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19 - Am Jenseits

19 - Am Jenseits

Titel: 19 - Am Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wünsche! Du bist zu meinem größten Leidwesen so oft der Meinung gewesen, daß man das ‚Ebenbild Gottes‘ nicht durch Prügel schänden und beleidigen dürfe; ich aber sage dir, daß für einen Menschen, der sich dieses Ebenbildes entäußert hat, grad nur die Prügel die allein richtige Bestrafung bildet. Der Verbrecher ist und bleibt im allgemeinen ein Mensch, und so soll die Strafe menschlich sein; aber wenn zu seiner Tat sich noch besondere Unmenschlichkeiten gesellen, so ist der Stock die allein richtige Antwort darauf. Es kommt auch auf die Art und Weise an, in welcher gegen das Gesetz gehandelt wird, und ich bin überzeugt, daß viele, viele Roheiten, Frechheiten und Schamlosigkeiten unterbleiben würden, wenn die Betreffenden überzeugt wären, daß darauf die Prügel die unbedingte und unvermeidliche Folge sei. Ja, wir warten bis früh, weil da das den Mekkanern gereichte Gericht durch die vielen auf sie gerichteten Augen die verschönernde und verfeinernde Würze bekommt. Aber dagegen wirst du doch nichts haben, daß ich ihnen schon jetzt mitteile, wie freundlich wir für ihre Morgenunterhaltung sorgen werden? Ich setze sie durch diese zarte Rücksicht in den Stand, die lieblichen Wohlgeschmäcke der Bastonade schon jetzt in Gedanken mit Wonne vorauszugenießen!“
    „Das magst du tun; ich will dich gar nicht hindern.“
    Da erhob er sich von seinem Sitz, was mir die Überzeugung gab, daß er beabsichtigte, seine Mitteilung in eine schöne, rhetorisch tadellose Form zu kleiden. Das war ja seine geliebte Spezialität. Sich an die Mekkaner wendend, sprach er mit lauter Stimme, um auch von Hanneh drüben gehört und verstanden zu werden:
    „Ihr habt den aus drei erlauchten Richtern bestehenden Ars odassi es Sahra (Oberster Gerichtshof der Wüste) jetzt hier vor euch versammelt gesehen. Diese edlen und erhabenen Rechtsgelehrten, vor denen es kein Ansehen der Personen und keinen nachträglichen Justizmord gibt, sind mit den Augen ihres Geistes und den Blicken ihres Scharfsinnes in die moralischen Tiefen des von euch begangenen Diebstahles eingedrungen. Sie haben die Verworfenheit eurer Herzen, die Verwahrlosung eurer Seelen, die Unzulässigkeit eurer Absichten und die große Strafbarkeit der Ausführung so vollständig durchschaut und so vollkommen erkannt, daß eure Schuld in ihrem ganzen, zur Rache fordernden Umfange vor ihnen liegt. Da jede Schuld, also auch die eurige, gesühnt werden muß und dieser Gerichtshof dazu berufen ist, nicht nur die Art und Weise sondern auch die Höhe der durch euer Verbrechen herausgeforderten Strafe erst zu bestimmen und dann an euch vollziehen zu lassen, so neige ich mich in Freundlichkeit zu euch nieder, um euch den von uns gefällten Urteilsspruch zunächst vor die Füße und dann euch in die Herzen zu legen. Wir haben nämlich beschlossen, euch das Andenken an die Beraubung des Kanz el A'da so tief und unauslöschlich auf die Fußsohlen zu zeichnen, daß ihr euch nie darüber beklagen könnt, für euer späteres Dasein keine liebe Erinnerung daran von uns mitbekommen zu haben. Da diese Eingrabung der Denkzeichen bei Beginn des Morgens und im Beisein sämtlicher Krieger der Beni Khalid von unserer Seite gewiß mit dem größten Nachdruck vorgenommen wird, so sind wir überzeugt, daß ihr sie dann von eurer Seite mit derjenigen Tiefe des Verständnisses und des Gefühles entgegennehmen werdet, welche unbedingt nötig ist, wenn unser dabei gehegter Wunsch in Erfüllung gehen soll, auch später in der Ferne mit euch und euern Gedanken in steter und ununterbrochen schöner geistiger Beziehung zu bleiben!“
    Hierauf machte er ihnen eine liebenswürdige Verbeugung und setzte sich dann wieder nieder, vollständig überzeugt, daß er seine Sache gar nicht besser hätte machen können.
    Die Mekkaner waren zunächst still; sie hatten den Eindruck des Gehörten erst zu überwinden. Nicht so aber der Scheik der Beni Khalid, welcher, ohne zu berücksichtigen, daß er in unsern Händen war, zornig aufbrauste:
    „Was fällt euch ein! Ist etwa der Diebstahl, der euch nur als Vorwand zur Bereicherung dient, schon erwiesen? Und wäre dies der Fall, so seid ihr doch am allerwenigsten die Leute, welche das Recht besitzen, darüber abzuurteilen! Auch habt ihr euer Wort gegeben, daß meinen Gastfreunden, welche unter meinem Schutze stehen, nichts an Leib und Leben geschehen soll, und wer sein Versprechen nicht hält, der ist ein Schurke. Die Bastonade ist auf alle Fälle

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