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19 - Am Jenseits

19 - Am Jenseits

Titel: 19 - Am Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mitteilte, welche der fruchtbaren Tiefe deines geistigen Vermögens entsprossen ist. Wir sind sofort gegangen, um das Lager der Beni Khalid zu erspähen, und kehren, nachdem uns dies gelungen ist, zu dir zurück, um dich um weitere Erleuchtung zu ersuchen.“
    Während er in dieser Weise meine widerstrebende Ansicht in eine begeistert zustimmende verwandelte, richtete ich meine Aufmerksamkeit auf den Münedschi, von dessen Verhalten das Gelingen unseres Planes abhing. Ich konnte hier in dieser Dunkelheit sein Gesicht nicht deutlich erkennen, aber seine im Sitzen gerade Haltung und die Art und Weise, wie er den Worten Halefs zuhörte, sagten mir, daß er wach und geistig munter sei. Dieses bestätigte sich durch die Worte, welche er, als Halef gesprochen hatte, an diesen richtete:
    „Ich höre an deiner Stimme, daß du Hadschi Halef bist, der Scheik der Haddedihn, und ich habe erfahren, daß ich mich hier bei Hanneh, deinem Weib, befinde. Mein Ohr sagt mir, daß jemand mit dir gekommen ist. Wer ist das?“
    „Es ist Hadschi Akil Schatir, der Effendi aus dem Wadi Draha“, antwortete Halef.
    „So nimm meinen Gruß, Hadschi Akil Schatir Effendi! Du hast Worte der Freundschaft, der Liebe und Barmherzigkeit mit mir gesprochen, bevor und nachdem ich Marrya, deinen Schutzengel, sah. Ihr seid gut und hilfreich zu mir gewesen, dem armen, verlassenen Blinden in der Wüste, und so werde ich tun, was ihr verlangt, und nicht nach dem Grund dieses eures Wunsches fragen.“
    „Welchen Wunsch meinst du?“ erkundigte ich mich.
    „Hanneh bat mich, in jede Hand eine brennende Fackel zu nehmen und langsamen Schrittes, ohne ein Wort zu sagen, vorwärts zu gehen. Sie versprach mir, daß ich die Ursache dieses Verlangens dann später erfahren werde; jetzt dürfe man es mir nicht mitteilen, weil sonst die dabei gehegte Absicht sehr leicht zu verfehlen sei. Ich tue nie etwas, ohne zu wissen, warum ich es tue; in diesem Fall aber will ich gegen diesen Grundsatz handeln, weil ich weiß, wie sehr ich euch zur Dankbarkeit verpflichtet bin.“
    In diesen seinen Worten lag die indirekte Mitteilung, daß Hanneh in ihrem weiblichen Scharfsinn so vorsichtig gewesen war, ihm über die Vorgänge der letzten Stunden nichts mitzuteilen. Das war gut. Ebenso hätte es mich befriedigt, wenn sie das Verlangen, von welchem er sprach, noch nicht an ihn gestellt, sondern gewartet hätte, bis sie unseres Einverständnisses sicher gewesen wäre. Sie war um eine Erklärung ihres Wunsches verlegen gewesen, hatte keine gefunden und sich so allein auf seinen guten Willen verlassen müssen. Das war mir nicht lieb, konnte aber nun nicht geändert werden. Jetzt sagte sie zu mir:
    „Du hörst, Effendi, daß ich alles wohl vorbereitet und eingeleitet habe, und da mir Halef sagt, daß auch ihr fertig seid, so brauchen wir mit dem Beginn wohl nicht länger zu warten.“
    Indem ich mich nicht fragte, ob diese liebe Ungeduld des Ewig-Weiblichen etwa eine spezielle Eigenschaft nur der Orientalinnen sei, antwortete ich:
    „Ja, wir können sofort die Probe machen, ob der Erfolg, den du erwartest, sich einstellen wird.“
    „Ich zweifle nicht daran, Sihdi. Wir können also gehen?“
    „Wir? Du meinst damit auch dich?“
    „Ja. Der Plan ist von mir, und so möchte ich auch gern dabei sein, wenn meine Gedanken zur Wirklichkeit werden. Hast du etwas dagegen?“
    „Eigentlich ja. Was wir vorhaben, ist nicht Frauensache. Aber ich will dich nicht um das Vergnügen bringen, auf welches du dich freust, erwarte aber, daß du stets an meiner Seite bleibst!“
    „Ich verspreche dir, dies zu tun!“
    „So besorg die Fackeln, Halef! Zehn Haddedihn bleiben mit Kara Ben Halef hier, zur Bewachung derer, welche dort am Feuer liegen. Die anderen gehen mit uns; sie nehmen die Gewehre nicht mit, weil diese hinderlich sein würden, doch die Messer. Ich habe meinen Stutzen, welcher wohl genügen wird, etwaigen Andrang von uns fernzuhalten. Ich mit dem Münedschi und du mit Hanneh, wir gehen voraus; die andern folgen hinter uns und tun nichts weiter als das, was wir ihnen sagen!“
    Diese Weisungen gab ich deshalb, ohne die Mekkaner zu nennen, weil der Blinde noch nicht wissen durfte, daß sie sich, und gar als Gefangene, bei uns befanden. Kurze Zeit darauf waren wir unterwegs.
    Halef führte seine Hanneh, ich den Münedschi am Arme; die Haddedihn folgten uns mit leisen Schritten. Es war ein eigentümliches Unternehmen; ich fühlte etwas wie Scham in mir. Die Anregung dazu hatte

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