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19 - Am Jenseits

19 - Am Jenseits

Titel: 19 - Am Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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haben, während sie hier lagerten, die Gazellen gesehen und sind, von der Jagdlust gepackt, alle fortgeritten, ohne daß ein einziger von ihnen hier blieb. Inzwischen kamen die Mekkaner an, welche schwach und müde waren und also nicht weiterkonnten, sondern hier bleiben mußten, obgleich sie sahen, daß der Platz schon von Beduinen besetzt sei. Da lag nichts näher, als daß sie versuchten, vor allen Dingen ihren kostbaren Raub in Sicherheit zu bringen, denn mochten diese Beduinen ihnen befreundet oder nicht befreundet sein, Gegenstände von solchem Wert wirken, wenn sie zufällig entdeckt werden, überall verführerisch, diese hier wahrscheinlich sogar verräterisch. Während El Ghani darum hier unten herum nach einem bequemen und zugleich zuverlässigen Versteck vergeblich suchte, sah er die Beni Khalid zurückkehren. Nun galt es die höchste Eile. Da unten kein Ort zu finden war, richtete sich sein hilfesuchender Blick nach der Höhe des Felsens, welcher dem Brunnen am fernsten lag und darum wahrscheinlich am wenigsten beachtet wurde. Er packte die Sachen schnell in den Sidschdschadi, eilte hin und stieg mit Hilfe seines Sohnes, dessen Fußspitzeneindrücke wir noch sahen, hinauf, um sie dort zu verbergen. Er konnte die Stelle nur flüchtig mit Steinen zudecken, denn er mußte eher wieder herunter, als die Beduinen so nahe herankamen, daß sie sehen konnten, wo er sich befand und was er da zu tun hatte. Zu seiner Freude erkannte er in ihnen befreundete Leute, hütete sich aber doch, ihnen von dem Paket etwas zu sagen, denn von gestohlenen Sachen spricht man, außer wenn sie Mitschuldige sind, selbst zu den besten Bekannten oder den nächsten Verwandten nicht. Später sah er den Perser mit den Soldaten kommen und war nun doppelt froh darüber, daß er die gestohlenen Gegenstände versteckt hatte, denn er konnte nun sich und seine Begleiter getrost aussuchen lassen und dadurch, daß man nichts fand, beweisen, daß er und sie unschuldig seien. Ja, er konnte noch mehr, nämlich seinen Verfolger dadurch verderben, daß er ihn, den von den Beduinen grimmig gehaßten und verachteten Schiiten, beschuldigte, ihm nur aus Glaubensfeindschaft nachgeritten zu sein, um ihn, den Liebling des Oberhauptes der Sunniten, zu überfallen und zu töten. Wenn es ihm gelang, die Beni Khalid hiervon zu überzeugen, so war der Perser unbedingt verloren. Daß es ihm gelungen ist, haben wir gehört, denn dem Oberaufseher des Kanz el A'da sind die Adern geöffnet worden, damit er sich verbluten möge.“
    „So ist es, Effendi, ja, so, ganz genau so ist es! Ich freilich wäre nicht auf diese sich wie von selbst ergebenden Gedanken gekommen, deren Zusammenhang gar nicht zu zerreißen ist. Die Mekkaner haben natürlich die Absicht, die Sachen heimlich zu holen, ehe sie den Brunnen verlassen.“
    „Ja. Eben darum nahm ich sie nicht mit, sondern ließ sie liegen, um beweisen zu können, daß der Liebling des Großscherifs den ‚Schatz der Glieder‘ wirklich gestohlen hat. Wenn ich bemerke, daß die Zeit dazu gekommen ist, steige ich, natürlich ohne daß er es ahnt, mit Scheik Tawil Ben Schahid heimlich hinauf, um ihn zu erwarten. Sobald er die Gegenstände aus dem Verstecke genommen hat, ist der Beweis erbracht. Es ist zwar immerhin möglich, daß diese Begebenheit einen andern Verlauf nimmt, als ich jetzt denke, aber dann werden wir uns in Beziehung auf unser Verhalten dieser Änderung anbequemen und auf keinen Fall den Vorteil, welchen wir hier errungen haben, aus der Hand geben. Jetzt aber wollen wir zurückreiten, denn die Sonne ist dem Horizont nahe, und wir müssen, ehe es dunkel wird, bei unsern Leuten sein.“
    Wir ritten zurück, eine ziemliche Strecke nördlich von dem Weg, den wir hierzu eingeschlagen hatten. Als wir ankamen, lagen die drei Beni Khalid noch immer gebunden an der Erde; es schien also, wie ich auch bestimmt erwartete, alles beim alten zu sein, doch Halef meldete mir, sobald er uns sah, mit lauter Stimme und in mit sich selbst zufriedenem Tone:
    „Gut, daß ihr kommt, Sihdi! Wir haben nur noch auf euch gewartet.“
    „Womit?“
    „Den Vertrag mit dem Scheik der Beni Khalid abzuschließen.“
    „So hast du mit ihm verhandelt?“
    „Ja.“
    „Ohne mich zu fragen?!“
    „Ich habe dich doch gebeten, hier mich allein bestimmen zu lassen!“
    „Das bezog sich nur auf die Bestrafung der Beleidigung deiner Hanneh, aber nicht auch auf das weitere.“
    „Verzeih, Effendi! Das habe ich nicht gewußt. Ich bin aber

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