1878 - Kontakt zu Kenteullen
zentralen Fragen aus. Sie sagen uns nichts über die BaolinNda und verheimlichen sogar die Koordinaten ihrer Heimat. Etwas ist faul an der Geschichte."
„Für ihr Verhalten gibt es eine Erklärung, Paola: Sie kommen gar nicht auf die Idee, daß Koordinaten angesichts der Funktionsweise der Heliotischen Wabe jemals wieder eine Bedeutung erlangen könnten. Sie sind überflüssig."
„Irgendwann müssen sie mit ihren Schiffen in die Heimat zurückkehren."
„Natürlich. Aber nicht auf herkömmlichem Weg. Sie werden in einem Faktorelement landen und auf diese Weise ins Teuller-System gelangen. Ich sehe, dich kann nichts überzeugen. Warte nicht, bis die Entwicklung -mir recht gibt und erste Zweifel an den Fähigkeiten der Ersten Terranerin laut werden."
„Danke für die Warnung. Im Augenblick habe ich andere Probleme, als mich mit solchen Gedanken zu befassen. Die Neue Wahrheit 1289 bereitet mir Kopfzerbrechen. Dieser Ying Tseyung entwickelt sich zu einem Störenfried mit großem Zulauf."
„Gerade deshalb solltest du keinen Zweifel an deinen Entscheidungen lassen. Sehen wir uns später im Parlament?"
„Du wirst dort sein?"
„Ich stehe den Abgeordneten für eine Befragung zur Verfügung. Bis dann."
„Bis später" Das Abbild auf dem Wandschirm erlosch, Paola Daschmagan war wieder allein mit sich und ihren Gedanken.
*
Cistolo Khan blickte aus zehn Metern Höhe auf die Menschenkette hinab. Sie zog sich am Rand von Erjinaki fünf Meter außerhalb der Linie entlang, an der sich die Faktordampf-Barriere aufbauen würde.
„Sie haben es tatsächlich geschafft", seufzte er. „Ich hätte es nicht geglaubt."
Immer mehr Menschen verließen die Transmitterstationen in der Nähe oder kamen mit Mietgleitern an den Ort des Geschehens. In der Nähe der Kette und nicht weit von der Stelle entfernt, wo die Tequila Road’in Richtung des Regierungsviertels führte, hielt sich der harte Kern der Neuen Wahrheit 1289 unter Tseyungs Leitung auf. Khan kannte die Gesichter bereits von der Anhörung.
„Noch keine Meldung vom TLD?" erkundigte sich der LFT-Kommissar.
„Kommt gerade herein", antwortete der Syntron der Antigravscheibe. „Willst du sie anhören?"
„Nein. Gib mir eine Schriftbandprojektion."
Es gab mit einiger Sicherheit zu viele Mithörer in seiner Nähe. Vor allem: Wer wußte, ob nicht irgendwo eine Mikrokamera der privaten Trivid-Medien herumschwirrte?
Die Meldung bestätigte seine Vermutung. Hinter der Bürgerinitiative steckten keine politischen Aktivisten oder finstere Machenschaften. Den Menschen der Neuen Wahrheit 1289 ging es einzig und allein um die Gefahr, die das Heliotische Bollwerk darstellte.
Sie werden unrecht behalten, dachte Khan. Er konnte die Ängste der Menschen durchaus nachvollziehen. Sie hatten aber keinerlei direkten Kontakt zu den Nonggo gehabt, hatten nicht deren Friedfertigkeit gespürt.
Es gab Gründe für den LFT-Kommissar, von den redlichen Absichten der außerirdischen Besucher überzeugt zu sein. Und er hoffte, daß es bald gelingen würde, den endgültigen Beweis für die Harmlosigkeit des Transportmittels anzutreten.
Vielen Menschen würde es wohl ausreichen, wenn die Nonggo abzogen und die Steuerung des Bollwerks an die Terraner überging. Ein paar Millionen Menschen allerdings würden sich auch damit nicht zufriedengeben.
Khan betrachtete die Gesichter der Männer und Frauen in der Menschenkette. Einige zeigten alle Anzeigen von Panik. Für sie galt nur eines: Das Bollwerk mußte so schnell wie möglich entfernt werden. In den nächsten Stunden, wenn es ging. Der psychische Druck auf die Nonggo mußte so stark werden, daß diese freiwillig abzogen.
Jeder in der Menschenkette hatte exakte Anweisungen, wie er sich zu verhalten hatte. Alle trugen einen Translator für den Fall, daß die Nonggo sich stur stellten und kein Terranisch verstehen wollten. Inzwischen besaßen terranische Syntrons genug Kenntnisse des Nod, um die Sprache in ihren Variationen richtig umzusetzen.
„Khan an NATHAN", sagte der LFTKommissar leise. „Ich brauche neue hyperdimensionale Meßwerte über das Bollwerk."
„Hallo, Cistolo!" meldete sich die Hypersyntronik auf dem Mond. „Ich muß dich enttäuschen. Das Gebilde arbeitet zuverlässig. Die Hochrechnungen, die Paola Daschmagan in Auftrag gegeben hat, haben keine Hinweise auf eine Gefahr ergeben. Das Heliotische Bollwerk müßte von starken Kräften angegriffen werden, und selbst dann ist nicht sicher, ob es überhaupt zerstört
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