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1883 - Die schiffbrÃŒchige Stadt

Titel: 1883 - Die schiffbrÃŒchige Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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holen. Hürde Nummer eins stellte die Tür dar. Aagenfelt brauchte eine Viertelstunde, bis er hinter einer Klappe eine manuelle Schließvorrichtung entdeckte. Die Reise ging in einen leeren Korridor, weiter zu einem Antigravschacht; doch er wagte nicht, sich der künstlichen Schwerelosigkeit anzuvertrauen.
    Er stürmte durch die Gänge der Etage. Hinter welcher Tür sich so etwas wie ein Treppenhaus verbarg, ließ sich nicht sagen. Die Nod-Schriftzeichen konnte Aagenfelt nicht entziffern.
    Weiter unten im Gebäude ertönte ein heftiger Knall. Er würde vielleicht nicht mehr viel Zeit haben.
    Am Ende hatte er Glück; Die einzige offenstehende Tür der Etage führte auf eine Nottreppe hinaus.
    Er hastete hinunter. Fußmärsche waren nicht sein Liebstes, speziell nach den letzten Tagen nicht. Die hundert oder zweihundert Stufen, die er bewältigte, schienen ihm im Vergleich zur unendlichen Treppe jedoch ein Kinderspiel zu sein.
    Unten lief er randalierenden Nonggo direkt in die Arme. Tautmo Aagenfelt hatte sich nicht mehr geprügelt, seit er zehn Jahre gewesen war.
    Treten, schlagen, raufen, ein Alptraum. Er kniff halb die Augen zu, weil er Angst hatte. Sein Herz klopfte wie rasend - und irgendwie mußte er wohl die Nonggo ausnahmslos getroffen haben. Jedenfalls lagen sie alle am Boden, als er die Augen wieder öffnete.
    Aagenfelt hatte nicht geahnt, daß solche Kräfte in ihm steckten. Auf der Erde war er ein dickbäuchiger Kahlkopf, den keiner richtig ernst nahm. Hier in Kenteullen wurde er zur Kampfmaschine, speziell bei 0,7 Gravos.
    Keiner der Nonggo war tot. Möglich, daß der eine oder andere einen Arzt benötigte.
    Aagenfelt sah zahlreiche andere Nonggo. Viele von ihnen schrien, als ob sie unglaubliche Schmerzen hätten. Andere wälzten sich auf dem Boden, zuckten unkontrolliert.
    Die dritte Explosion in kurzer Zeit machte dem Physiker klar, daß er sich mit Nebensächlichkeiten nicht aufhalten durfte.
    Aagenfelt rannte wieder los, auf der Suche nach dem Ausgang. Diesmal schaffte er es sofort. Sekunden später stürmte er auf die Straße.
    Ihm wurde klar, daß es mit Hilfe für die Nonggo nichts werden würde, jedenfalls nicht so bald: Kenteullen bot ein fürchterliches Bild. Die Stadt lag im Chaos.
     
    *
     
    Aagenfelt brauchte nicht lange, bis er die gefährlichen Stellen herausgefunden hatte. Mehr oder weniger jede technische Anlage, die in der Umgebung existierte, wurde fehlgesteuert. Je kunstvoller eine Konstruktion, desto klüger war es, sich in sicherer Entfernung aufzuhalten.
    Welche Macht dies bewirkte, darüber konnte er nichts herausfinden. Wie auch, wenn es keine ansprechbaren Nonggo mehr gab, in der ganzen Stadt nicht?
    Als Physiker war Aagenfelt an methodisches Denken gewöhnt. Es mußte einen Einfluß geben, der organische Wesen - ausschließlich Nonggo! - und technische Anlagen gleichermaßen betraf. Was das für ein Einfluß war, davon hatte er keine Vorstellung.
    Er wanderte durch die Stadt, ohne ein klares Ziel zu besitzen.
    Chaos und Zerstörung dominierten. Manche Nonggo erlebten auch klare Momente, jedenfalls zwischendurch, doch es reichte selten für sinnvolles Handeln. An vielen Stellen sah er Leichen liegen, um die sich niemand kümmerte. Hunderte und Tausende von Verletzten würden möglicherweise sterben.
    Als es über Kenteullen dunkel wurde, sah der Terraner die Sinnlosigkeit seines Tuns ein. Er konnte noch Tage herumlaufen, nützen würde es doch nichts.
    Außerdem hatte er Hunger und Durst. Die einzige sichere Quelle, die er kannte, befand sich in der Schaltzentrale.
    Kenteullen bei Nacht war ein unvergleichliches Schauspiel, ein Feuerwerk aus Irrlichtern. Auf diese Weise wurde es niemals völlig finster. Man konnte sich orientieren, auch ohne funktionierende Straßenlichter.
    Aagenfelt kehrte nach langem Marsch in die Zentrale zurück. Das Gebäude stand noch, wenn es auch äußerliche Schäden aufwies.
    Über die Nottreppe erreichte er die Etage, in der er Envyvil und die anderen zurückgelassen hatte.
    Mittlerweile herrschte Ruhe. Der Nonggo-Biologe schlief neben seinen Artgenossen. Er war nicht verletzt.
    Von den anderen trugen einige so etwas wie Verbände; Aagenfelt wertete das als Hinweis, daß ein Teil der Leute zeitweise zu Verstand gekommen war.
    In mühseliger Kleinarbeit öffnete er die Türen der angrenzenden Zimmer. Einige funktionierten von allein, die meisten mußte er in Handarbeit aufkurbeln.
    Es dauerte nicht lange, bis er den Nahrungsautomaten gefunden hatte.

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