1880 - Die Dscherro
nicht gegen uns einsetzen, weil sie sich damit auch selbst vernichten würden", widersprach Tschoch. „Alle Vorteile sind auf unserer Seite."
„Ich kenne deine Ansichten", fiel ihm Taka Poulones mit heftiger Stimme ins Wort. „Doch werden sie nicht von allen geteilt. Es gibt auch besonnene Dscherro, die anderer Meinung sind. Was denkst du, Achysch?"
Der fette Serofe, zuständig für die soziale Ordnung innerhalb von Burg Gousharan, zuckte leicht zusammen, als der Taka ihn überraschend ansprach.
„Ich glaube, daß wir uns mit den Terranern einigen könnten", antwortete Achysch sofort. „Wir haben uns diesen Planeten nicht ausgesucht. Wir wurden unbeabsichtigt nach hier verschlagen. Das müssen auch die Terraner anerkennen. Da die Terraner ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl haben, werden sie uns im Austausch gegen die Gefangenen ziehen lassen. Das ist die sicherste Lösung für uns Dscherro."
„Und wohin sollen wir ohne unsere Raumschiffe?" warf Garrach, der Strategieserofe, ein. „Muß ich extra daran erinnern, daß unsere gesamte Flotte im Thorrtimer-System zurückgeblieben ist?"
„Selbstverständlich werden wir Raumschiffe als Lösegeld fordern", warf der Serofe Onkerk ein, der damit auch aufzeigte, auf welcher Seite er stand. „Die Terraner werden jeden Preis zahlen und uns gerne freies Geleit geben, damit sie uns nur loswerden."
„Dem schließe ich mich vorbehaltlos an: Die Terraner werden alles tun, um uns loszuwerden", sagte Garrach zustimmend, fügte aber sofort hinzu: „Darum sollten wir alles daransetzen, sie gebührend auszupressen. Wir müssen uns jedoch eine bessere Basis schaffen und uns stärkere Druckmittel gegen sie verschaffen. Wir müssen ganz Terrania besetzen! Das wäre der ideale Ausgangspunkt für uns. Dann hätten wir die Terraner in der Hand."
Taka Poulones hatte sich dem Strategieserofen zugewandt und ihm interessiert zugehört. Als dieser geendet hatte, sagte der Taka: „Ich bin so froh, daß du dich zu Wort gemeldet hast, Garrach. Damit hast du den Schutzwall selbst niedergerissen, den du um dich errichtet hast. Du hast dich mir nun offenbart. Ich .kann die Aura von Aufstand und Verrat riechen, die dich umgibt. Ich fühle es, daß du mir die Schuld an der Situation gibst, in der sich die Dscherro befinden. Ist es nicht so, Garrach?"
Der Stratege gab sich äußerlich ruhig und sagte: „Das ist die Meinung vieler rangloser Dscherro, die ich gehört habe. Doch ist es nicht vollinhaltlich meine persönliche."
„Und wenn ich dir sage, daß du ganz und gar ebenso denkst, daß du nach Verrat und Heimtücke förmlich stinkst?"
Serofe Garrachs Körpertemperatur schnellte abrupt in die Höhe. Innerhalb von Sekunden war er kampfbereit. Doch Taka Poulones war schneller.
Plötzlich fuhr er aus seiner Hand eine Vibratorklinge aus, die Armlänge erreichte. Damit durchhieb er zuerst Garrachs Funktionsgürtel, so daß er bar jeglichen Defensivschutzes wurde. Dann holte Poulones mit der Vibratorklinge weit hinter seinem Kopf aus und ließ sie wuchtig auf Garrach niedersausen. Erteilte den Serofen mit einem einzigen Schlag in zwei fast gleich große Hälften. Von der Hornspitze bis zum Schritt.
Die anderen Dscherro standen wie erstarrt da. Keiner rührte sich, obwohl niemand von ihnen sicher sein konnte, ob es ihn nicht als nächsten traf.
Doch Taka Poulones hatte sich wieder beruhigt. Er fuhr die Vibratorklinge ein und sprach mit völlig ruhig klingender Stimme: „Ich habe Garrach eindeutig aufrührerischer Umtriebe überführt. Er hat mich gegenüber meinem Stammverleumdet und mir falsche Schuldzuweisungen angedichtet. Ich hoffe, daß ich damit den Mief von Ehrlosigkeit und Treuebruch aus meinem Hofstaat beseitigt habe. Ich erwarte Vorschläge für eine Verhandlungstaktik mit den Terranern."
Der Barrasch und die Serofen nahmen die Beendigung der Sitzung erleichtert zur Kenntnis.
*
Obwohl der Verräter Garrach gerichtet worden war, spürte Taka Poulones, daß er weiterhin von einer Atmosphäre der Unzufriedenheit und des Widerstandes umgeben war. Damit war klar, daß die Verschwörung gegen ihn bereits weit größere Dimensionen angenommen hatte, als er bisher wahrgenommen hatte. Er war gerade noch rechtzeitig eingeschritten.
Dem Taka war schon bewußt, daß diese Stimmung des Unmuts aus der Masse der Dscherro geboren wurde. Freilich konnte er nicht alle Krieger töten, die ihn kritisierten. Es würde schon genügen, die Rädelsführer auszuschalten, um die
Weitere Kostenlose Bücher