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19 - Am Jenseits

19 - Am Jenseits

Titel: 19 - Am Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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so und nicht anders gewollt.“
    „Um so fester werden wir sie, und besonders werde ich sie halten“, sagte Abd el Idrak sehr ernst. „Schon aus den Beobachtungen, welche ich am Bir Hilu an euch machen ließ, ergab sich ein Verhalten, welches mich zunächst befremdete. Ihr wenigen Leute fürchtet euch nicht vor einer großen Übermacht von Feinden, die ihr sogar noch schontet! Dann hattet ihr für die Mörder der Soldaten Gnade anstatt Rache. Eure Reden wurden mir berichtet, auch wie ihr die Toten bestattet und über ihrem Grabe geschossen habt. Das tut kein Ibn Arab (Araber) und ist so tief ergreifend! Dazu kommt etwas, was ich euch doch sagen will, obgleich ich mir vorgenommen hatte, darüber zu schweigen. Als einer meiner Läufer beim Brunnen tief im Sand steckte, um euch zu beobachten, entfernten sich von dort vier Männer, die nahe an ihm vorübergingen. Er schlich ihnen nach. Sie stiegen auf einen Felsen. Der Münedschi ist bei ihnen gewesen. Er sprach lange Zeit mit lauter Stimme. Mein Späher hat zugehört und mir alles berichtet, auch das, was ihm zu schwer gewesen ist, es zu begreifen. Sein Bericht ist unvollständig und wohl auch in vielem falsch gewesen; aber ich habe doch so manches davon tief in mein Herz geschlossen, wo es mir die Ahnung dessen brachte, was ich im Leben besitzen muß, um den Tod in Leben zu verwandeln. Wißt ihr, wer die andern drei gewesen sind?“
    „Der Effendi, Khutab Agha und ich“, antwortete Halef.
    „Könnte ich diese Reden von euch ausführlicher erfahren?“
    „Ja. Wir sind sehr gern bereit dazu.“
    „Ich danke dir schon jetzt!“
    Er gab dem Hadschi die Hand und sprach dann weiter:
    „Ich habe euch schon gesagt, daß der Münedschi still war, bis das Urteil an den vier Mördern vollzogen worden war. Gleich nach dem letzten Schuß aber stand er auf und sprach mit geschlossenen Augen längere Zeit so ernste und tiefsinnige Worte von dem Leben und dem Tode, von der Liebe und der Gerechtigkeit, daß wir alle so andächtig lauschten, wie ich in meinem ganzen Leben noch keinen Chatib (mohammedanischer Prediger) zugehört habe. Es war, als ob der Engel, der durch ihn sprach, die Absicht hätte, alles aus meinem Herzen zu treiben, was sich gegen euch noch darinnen befand. Ich beschloß, auf den Kanz el A'da zu verzichten, auch auf eure Pferde und auf das Hedschihn, auf welche ich es noch mehr als auf den ‚Schatz der Glieder‘ abgesehen hatte. Ich kann das, was in mir vorging, nicht beschreiben; ich weiß, daß dies kein Mensch zuwege gebracht hätte, und bin überzeugt, daß es der Einfluß dieses unsichtbaren Ben Nur gewesen ist. Es wuchs und wuchs, es wallte und wallte ein Gefühl, doch nein, kein Gefühl bloß, sondern eine Überzeugung in mir auf, daß ich euch bitten müsse, mich mit meinen Armen an euch festhalten zu dürfen, daß über mich und mein Leben von euch eine Kraft ausgehen würde, die mir segensreicher sei als der Schatz und die Tiere, welche ich euch hatte nehmen wollen. Und ganz sonderbarerweise gab es eine Stimme in mir, welche mir riet, euch zu zeigen, daß wir Krieger sind, welche eure Achtung verdienen. Darum nahm ich mir vor, euch zum Schein zu überfallen, und zwar so, daß ich euch überwältigte, ohne daß einem von euch ein Leid geschehen durfte. Das war freilich nur dadurch möglich, daß wir den gefährlichen Abstieg dort von der Sandwand herunter wagten. Es ist niemand von uns dabei verunglückt, und ihr werdet zugeben, daß auch das übrige gelungen ist. Den Ghani und den Münedschi ließen wir mit ihren Wächtern natürlich einstweilen in der Nähe zurück, und dort stehen auch unsere Kamele, auf denen wir hergeritten sind. Nun wird es hell. Wir werden aufbrechen können. Ihr reitet doch mit?“
    „Das brauchst du gar nicht erst zu fragen“, antwortete Halef. „Du hast sehr recht daran getan, dir zunächst unsere Achtung zu erwerben. Sie ist euch geworden, und die Liebe ist auch schon unterwegs!“
    „Das wünsche ich. Es gibt ein reiches Feld für sie wohl überall, vor allen Dingen aber hier in diesem vom Haß zerrissenen Land. Allah will das Glück der Menschen; er bietet es ihnen an, schon seit es Menschen gibt; sie greifen aber nicht zu, es von ihm zu nehmen. Sie suchen es an Orten, die fern von seinen Wegen liegen!“
    Ich verwunderte mich im stillen immer mehr über diesen seltenen Mann. Er war ein Suchender, und wer sucht, der findet; so lautet die Verheißung. Ich sah, da es nun heller wurde, sein Gesicht, nicht plötzlich,

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