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Nach dem Bankett.

Nach dem Bankett.

Titel: Nach dem Bankett. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yukio Mishima
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Das Gasthaus

    Das Setsugoan – die Schneeklause – lag auf einer Anhöhe im hügeligen Koishikawa, einem Stadtteil von Tokio. Es war glücklicherweise von den Verwüstungen des Krieges verschont geblieben. Nichts war zerstört worden weder der berühmte, fast 1 000 Quadratmeter große Garten, der im Stile von Kobori Enshu angelegt war, noch das Pfauen-Tor aus einem bekannten Tempel in Kioto; unbeschädigt waren auch Eingang und Gästepavillon eines alten Tempels aus Nara, den man abgetragen und unverändert hier wieder errichtet hatte sowie der große Saal, der erst in neuerer Zeit gebaut worden war.
       In den Nachkriegsjahren, während der Umwälzungen, die die neu festgesetzte Vermögenssteuer mit sich brachte, wechselte Setsugoan seinen Besitzer; von einem Industriellen, einem Kenner und Liebhaber der Teezeremonie, ging es in die Hände einer schönen, energischen Frau über. Und es dauerte nicht lange, da wurde es ein berühmtes Gasthaus.
       Der Name der Besitzerin war Fukuzawa Kazu. Kazu, eine schöne, üppige Frau hatte etwas Urwüchsiges, Kraftvolles und Leidenschaftliches an sich. Menschen mit Komplexen schämten sich ihrer Komplexe, wenn sie vor Kazu traten und Menschen, die mutlos waren, schöpften entweder neue Hofnung ode gaben sich völlig auf. Eine Frau, die durch die Gnade des Himmels männliche Entschlossenheit und weibliche Leidenschaft in sich vereinte, war dazu geschafen, mehr zu erreichen, als ein Mann je erreichen konnte.
       Kazu hatte eine strahlend heitere Natur und einen absolut unbeugsamen Charakter; beides ließ ihr Wesen anziehend und lauter erscheinen. Schon von jung auf hielt sie es für wünschenswerter, selber zu lieben, als geliebt zu werden. Hinter ihrer urwüchsigen Naivität verbarg sich ein gewisser Hang zu Aufdringlichkeit. Bosheit und Arglist der Menschen bestärkten sie nur noch in ihrer Großmut und Ofenherzigkeit.
       Kazu besaß schon seit einer Reihe von Jahren mehrere Freunde, deren Zuneigung nichts mit Liebe zu tun hatte. Zu ihnen gehörte auch, sei verhältnismäßig kurzer Zeit, der Politiker Nagayama Genki, eine hinter den Kulissen arbeitende, führende Persönlichkeit der konservativen Partei. Er liebte die um zwanzig Jahre jüngere Kazu wie eine kleine Schwester.
       »Sie ist eine ungewöhnliche Frau«, pfegte er zu sagen. »Sie wird sicher noch einmal etwas Außerordentliches tun. Wenn man ihr sagte: ›Stelle Japan auf den Kopf‹, wäre sie dazu imstande. Ein Mann mit ihren Anlagen wäre ein Teufelskerl; aber da sie eine Frau ist, wird man von ihr höchstens sagen, sie sei tüchtig. Es müßte ein Mann kommen, der ihr zeigt, was Liebe ist; erst dann würde sie sich wirklich entfalten.«
      Als man ihr dies erzählte, war Kazu davon keineswegs unangenehm berührt. Aber zu Nagayama Genki sagte sie: »Herr Nagayama, Sie sind nicht der Mann, der mich entfammen könnte; auch wenn Sie noch so selbstbewußt und machtvoll auftreten – mich vermögen Sie nicht zu fesseln. Sie können Menschen gut beurteilen, ja, aber die Kunst des Verführens ist nicht Ihre starke Seite.«
       »Ich will dich ja gar nicht verführen! Wenn ich anfnge, dir den Hof zu machen, wäre es bald um mich geschehen«, meinte der alte Politiker boshaft.
      Als das Restaurant Setsugoan zu forieren begann, konnte man auch etwas mehr Geld für die Pfege des Gartens aufwenden. Im Mittelpunkt, an der Südseite des Gästepavillons aus dem Nara-Tempel, lag ein Teich. Vor allem bei Mondscheinfesten hielt man sich gern dort auf. Rings um den Garten standen hohe alte Bäume, wie sie im heutigen Tokio selten geworden sind: Kiefern, Kastanien, Zürgelbäume und Castapopsis. Ehrfurchtgebietend ragten sie in den blauen Himmel, der hier noch nicht von modernen Großstadtbauten verunstaltet war. In den Wipfeln einer besonders schönen Kiefer hatte sich seit einiger Zeit eine Weihe eingenistet, und gelegentlich kamen auch andere Vögel in den Garten, besonders dann, wenn die Zugvögel auf die Reise gingen. Sie ließen sich in Scharen auf der großen Rasenfäche nieder, pickten nach den roten Beeren der Nandinen und suchten Insekten. Der Lärm, den sie machten, war ohrenbetäubend.
       Jeden Morgen ging Kazu durch den Garten und gab dem Gärtner Anweisungen; manchmal waren sie angebracht, manchmal fehl am Platz. Aber dieser Rundgang gehörte zu Kazus Tagesprogramm und versetzte sie in gute Laune. Daher wagte der alte erfahrene Gärtner auch nie, ihr zu widersprechen.
       Bei diesen

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