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188 - Der lebende Nebel

188 - Der lebende Nebel

Titel: 188 - Der lebende Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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sich kurz um und stieß die Gondelluke auf. Brüllendheiße Luft drang ins Freie. Clarice nickte und machte Platz.
    Rulfan warf Vogler das Fass entgegen. Vogler fing es auf und stellte es auf den Tisch. »Was ist das?«
    »Eine Flüssigkeit, von der ich annehme, dass sie unsere Gäste bewegen wird, auf dieser Insel zu bleiben.« Rulfan trat zu seinem Gefährten, und die beiden versetzten im hinteren Teil des Raumes allerlei metallene Räder und Hebel in Bewegung.
    Irgendwo über Clarice fing etwas an zu surren. Als sie nach oben schaute, hatte sich der Ballon so weit mit heißer Luft gefüllt, dass er sich in die Luft zu erheben begann. Er wurde mit jeder Sekunde praller. Als er das Dach vollends freigab, sah Clarice ein Gewirr waagerecht und senkrecht verlaufender Taue und Stangen. Und am Heck der Gondel erkannte sie einen metallenen Propeller.
    »Alle Mann an Bord!«, rief Rulfan. Er stand vor einem Ding, von dem Clarice annahm, dass es das Ruder war.
    Der Lupa sprang in die Gondel, als hätte er seinen Herrn verstanden.
    Vogler reichte Clarice die Hand. Als sie den ersten Fuß in die Gondel setzte, ging ein Knirschen durch das Gefährt.
    Clarice unterdrückte einen Schrei. Vogler bemerkte ihren Schreck, packte sie und riss sie hinein. Aber es dauerte noch zwanzig Sekunden, bis der Gondelboden den Kontakt mit der Erde verlor.
    Clarice hielt sich am Lukenrahmen fest, beugte sich hinaus und schaute nach den Insekten aus. Im Licht der Sterne erkannte sie, wie unruhig sie waren. Alles was den Ballon bedeckte, schien nun in Bewegung zu sein. Ein schillernder Teppich wälzte sich von einer Seite zur anderen. Tausend Mücken lösten sich von der Hülle und kreisten summend über der Lichtung.
    Clarice schaute nach unten. Die Gondel schwebte zehn Zentimeter über dem Boden.
    Dann sah sie noch etwas anderes: Fünf Meter entfernt stand eine kleine Gestalt zwischen den Bäumen und schaute zu ihr hinauf. Sie glaubte ihren Augen nicht zu trauen.
    »Quart’ol!«, rief sie entsetzt und drehte sich zu den anderen um. »Kommando zurück! Quart’ol ist noch draußen!«
    »Was?!«, schrie Rulfan. »Das geht nicht mehr! Er soll sofort reinkommen!« Er winkte Vogler zu. »Wirf ihm das Seil da zu!«
    Vogler hatte es schon erspäht: Es hing gleich neben der Luke aufgerollt an einem Wandhaken. Als er es entrollt und ein Ende hinaus geschleudert hatte, schwebte die Gondel schon einen halben Meter über dem Boden.
    »Geht ohne mich!«, hörte Clarice Quart’ol rufen. »Ich habe hier noch etwas zu erledigen!« Er schwenkte seinen Schockstab. »Meine Brüder werden Hilfe gebrauchen können!«
    »Sie wollten uns umbringen!«, schrie Vogler. »Sei kein Narr, Quart’ol! Komm an Bord! Pack das Seil! Ich ziehe dich hoch!«
    Rulfans Lupa drängte sich nun in die offene Luke und bellte.
    »Es ist die einzige Möglichkeit!«, rief Quart’ol zurück.
    »Wenn ich fliehe, werden sie mich verfolgen; so bringe ich auch euch in Gefahr. Wenn ich sie dagegen rette, sind sie mir zu Dank verpflichtet und werden mich anhören!«
    »Wenn sie dich nicht umbringen, massakrieren dich die Insulaner!«, rief Clarice verzweifelt.
    Quart’ol deutete lachend hinter sich. »Da drüben liegt das Meer. Hast du vergessen, was ich bin? Dorthin können sie mir nicht folgen!« Er trat zurück und verschmolz mit der Dunkelheit.
    Clarice wurde es eng ums Herz. Was sollte nun aus ihnen werden?
    »Nimm du das Ruder«, hörte sie Rulfan sagen. »Ich schaffe uns jetzt allen überflüssigen Ballast vom Hals.«
    Die Gondel schwebte inzwischen gute zehn Meter über dem Boden. Als Rulfan neben Clarice trat, stürzte der erste Insulaner mit dem Säbel in der Hand auf die Lichtung und schaute verdattert nach oben.
    »Kapitän Saleh!« Rulfan wirkte erfreut. »Wie schön, Sie zu sehen! Wie geht’s Ihrer Schwester? Hat sie noch immer so viele Freier?«
    »Wahhhh!« Saleh brüllte frustriert und schwenkte seine Klinge. Neben ihm brachen vier, fünf andere Gestalten durch die Büsche. Einer trug einen Bogen und einen Köcher mit Pfeilen auf dem Rücken. Er zog einen hervor und setzte die umwickelte Spitze in Brand.
    »Oh, verdammt!«, ächzte Rulfan.
    Clarice fühlte sich unerwartet zur Seite geschoben. Als sie den Kopf drehte, gewahrte sie den schwarzen Riesen neben sich. Er hob den Vorderlader. Nun sah sie auch, dass sein rosafarbenes Haar eine eng anliegende Perücke war.
    Kapitän Saleh deutete mit dem Säbel nach oben, doch bevor der Bogenschütze schießen konnte, krachte es

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