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19 - Am Jenseits

19 - Am Jenseits

Titel: 19 - Am Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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überzeugt, daß du dem, was wir ausgemacht haben, deine Genehmigung nicht versagen wirst.“
    „Ich bin nicht überzeugt, hoffe es aber. Welches Übereinkommen habt ihr getroffen?“
    „Der Scheik der Beni Khalid ist einverstanden, sich gegen den Perser austauschen zu lassen; die Soldaten gibt er aber noch nicht frei.“
    „Warum?“
    „Er sagt, Person gegen Person; er mit seinen beiden Leuten hier seien drei, der Perser mit seinen Soldaten und dem Khabir aber zweiundzwanzig Personen, also ein sehr ungleiches Verhältnis. Darum sollen einstweilen nur er und der Perser freigegeben werden.“
    „Wieso einstweilen?“
    „Weil um die Mekkaner gekämpft werden soll. Siegen wir, so werden die Soldaten freigegeben, und wir bekommen die Mekkaner, doch nur gegen das Versprechen, ihnen nichts gegen Leib und Leben zuzufügen.“
    „Und siegen die Ben Khalid, was dann?“
    „In diesem Falle bekommen wir weder die Mekkaner, noch die Soldaten und haben auch den Perser wieder auszuliefern.“
    „Auch diesen? Das ist zuviel verlangt! Warum bist du auf diesen Punkt eingegangen?“
    Da ging ein unendlich selbstbewußtes Lächeln über sein liebes, kleines Gesicht, und er antwortete:
    „Ich wäre auch auf noch mehr eingegangen, Effendi, denn daß wir besiegt werden, das liegt ja nicht im Bereich selbst der allerentferntesten Möglichkeit. Davon bist du doch grad ebenso wie ich überzeugt!“
    „Ich warne dich, allzu sicher zu sein. Hochmut kommt sehr leicht vor den Fall!“
    „Es ist kein Hochmut, Sihdi, sondern nur die demütigste, die allerdemütigste Überzeugung. Gib dem großen, schwarzen Panther auf, mit einer Zeltkatze um Leben und Tod zu kämpfen! Ist es Hochmut, wenn er darüber lacht? Sie ist ja nicht seinesgleichen; sein Schwanz ist dreimal länger als sie; wenn er sie mit seiner Pranke nur berührt, muß ihre arme Seele aus dem Fell heraus. Das weiß er; aber das ist kein Hochmut von ihm, sondern nur bescheidene Selbsterkenntnis. Nun denke, daß wir Haddedihn die Panther, die Beni Khalid aber die Katzen sind. Wir besitzen infolgedessen die Demut und Bescheidenheit des Panthers, und es ist also eine vollständige Verkennung der Umstände und eine vollständig umgedrehte und ganz verkehrte Anwendung des Fernrohres deiner Urteilskraft, wenn du anstatt das kleine, das große Glas vor die Augen hältst und meine Demut als Hochmut bezeichnest.“
    Wenn mir diese sonderbare Art seiner Beweisführung nicht bekannt gewesen wäre, so hätte ich jetzt lachen müssen; so aber fragte ich:
    „Du sprichst von Leben und Tod. Soll der Kampf so scharf genommen werden?“
    „Ja.“
    „Sind die Personen schon bestimmt, zwischen denen er stattzufinden hat?“
    „Nur erst zwei.“
    „Was? Wie? Nur erst zwei? Das ist ja genug!“
    „Nein, Sihdi, das genügt noch nicht. Tawil Ben Schahid bestand darauf, daß es sechs sein sollen, von jeder Seite drei.“
    „Warum?“
    „Das weiß ich nicht. Ich habe ihn nicht danach gefragt. Es ist uns ja ganz gleich, oder vielmehr, meinen Haddedihn wäre es am liebsten, wenn bei dieser vortrefflichen Gelegenheit jedem von ihnen erlaubt würde, sich mit einem Ben Khalid zu messen.“
    „Dennoch hättest du auf einen dreifachen Zweikampf nicht eingehen sollen, ohne mich vorher zu fragen! Welche zwei sollen wir außer mir noch wählen? Es werden sich alle dazu drängen, und das macht die Sache schwer.“
    „Außer dir, sagst du?“
    „Natürlich!“
    „Für so natürlich halte ich das nicht.“
    „Habe ich dir nicht gesagt, daß du mich dem Scheik als denjenigen bezeichnen sollst, den der betreffende Ben Khalid als Gegner haben wird?“
    „Ja, das hast du freilich gesagt.“
    „Und du hast es getan?“
    „Nein. Hast du denn wirklich geglaubt, daß ich so wenig Ehrgefühl besitze, einen andern an meine Stelle treten zu lassen? Ich habe selbstverständlich nicht dich, sondern mich genannt.“
    „Hm! Was sagte Hanneh dazu?“
    „Sie hatte gar nichts anderes erwartet und freute sich darüber.“
    „So hat sie keine Sorge?“
    „Sorge? Angst? Um mich? O Sihdi, Sihdi, Sihdi! Meine Hanneh soll Angst um ihren tapfern, unüberwindlichen Hadschi Halef Omar haben! Nimm es mir nicht übel, aber ich muß dich wirklich fragen, ob du vielleicht zufälligerweise von Sinnen, ganz von Sinnen bist! Ich bin ja schon überhaupt gar nicht zu besiegen; aber wenn ich während des Kampfes ihre schönen, lieben Augen auf mich gerichtet weiß, so würde ich hundert Riesen erwürgen, wenn sie es wagten, mich

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