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188 - Der lebende Nebel

188 - Der lebende Nebel

Titel: 188 - Der lebende Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Hydrit beherrschte. »Kommt!« Er trat an den milchig weißen Rumpf der Qualle heran und legte seine Hand in eine Vertiefung – worauf ein schlanker Zylinder ausgestoßen wurde, den er an sich nahm.
    Die beiden Marsianer ließen sich ebenfalls ins Wasser gleiten. Als sie Grund fanden – dank ihrer Körpergröße von über zwei Metern ragten sie ab der Hüfte aus dem Wasser, während der nur knapp anderthalb Meter große Quart’ol bis zum Hals in den Fluten stand –, blitzte es an der Baumgrenze vor ihnen erneut auf, und sie zogen instinktiv die Köpfe ein.
    Clarice fragte sich kurz, ob Menschen auf Augustus Island gelandet waren und ihre Unterkunft entdeckt hatten. Dann sah sie, dass Quart’ol den Zylinder auf die Qualle richtete und ein paar Tasten drückte, die sich darauf befanden.
    »Eine Fernsteuerung«, erklärte Quart’ol. »Jede Rettungsqualle ist damit ausgerüstet, damit sie auch von außen zu steuern ist, wenn sich die Insassen nicht damit auskennen.«
    Das Boot machte einen Satz und richtete sich wie eine Wand vor ihnen auf.
    Keine Sekunde zu früh!
    Ein schrilles Singen ließ ihr Gehör vibrieren. Es erinnerte an Quart’ols kleinen Blitzwerfer. Nur war das Geräusch viel lauter und schriller. Irgendetwas knallte gegen die senkrecht in der Luft stehende Rettungsqualle und schlug so fest dagegen, dass sie sich überschlug und zwischen Quart’ol, Clarice und Vogler wieder auf das Wasser klatschte.
    Es war ein Angriff, ohne Frage, auch wenn sie niemanden sahen.
    Clarice hörte Quart’ol etwas rufen, das wie »Festhalten!« klang. Während sie die Hand ausstreckte, um sich ans Boot zu klammern, schoss der kleine Hydrit mit seinem Stab auf das Blaugrün des Dschungels, der hinter dem Strand wucherte.
    Clarice sah an Land dunkle Schemen, die zwischen Bäumen und Gebüsch hin und her sprangen und Rohre schwenkten, die wie Magnum-Kaliber von Quart’ols Schocker wirkten.
    Dann erst wurde ihr bewusst, dass sie beschossen wurden; dass Quart’ol das Boot auf die Seite gekippt hatte und das Feuer erwiderte.
    Gleichzeitig begriff sie, dass sein Ausruf ernst gemeint war: Er hatte dem Fahrzeug über die Fernsteuerung die Anweisung gegeben, so schnell wie möglich von hier zu verschwinden.
    Also krallten sich Clarice und Vogler in die Seiten der bionetischen Qualle, die rasch beschleunigte und sie im Nu hundert Meter und mehr auf die See hinauszog. Als Clarice einen Blick zurück warf, konnte sie Quart’ol nicht sehen und bekam einen gewaltigen Schreck. Doch dann durchbrach er prustend zweihundert Meter neben ihnen den Wasserspiegel.
    »Lasst nicht los!«, rief er ohne den geringsten Schnaufer.
    »Wir setzen zur Nachbarinsel über!« Er deutete mit einer Flossenhand auf das Eiland, über dem sie eben noch das Luftschiff gesehen hatten.
    Es war weg. Clarice machte große Augen.
    Was war passiert? War es gelandet? Im Urwald abgestürzt?
    Die Qualle machte einen erneuten Satz nach vorn und zog Clarice und den verwirrten Vogler mit. Irgendwo hinter sich glaubte sie Blitze zischen zu hören, aber vermutlich war es nur ihre Phantasie.
    Irgendwie, dachte sie, werde ich das Gefühl nicht los, dass unsere Forschungsreise zur Erde unter keinem guten Stern steht…
    ***
    Zwei Tage zuvor
    Obwohl die beiden Männer seit gut drei Monaten zusammen unterwegs waren, konnte Rulfan nicht behaupten, dass er seinen Gefährten wirklich kannte.
    Wie immer landeten sie die PARIS im Dunkeln, um kein Aufsehen zu erregen. Auf dem langen Flug um den südlichen Erdball hatte Victorius böse Erfahrungen gemacht: Was fliegen konnte, ohne ein Vogel zu sein, war den Menschen unheimlich und lockte oft Hassprediger oder Räuber an, die sich einfach nahmen, was ihnen gefiel.
    Aus diesem Grund gingen sie in der Regel stets fern von Ansiedlungen herunter, vertäuten das Schiff und ließen es, von Chira bewacht, zurück, um Proviant und Brennstoff zu erwerben.
    So auch heute. Victorius ging voran. Rulfan folgte ihm und dachte: Ich weiß, dass er gutmütig ist und mir das Leben gerettet hat, aber sonst…? [2]
    Auf dem Flug über die asiatischen Inselreiche und den Stillen Ozean hatte der dunkelhäutige Pilot zwar einiges über sein Leben berichtet, jedoch derart verblümt und reich ausgeschmückt, dass Rulfan nicht wusste, ob er es allzu ernst nehmen konnte.
    Man traf nicht oft Menschen – noch dazu schwarzer Hautfarbe –, die in gelbe Wildlederhosen und einen Frack gekleidet waren und rosafarbene Perücken trugen. Ebenso verwunderlich war die

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