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19 - Am Jenseits

19 - Am Jenseits

Titel: 19 - Am Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gehören den Beni Khalid.“
    „Und eure Waffen?“
    „Sie stecken mit allem, was man uns sonst noch abgenommen hat, in dem Felseneinschnitt am Brunnen, wohin wir gleich nach unserer Gefangennahme geschafft worden sind.“
    Da erkundigte ich mich an Halefs Stelle:
    „Seid ihr trotz der Dunkelheit imstande, diesen Ort zu finden?“
    „Ja.“
    „So nehmt jetzt schnell eure Kamele, und dann holt ihr auch diese Sachen! Hier sehe ich zwei Säcke mit Kameldünger zum Feuern liegen. Nehmt sie mit! Wir brauchen sie!“
    Sie taten das und suchten dann ihre Kamele auf. Ich blieb mit Halef noch eine kleine Weile stehen, ohne daß sich ein zurückkehrender Ben Khalid sehen ließ; dann traten wir ihre Feuer aus, nahmen jeder eine der noch brennenden Fackeln und gingen zu Hanneh, welche mit dem Münedschi wieder bei dem Felsen stand. Wir hatten nur ganz kurze Zeit zu warten, bis die Soldaten mit ihren Tieren bei uns waren. Der Unteroffizier mußte mir die Lage des Felseneinschnittes beschreiben, und da ich daraus entnahm, daß man vom Brunnen aus nicht dahin sehen konnte und uns also von dort aus niemand bemerken könne, brauchten wir die Fackeln nicht auszulöschen und zogen bei ihrem Schein mit den Kamelen diesem Ziel zu.
    Die Stelle lag auf der dem Brunnen entgegengesetzten Seite, nämlich nach Westen, er aber nach Osten. Ich sah, als wir dort ankamen, das Gestein auseinandertreten und eine ziemlich tiefe, aber nicht breite Kluft bilden, in welcher die Asaker mit den Fackeln verschwanden. Sie kamen bald mit ihren Sachen wieder, und ich wies sie an, sich an der Nordseite des Felsens zu lagern und zu warten, bis wir sie holen lassen würden, aber nach Süd und West je einen Posten aufzustellen, um, falls die Beni Khalid ja noch während der Nacht nachforschen sollten, vor einer Überraschung durch sie sicher zu sein. Ich wollte Tawil Ben Schahids wegen der Soldaten nicht gleich mit nach dem Brunnen nehmen, weil ich es für besser hielt, ihm ihre Befreiung jetzt noch zu verschweigen. Nach dieser Anordnung kehrten wir zu unserm Lager zurück, trennten uns aber vor demselben von Hanneh und dem Münedschi, welche im Dunkeln, und also von unseren Gefangenen ungesehen, nach ihrem Ruheplatz hinübergingen.
    Der Perser war nicht mit uns gewesen. Er saß mit Kara Ben Halef beisammen und teilte uns mit, daß El Ghani und Scheik Tawil sich während unserer Abwesenheit außerordentlich widerspenstig benommen hätten und er es für das Beste halte, ihre an Frechheit grenzende Zuversicht dadurch herunterzustimmen, daß wir uns jetzt gleich anschickten, in Beratung über die zu treffenden Strafen zu treten.
    „Ja, das soll sofort geschehen“, sagte der kleine, schlagfertige Hadschi. „Je eher die Strafe kommt, desto länger wirkt sie, und je länger sie wirkt, desto inniger wird man mit ihr bekannt und desto mehr liebt man sie.“
    Da fiel der Scheik der Beni Khalid schnell ein:
    „Von einer Strafe kann bei mir nur in dem Sinne die Rede sein, daß ich euch bestrafe, aber nicht ihr mich!“
    „Hast du schon vergessen, daß du jetzt nicht sprechen sollst?“ wies Halef ihn zurecht. „Wenn du so herzlich wünschest, nicht bestraft zu werden, gut, so werden wir dir zu deinem Glück nicht hinderlich sein, sondern dir diesen Wunsch sehr gern erfüllen. Du wirst also nicht bestraft, sondern belohnt werden, und zwar mit einer solchen Tracht von Prügeln, daß sie gar nicht auf einmal auf deine Haut zu bringen sind, sondern wir sie in mehrere Portionen teilen müssen! Und wenn du noch einmal redest, ohne um Erlaubnis zu fragen, so sorge ich dafür, daß dir diese Belohnung verdoppelt wird!“
    Er schlug dabei in sehr energischer und bezeichnenderweise auf den Griff seiner Peitsche, und da hielt der Scheik es denn doch für geraten, still zu sein. Wir drei aber setzten uns zusammen, um die zwar sehr einfach scheinende, aber doch höchst schwierig zu erledigende Angelegenheit miteinander zu besprechen. Dies geschah selbstverständlich in der Weise, daß weder El Ghani noch der Scheik etwas davon hörten.
    Darüber, daß der letztere straffrei ausgehen werde, waren wir gleich anfangs einig. Um so mehr Bedenken verursachte uns der erstere mit seinen Begleitern. Khutab Agha hatte sie nach Meschhed Ali bringen wollen, wo ihnen der Tod, und zwar kein gewöhnlicher, gewiß gewesen wäre. Das durften aber wir nicht zugeben, weil wir an unser dem Scheik gegebenes Versprechen gebunden waren. Er erklärte, daß er darauf verzichte, sie mitzunehmen, aber

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