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19 - Am Jenseits

19 - Am Jenseits

Titel: 19 - Am Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Zahl, hier stecken könnten, dieser Gedanke war ihnen gar nicht in den Sinn gekommen. Sie hatten auf dem Brunnenplatz einen kurzen Halt gemacht, und da war es gewesen, wo von allen Seiten her die Schüsse ganz unerwartet gekracht hatten und die Beni Lam auf sie eingedrungen waren. Scheik Abd el Idrak hatte zu uns ganz richtig gesagt: „Nur kurze Zeit; in wenigen Minuten war es aus!“ Ja, es war aus gewesen, und wie mochte es dann auch ausgesehen haben! Der Boden sah noch jetzt so rot vom Blut aus, daß es fast keine anders gefärbte Stelle gab. Jetzt lagen die erbeuteten Kamele da. Auch sahen wir einen ganzen Haufen ebenso erbeuteter Waffen und allerlei Gegenstände liegen, welche den Toten aus den Taschen genommen worden waren. Die nicht oder nur leicht verwundeten Beni Khalid waren schon nach kurzer, aber um so blutiger Gegenwehr in wilder Flucht davongejagt; viele hatten sich nur zu Fuß retten können! Voraussichtlich hatten nun lange, lange Jahre zu vergehen, ehe sie daran denken konnten, für diese Niederlage Rache zu nehmen.
    Die Leichen zu zählen, das unternahmen wir gar nicht, denn schon der bloße Anblick tat ja weh! Sie lagen in einem großen, weiten Halbkreise um die Felsengrube. Da, wo wir standen, sahen wir auch einen nur zu bekannten liegen, nämlich den speerwerfenden ‚Vater der Selbstverständlichkeit‘. Er war ‚natürlich‘ auch mit gefallen; seine Armmuskeln hatten ihn nicht retten können.
    Da zeigte Abd el Idrak nach der anderen Seite.
    „Kennt ihr den?“ fragte er.
    Da sahen wir, sitzend aufgerichtet und mit dem Rücken an den Felsen gelehnt, den Scheik Tawil Ben Schahid! Er hatte mitten in sein schon von Halefs Peitsche gezeichnetes Gesicht einen Kolbenhieb bekommen, der ihn fast unkenntlich machte; den Tod aber hatte ihm eine Brustwunde gebracht. Er war während des Hauptkampfes nicht zugegen gewesen, sondern dann später ebenso abgefangen worden wie die vierzig Mann, die er in zwei Abteilungen zurückgeschickt hatte, um den Kanz el A'da für sich allein zu haben. Ohne diese Selbstsucht hätte er sich mit seinem Truppe vielleicht retten können.
    „Das Grab, das Grab zwischen uns und ihm!“ sagte Halef, indem er erst auf ihn und dann auf die Grube deutete. „Sind dir die Worte, welche er sagte, noch gegenwärtig, Effendi?“
    „Ja“, antwortete ich.
    „Wie lauteten sie doch?“
    „Von diesem Augenblicke an gähnt zwischen uns ein Grab. Wen es aufzunehmen hat, mich oder euch, das mögen die entscheiden, bei denen ich geschworen habe – oder mag es auch die Liebe entscheiden, die eure angebetete Götzin ist. Ich habe nichts dagegen!“
    „Ja, sie hat entschieden, und er kann nun freilich nichts dagegen haben! Ist es nicht sonderbar, daß uns jetzt solche Reden schon wiederholt ganz genau, fast wörtlich, in Erfüllung gegangen sind?!“
    „Es ist das mehr als sonderbar. Es ist mir das einige Male mit meinen eigenen Worten passiert; es möchte mir fast vor mir selber grauen. Ich sage nichts mehr derartiges! Komm, wir wollen gehen. Dieser Anblick tut mir sogar körperlich weh!“
    Wir gingen nach dem Brunnen, wo man den Münedschi hingesetzt hatte. Er war nicht allein. Der Ghani befand sich bei ihm. Dieser war damit beschäftigt, drei Kamele zu tränken, nämlich das seinige, das des Blinden und auch dasjenige, welches die Leiche seines Sohnes hierhergetragen hatte; er war nur für die Nacht mit ihr zusammengebunden und dann früh, kurz bevor wir aufbrachen, von ihr befreit worden.
    „Es scheint ganz so, als ob er den Toten mit sich nehmen will“, sagte Halef zu mir.
    „Und den Münedschi wohl auch!“
    „Dulden wir das?“
    „Hm! Eigentlich gehört der Blinde nicht zu uns, sondern zu ihm.“
    „Jetzt nicht mehr, denn der Ghani hat sich als ein Mensch erwiesen, dem so ein armer Mann unmöglich anvertraut bleiben darf. Bist du einverstanden, daß wir uns seiner annehmen?“
    „Sehr gern sogar!“
    „Gut; ich werde sofort mit dem Blinden sprechen!“
    Dieser war grad jetzt bei voller Besinnung. Wir traten zu ihm und Halef fragte:
    „Weißt du, o Münedschi, wo du bist?“
    „Ja; mein Beschützer hat es mir gesagt.“
    „Dein Beschützer? Hältst du ihn auch jetzt noch dafür?“
    „Er wird es bleiben, so lange ich lebe. Ich weiß, daß unsere Gefährten erschossen worden sind; aber ich bleibe bei ihm und reite mit ihm heim nach Mekka.“
    „Das ist dein Ernst?“
    „Ja!“
    „Bist du vollständig wach und munter?“
    „Ich bin im Besitze meiner vollsten

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