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19 - Am Jenseits

19 - Am Jenseits

Titel: 19 - Am Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nur falsch anzusehen. Das kannst du dir doch denken? Erweckt der Anblick deiner Emmeh nicht auch solche Kampfeslust in dir?“
    „Nein.“
    „So kann ich wirklich nicht umhin, dir mitzuteilen, daß meine Hanneh deiner Emmeh vorzuziehen ist. Bei einem Weibe, die ihren Mann so friedlich stimmt, muß er ja seine ganze Tapferkeit verlieren! Wie kann sie denn stolz auf ihn sein und auf sein Heldentum, welches ihm von der Lieblichkeit ihres Angesichtes und von der Anmut ihres freundlichen Benehmens abgestohlen worden ist! Nein, meine Hanneh hat mich als Helden kennen gelernt, hat mich trotz aller ihrer fünftausend bezaubernden Eigenschaften einen Helden bleiben sehen und wird es nie erleben, daß in diesem meinem Ruhm jemals auch nur die allergeringste Lücke entstehe. Also, nicht dich habe ich dem Scheik genannt, sondern mich.“
    „So fehlt also nur noch der dritte.“
    „Du meinst, der zweite und der dritte?“
    „Nein, denn der zweite bin ich.“
    „Du? Effendi, ich bitte dich, sieh hier doch einmal ab von deiner Gewohnheit, die größten Gefahren immer auf dich zu nehmen! Erstens bist du doch eigentlich kein Haddedihn, obgleich du ganz zu uns gehörst, sondern ein Europäer, den stets für uns kämpfen zu lassen, uns unsere Ehre rauben würde. Und zweitens üben sich meine Krieger täglich, ohne Gelegenheit zu finden, ihre Tapferkeit im Ernst beweisen zu können, weil wir auf deinen Rat nach Allahs Willen mit allen Stämmen, die uns umgeben, in Frieden leben. Und nun sich hier einmal die Möglichkeit zeigt, sich mit andern Kriegern zu messen, willst du sie um diese große Freude bringen, indem du den Ruhm, gesiegt zu haben, für dich in Anspruch nimmst! Was sagst du jetzt?“
    „Deine Gründe sind gut, doch weißt du ja, daß ich mich stets lieber auf mich selbst als auf andere verlasse.“
    „So will ich dir noch einen bringen, und der wird deinen Widerstand ganz gewiß besiegen.“
    Er trat ganz nahe an mich heran, machte ein höchst bedenkliches Gesicht, hob den Zeigefinger warnend empor und sagte leise:
    „Wenn du mitkämpfest, und wir werden alle drei besiegt, so sind wir tot, und es ist alles, alles verloren. Bist du aber nicht mit dabei, so bist du eben dann noch da, und es ist noch nichts verloren! Das mußt du doch einsehen! Nicht, Sihdi?“
    Jetzt mußte ich nun freilich lachen. Ich legte ihm die Hand auf die Achsel und antwortete:
    „Du spielst den schlauen Fuchs, und zwar nicht ganz umsonst. Ich werde mir die Sache überlegen; wir haben ja noch Zeit! Komm mit hin zu den Beni Khalid!“
    Indem wir zu ihnen gingen, kam ich an Kara Ben Halef vorüber, dem zu sagen ich vergessen hatte, daß er gegen jedermann, auch gegen seinen Vater und seine Mutter, von dem, was wir auf dem Felsen entdeckt hatten, schweigen solle. Ich holte das jetzt heimlich nach, weil unter Umständen eine unbedachte Äußerung genügte, meinen Plan zunichte zu machen.
    Ich sagte schon, daß die drei Beni Khalid noch so dalagen, wie wir sie verlassen hatten. Dem Scheik spritzte noch das Blut aus den geöffneten, dünnen Adern, doch hatte ihn der Verlust desselben noch nicht geschwächt. Als ich zu ihm trat, richtete er seine dunkeln, finster blickenden Augen fest auf mich, sah mich forschend an und sagte:
    „Ich habe mit dem Scheik Hadschi Halef Omar vom Stamme der Schammar ein Übereinkommen getroffen, von welchem er behauptete, daß es erst dann Gültigkeit habe, wenn es von seinem Effendi bestätigt worden sei. Der bist du?“
    „Ja“, antwortete ich.
    „Also Effendi wirst du genannt! Das genügt mir nicht. Wie heißt du, und wer bist du?“
    Da fiel natürlich Halef, ehe ich ein Wort sagen konnte, rasch ein:
    „Dieser in allen Erdteilen des In- und Auslandes hochberühmte Mann heißt Hadschi Akil Schatir el Megarrib Ben Hadschi Ahm Schadschi er Rani Ibn Hadschi Dajim Maschhur el Azami Ben Hadschi Taki Abu Fadl el Mukarram; er stammt aus dem Wadi Draha im fernsten Maghreb und hat, wie alle Leute, welche dort geboren sind, nicht nur die Bücher aller Wissenschaften in seinem Kopf, sondern ist auch ein Krieger von solcher Tapferkeit, Klugheit und Stärke, daß ihn kein Feind jemals zu besiegen vermochte!“
    Tawil Ben Schahid bedachte die lange Schlange meines Namens und Ruhmes mit keinem Worte, sondern fragte mich kurz:
    „Bist du einverstanden?“
    „Ja“, erklärte ich noch kürzer.
    „Die Soldaten bleiben meine Gefangenen?“
    „Ja.“
    „Und hier meine beiden Begleiter die eurigen?“
    „Darauf werde ich dir

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