1880 - Die Dscherro
Stimmung im Stamm wieder zu seinen Gunsten zu wenden. Erkannte jene noch nicht, die den Stamm gegen ihn aufschürten, doch würde er sie schon noch aufstöbern und dann austilgen.
Dessen war sich Poulones sicher, denn es war dem Taka gegeben, solche Aufrührer zu entlarven.
Er konnte gewissermaßen in sie hineinhorchen. Ihre Gefühle sezieren. Und ihre geistige Haltung wie einen Geruch wahrnehmen. Das hing mit dem Hormonhaushalt der Dscherro zusammen. Wie ihre Gesinnung, so ihr Hormonausstoß. Kein herkömmlicher Dscherro konnte sich dagegen verwahren.
Denn kein Dscherro konnte seine Hormone so regulieren, daß der Taka getäuscht werden konnte. Es sei denn, er wäre ebenfalls eine der seltenen Ausnahmeerscheinungen, dem das Zeug zum Taka in die Wiege gelegt worden war.
Diese Fähigkeit war es, die einen Dscherro zum Taka machte.
Taka Poulones war ehrlich genug, sich einzugestehen, daß er nicht mehr der Jüngste war. Eines Tages würde aus der Masse der namenlosen Dscherro einer hervortreten, der die Gabe zum Taka hatte. Doch bis es soweit war, würde Poulones seine Position mit strenger Hand behaupten. Und selbst wenn ein Nachfolger auf den Plan trat, würde er nicht kampflos weichen. Taka Poulones fühlte sich immer noch stark genug, es gegen jeden aus seinem Stamm aufzunehmen.
Er kannte die Vorwürfe seiner Gegner. Doch sie waren ungerechtfertigt. Die Dscherro machten nämlich den „Ungehörnten" für ihre augenblickliche Misere verantwortlich. Und das war wirklich völliger Unsinn.
Der „Ungehörnte" war Taka Poulones’ geheimer Ratgeber, auch wenn er sich schon seit einiger Zeit nicht mehr gemeldet hatte. Wie schon der Name sagte, war er kein Dscherro. Und kein Dscherro hatte ihn je zu Gesicht bekommen noch mit ihm Kontakt gehabt. Taka Poulones war seine einzige Kontaktperson, und selbst er hatte ihn auch nie leibhaftig zu sehen bekommen. Er wußte von ihm nur, daß er kein Hornträger war, darum nannte er ihn den „Ungehörnten". Dieser Berater erschien Taka Poulones ausschließlich in seinen Träumen und meldete sich stets auf geistiger Ebene.
Der „Ungehörnte" hatte dem Taka des Poulones-Stammes schon viele wertvolle Tips für ertragreiche Coups gegeben. Er hatte ihn auch schon manchmal vor Gefahren gewarnt, und Poulones war damit immer gut gefahren, daß er sich an seine Ratschläge hielt.
Der Ungehörnte hatte dem Taka auch den Hinweis auf die feigen, jedoch ungemein reichen Thorrimer gegeben, und auch diesmal schien alles nach Plan zu laufen. Seine Dscherro hatten keine Mühe gehabt, den Planeten zu besetzen und die Thorrimer an ihrem Nerv zu treffen.
Doch dann tauchte dieses Heliotische Bollwerk im Thorrtimer-System auf und spielte verrückt. Damit nahm das Verhängnis seinen Lauf, und der gesamte Poulones-Stamm fand sich mitsamt seiner Burg innerhalb eines Faktorelements im Süden der Stadt Terrania - jedoch ohne die Flotte von Raumschiffen, die zur Absicherung im Raum des Planeten Thorrim stationiert gewesen waren.
Nach ersten Erkundungen hatte es sogar den Anschein gehabt, daß sie in der Wildnis eines unbewohnten Planeten herausgekommen waren. Doch nach und nach kristallisierte sich heraus, daß sie am Rande der Megalopolis eines hochzivilisierten Volkes gelandet waren.
Taka Poulones wünschte sich nachträglich, daß die erste Vermutung gestimmt hätte. Dann hätte es die momentanen Schwierigkeiten nicht gegeben. Zwar hätten die Dscherro gewisse Probleme mit ihrer Arterhaltung gehabt, doch wäre es bestimmt keine Frage des Überlebens geworden. Angesichts der übermächtigen Terraner gab es ein solches dagegen schon. Zu allem Übel kamen auch noch Meinungsverschiedenheiten in der Frage dazu, wie in dieser ungewöhnlichen Situation zu handeln sei.
Das Wort eines Taka war zwar Gesetz, doch durfte er nicht gegen die Interessen seines Stammes handeln. Und wie sich zeigte, waren viele dafür, ihrer aller Zukunft mit der Waffe zu entscheiden. Das war gegen den Willen des Taka und daher als Rebellion und Meuterei einzustufen.
Ein Vorwurf seiner Kritiker war zudem noch völlig aus der Luft gegriffen. Sie klagten nämlich den „Ungehörnten" an, sie absichtlich in diese mißliche Lage gebracht zu haben. Dies implizierte jedoch den Tatbestand des bösen Vorsatzes. Und abgesehen davon, daß der „Ungehörnte" keine Ahnung vom Auftauchen des Heliotischen Bollwerkes gehabt haben konnte, hatte der „Ungehörnte" in der Vergangenheit so viel Gutes für sie getan, daß diese Anschuldigung
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