieren nicht mehr."
Er änderte geringfügig den Kurs und hielt auf das hintere Ende der Hochebene zu, wo die Zinnen des Gebirges in den Himmel ragten. Clement zoomte die Berge heran.
„Von allein können sie nicht abgefallen sein, also hat jemand sie abgesägt oder weggeschossen. Syntron, ich brauche eine chemischphysikalische Auswertung."
Das Beiboot überquerte die Hochebene und sank auf eine Flughöhe von tausend Metern. Zum Greifen nah wanderten die Felsformationen unter ihm entlang. In den Tälern und Schründen lagen Unmengen von Geröll, als habe jemand diesen Teil des Planeten in eine Kiesgrube verwandelt.
Der Syntron lieferte die Auswertung, und David Golgar verglich die Werte mit denen im Datenspeicher.
Es gab keine Spuren einer Einwirkung von außen, etwa durch Kampfhandlungen.
„Also doch ein natürliches Ereignis." Der Funk- und Ortungschef der GLADOR zuckte mit den Achseln. „Ich hätte es nicht für möglich gehalten. Laß uns nach weiteren Spuren Ausschau halten."
Sie verzichteten auf eine Landung und behielten ihre Flughöhe bei. Hinter dem Gebirgszug fiel das Gelände steil zu einer bewaldeten Hügellandschaft ab, die sich bis zum Horizont erstreckte.
Ein Teil davon sah aus, als habe ein Hurrikan furchtbaren Ausmaßes gewütet. Quadratkilometerweise war der Wald entwurzelt und teilweise unter Erdreich und Felsplatten begraben. In breiter Front zog sich die Verwüstung dahin.
Wieder ergab die chemischphysikalische Analyse keinen Hinweis auf ein Fremdverschulden.
„Ennox-Koller", murmelte David Golgar. „Wer weiß, was mit diesem Volk los ist. Vielleicht zerstören sie ihren eigenen Planeten."
Clement beschleunigte die Gondel.
„Sie haben damals angedroht, sich ganz zurückzuziehen", sagte er. „Mir ist nicht ganz wohl bei dem Gedanken. Wir sollten zusehen, daß wir so schnell wie möglich ein Lebenszeichen von ihnen erhalten. Ich steuere die Nachtseite an."
Golgar nickte heftig. Er konnte es kaum erwarten, das Modell des Universums in freier Natur zu sehen und nicht immer nur als verkleinerte Holographie.
Immer wieder entdeckten die Meßgeräte Spuren der Zerstörung. An manchen Stellen sah es aus, als habe jemand mit einem riesigen Bagger die Oberfläche des Planeten umgegraben.
Knapp zehntausend Kilometer legten die Siganesen zurück, bis am Horizont der Terminator auftauchte, die Grenze zwischen Nacht und Tag. Das Beiboot sank tiefer und landete dort, wo die Helligkeit langsam, aber sicher in das Dunkel der Nacht überging.
David Golgar aktivierte seinen persönlichen Roboter. Uri tat durch ein lautes Quäken kund, daß er einsatzbereit war.
„Komm nach vorn!" forderte Golgar den Kegelroboter auf. „Wir verlassen die Gondel und sehen uns um."
„Du willst mir damit sagen, daß wir uns bereits auf Mystery befinden. Warum formulierst du es so umständlich?"
Randolph Clement lachte.
„Du solltest sein Programm ändern, Davy."
„Vielleicht ..."
Sie verließen das Beiboot, und Golgar schickte Uri auf Patrouille. Er sollte ihnen wildes Getier wie Springwürmer, Nager und Mystery-Wölfe vom Leib halten.
Der Cheftechniker steuerte eine kleine Erhebung im Gelände an und ließ sich oben auf der Kuppe nieder. Die Dämmerung an dieser Stelle des Planeten näherte sich ihrem Ende, und am Firmament tauchten Millionen schimmernder Sterne auf. Seit Rhodans erstem Besuch auf der Welt der Ennox wußte man, daß es sich dabei um eine Projektion des Standarduniversums handelte, um das gewaltigste Planetarium, das jemals irgendwo errichtet worden war. Wenn man den Worten der Ennox Glauben schenken wollte - was nach den Erfahrungen mit ihnen nicht nur den Terranern ab und zu schwerfiel -, dann arbeiteten die Veego seit Jahrmillionen an der Vervollständigung dieses Modells, in das sie bei ihrem Tod eingingen.
„Also ich ...", begann David Golgar, „...
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