Mondscheinbiss (German Edition)
Prolog
S
ie hatte sich lange nicht mehr so gut gefühlt. Die Beats der Musik dröhnten in ihren Ohren und ihr Herz passte sich dem Rhythmus an. Ihr Gehirn war ausgeschaltet und das war der Grund für ihre A n wesenheit. Einfach mal abschalten.
Nach einiger Zeit trieb es sie aus der Masse zur Bar.
„ 43er mit Maracuja, bitte “ , rief sie einem Barkeeper über das Häm mern der Musik zu. Er zeigte mit einem Nicken, dass er sie ve r standen hatte und sie ließ ihren Blick über die Menge schweifen. Die Menschen wirkten ausgelassen.
Dann traf ihr Blick ihn . Er war groß, fast einen Kopf größer als der Durchschnitt. Langes , schwarzes Haar umrahmte sein Gesicht. Mar kante Züge, reine Haut, eine schöne , g e rade Nase. Er sah zu ihr her über; durchdringend und anziehend, sie konnte sich nicht von dem Blick lösen.
„ Hier , dein Cocktail. “
Sie riss sich los und wandte sich dem Barkeeper zu, zahlte, b e dankte sich und sah wieder zu der Stelle, an der er gestanden hatte. Natürlich war er weg. Irgendwo in der Menge verschwunden. Frustriert nahm sie einen großen Schluck ihres G e tränks.
„ Schmeckt ’ s? “
Erschrocken fuhr sie zur Quelle der dunklen Stimme herum. Der Mann blickte ihr tief in die Augen und sie brauchte eine Sekunde, um ihre Gedanken zu ordnen.
Es störte ihn nicht, dass sie seine Frage nicht beantwortete, er fuhr gut gelaunt fort. „ Ziemlich coole Stimmung hier, fi n dest du nicht? “
„ Ja, sehr cool. “
Er lächelte breit und ließ seinen Blick über sie gleiten. Ihr kurzer Jeansrock und das rote Top schienen ihm zu gefallen.
Jemand rempelte sie an und er stützte sie sofort mit einer Hand an der Schulter, als sie das Gleichgewicht verlor.
„ Alles okay? “
„ Danke, ja. “
„ Hier , dein Drink. “ Er reichte ihr das Getränk zurück, das er in der anderen Hand hielt.
„ Du hast gute Reflexe. “ Staunend nahm sie ihr Glas entgegen. Sie hatte nicht b emerkt , dass sie es losgelassen hatte.
Er tat dies mit einem Achselzucken ab. „ Du hast wunderschöne A u gen. “
Sie senkte den Blick, während sie spürte, dass ihr das Blut in die Wangen stieg. Ihr wurde heiß. „ Ganz schön warm hier. “ Sie stieß ein verlegenes Lachen aus.
„ Und ziemlich laut. Was schade ist, denn ich würde dich gern näher kennenlernen. “
Erstaunt musterte sie ihn. Er wirkte ein paar Jahre älter als sie. „ Wir könnten rausgehen. “
Ihr Vorschlag brachte seine Augen zum Funkeln. „ Wunderbare Idee. Trink aus. “
Schnell kippte sie den restlichen Inhalt hinunter, was ihn erneut zum Grinsen brachte. Sie gingen ein ganzes Stück. Die Kälte der Nacht und der Schweiß, der ihren Körper bedeckte, vertrugen sich nicht sonde r lich gut. Ein Schauder durchlief sie und sie spürte, wie sie eine Gäns e haut bekam. Mit einem M al hatte sie ein mulmiges Gefühl.
Er bedachte sie mit einem seltsamen Gesichtsausdruck. „ Dir ist kalt. “
Sie nickte, setzte aber ein tapferes Lächeln auf. „ Geht schon. “
„ Wir können uns in mein Auto setzen. Hat eine Heizung. “
Kurz zögerte sie, dieser Vorschlag kam ihr unvernünftig vor. Ande rerseits fühlte sie sich locker und unbeschwert, was war schon dabei? Der Wunsch nach Wärme siegte.
Nach ein paar Sekunden kamen sie an seinem Auto an, als wäre er von Anfang an darauf zugesteuert. Wie ein Gentleman hielt er ihr die Tür auf und das Misstrauen war vergessen. Er war ausgesprochen hö f lich, so etwas erlebte sie nur selten. In der Zwischenzeit war er um den Wagen herumgelaufen und stieg ebenfalls ein. Wieder beobachtete er sie mit diesem sel t samen Gesicht s ausdruck und wartete. Aber worauf?
„ Solltest du nicht den Motor anlassen, damit er anfängt zu heizen? “ Ihre Stimme klang merkwürdig.
„ Na sicher “ , meinte er und zog den Schlüssel aus der Tasche . A n statt ihn jedoch in das Zündschloss zu stecken, drückte er auf einen Knopf und sie hörte, wie die Türen verriegelt wurden.
„ Was machst du da? “ Ihre Stimme schnellte um eine Oktave in die Höhe. In ihrem Inneren spannte sich alles an. Das merkwürdige Gefühl verstärkte sich, ihr war benommen zumute.
„ Ich habe gesagt, dass ich dich näher kennenlernen möchte “ , flüsterte er und sein Tonfall hatte etwas Bedrohliches. Seine Augen nahmen einen sonderbaren Glanz an, während er sie von oben bis unten mus terte. „ Deine Augen gefallen mir “ , murmelte er, den Blick zu weit u n ten. „ Und erst deine Lippen. “
Sie wollte den
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