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1878 - Kontakt zu Kenteullen

Titel: 1878 - Kontakt zu Kenteullen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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unsichtbare Wand gelaufen. Keine zehn Meter entfernt wartete seine Mutter auf ihn.
    „Enza!" schrie er und rannte los.
    Die Gestalt zerstob wie Nebel und löste sich auf. Myles begann zu schluchzen. Die Erinnerung an die tote Mutter entsprang seiner gequälten Psyche. Die Gestalt hatte nicht wirklich existiert.
    Kantor lehnte sich an die Wand des Korridors und wischte sich zum ungezählten Mal die Augen.
    „Wo bin ich?" murmelte er. Der grüne Lichtfleck, der ihn bisher geleitet hatte, wuchs kräftig an.
    „Du befindest dich in einem Hochsicherheitstrakt Titans", teilte ihm der Pikosyn seines SERUNS mit.
    „Geh weiter, Myles. Die dritte Tür auf der linken Seite ist dein Ziel."
    „Da... danke."
    Er schwankte weiter - verlor für ein paar Sekunden völlig aus dem Sinn, warum er überhaupt hier war.
    Endlich fiel es ihm wieder ein.
    Kallia! Meine geliebte Kallia.
    Vor seinem inneren Auge wanderten die Jahre und Jahrzehnte einer glücklichen Partnerschaft vorüber.
    Er sah Kallia, wie sie ihn an den Händen genommen hatte, damals, als er durch das Attentat seine Beine verlor und zum Krüppel wurde. Seine körperliche Benachteiligung hatte sie nie gestört. Sie liebte ihn und wollte nicht mehr von seiner Seite weichen.
    Im Bungalow am Goshun-See hatten sie gemeinsam ihr Lebensglück gefunden. Bis zu jenem Tag, als das Spindelwesen außer Kontrolle geriet und sie beinahe getötet hätte.
    Myles hatte danach die zweite Expedition an die Große Leere mitgemacht, doch das Schicksal hielt weitere Schläge für ihn bereit. Während seiner Abwesenheit starb Enza bei einem Laborunfall. Sofort nach seiner Rückkehr in die Milchstraße barg er ihre Urne und vergrub sie im kleinen Vorgarten des Bungalows am GoshunSee. Daß Kallia im Koma lag, aber wenigstens lebte, half ihm in all den Jahrzehnten über seine Traurigkeit hinweg.
    Und jetzt ...
    Seine Freude über Kallias Erwachen war bald in dumpfe Besorgnis umgeschlagen. Äußerlich hatte er es sich nicht anmerken lassen, aber in seinem Innern wuchs die Beklemmung. Der Wechsel nach Kenteullen und die fruchtbaren Kontakte zu den Nonggo in deren Heimatsystem hatten es ein wenig in den Hintergrund gedrängt, aber danach ...
    Du mußt es zu Ende bringen, hämmerten die Gedanken in seinem Kopf. Tu es jetzt! Sonst schaffst du es nie!
    Er wankte weiter, überhörte die Anweisung des SERUNS, ignorierte den Leuchtpunkt, verzählte sich in den Türen und kehrte um. Endlich fand er den richtigen Eingang, betätigte den Öffnungsmechanismus und ließ die Tür auffahren.
    Drinnen warteten mehrere Männer. Zwischen ihnen ragte die hagere Gestalt eines Mediziners in einem SERUN auf. Als er Myles erkannte, kam er auf ihn zu.
    „Gobert", murmelte Kantor. „Sie haben es dir also gesagt."
    „Ja."
    Eine feste Hand drückte die seine. Gobert sagte nichts, schaute den Wissenschaftler nur an. Dann zog ihn der Arzt in den weiten Saal hinein.
    „Du hast sie gesehen?" fragte Myles.
    „Ja. Gesehen und untersucht. Es ist genau so, wie wir alle es vermuteten. Sie war nicht mehr sie selbst, als sie starb."
    „Nicht mehr -sie - selbst ..."
    „Du trägst bereits einen SERUN, das ist gut. Gia besteht darauf, daß wir den Bereich innerhalb des Schirms nur in diesen Schutzanzügen betreten. Zu unserer eigenen Sicherheit, wie sie sagt. Insgeheim befürchtet sie, daß noch immer etwas Fremdes, Unerklärliches von Kallia Besitz ergriffen hat."
    Myles stand plötzlich vor dem schwarzen Vorhang aus Energie. Sein Helm schloß sich automatisch. Der Wissenschaftler ließ sich von Grifaan durch eine Strukturschleuse schieben, die er selbst gar nicht wahrnahm.
    „Kallia!" Er schrie es, sprang vorwärts und prallte gegen ein unsichtbares Feld, das ihn sanft zurückwies.
    „Langsam", hörte er den Arzt sagen. „Versuch bitte erst, dich an den Anblick zu gewöhnen."
    Myles starrte auf den Kopf der Toten. Es war Kallias Gesicht, aber es sah aufgequollen aus, gerade so, als habe jemand es von innen mit winzigen Nadeln aufgestochen. Der ganze Körper wies diese Perforation auf.
    Der Terraner begann unnatürlich zu zittern. Seine Zähne klapperten vernehmlich; seine Hände suchten nach einem Halt und fanden ihn in Gestalt des Arztes.
    „Ich habe alles getan, was möglich war", hörte er Grifaan sagen. „Es tut mir leid, Myles. Wäre es mir nur gelungen, sie in all den Jahren zuvor ins Bewußtsein zurückzuholen! Es wäre alles anders gekommen."
    Kantor schwankte. Die Stütze des Arztes wehrte er ab.
    „Niemand

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