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19 - Am Jenseits

19 - Am Jenseits

Titel: 19 - Am Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Arabien und das ganze Kurdistan. Ich habe mit euch gehungert, gedürstet und gekämpft, und niemand kann sagen, ich hätte jemals meine Pflicht versäumt. Soll es jetzt heißen, daß mein Arm schwach geworden und meine Waffe eingerostet sei? Soll mein Platz in dem Winkel sein, in welchen man das alte, unbrauchbare, verrostete Eisen wirft? Das kannst du mir, deinem treuen Omar, doch unmöglich zuleide tun! Ich will dich nicht mit langen Bitten quälen. Hier stehen fünfzig Krieger. Sollen sie alle zusehen, daß ihr drei ihnen alles nehmt und ihnen gar nichts gönnt? Soll nicht wenigstens einer von ihnen zeigen dürfen, daß auch ein einfacher Krieger für die Ehre seines Stammes kämpfen kann? Ich bin fertig mit meinen Worten. Nun entscheide du!“
    Da gab ich ihm meine Hand und sagte:
    „Du hast vollständig recht, Omar. Es handelt sich um Haddedihn und Beni Khalid, also um die Ehre unsers Stammes; da darf ich mich euch nicht in den Weg stellen. Es sei dir also dein Wunsch erfüllt. Wir wissen, daß du die Haddedihn in einer Weise vertreten wirst, die uns erlaubt, stolz auf dich zu sein. – Du wirst zu deinen früheren Siegen heute einen neuen fügen.“
    Damit war diese Angelegenheit erledigt. Hanneh bestieg ihren Tachterwahn wieder, und dann ritten wir dem Brunnen zu, von welchem uns, als wir uns ihm näherten, die letzten Gebetsklänge des Maghreb entgegentönten. Die Beni Khalid waren also schon da.
    Es war dunkel geworden, und nach dem Schluß des Gebets beschäftigten sich die Beduinen damit, ein Feuer anzuzünden. Darum wurde unser Kommen nicht sofort bemerkt. Wir hatten den Platz an der nordöstlichen, ganz unbeobachteten Ecke erreicht und hielten dort an. Wir wollten den Blinden zunächst den Mekkanern nicht sehen lassen; darum mußte er hier absteigen und Hanneh mit ihm, in deren Obhut wir ihn gaben. Es konnte nicht auffallen, daß sie sich hier absonderte, indem diese entlegene Stelle sozusagen ihren Harem bildete, wodurch zugleich die Mekkaner gezwungen waren, ihn zu meiden. Als wir beide gut und bequem untergebracht hatten, ritten wir weiter, der Brunnenecke zu, an welcher jetzt das Feuer aufloderte.
    Der Scheik sah uns und kam uns höflich entgegen. Zwar begrüßte er uns nicht mit einem Marhaba (Willkommen), denn wir waren ja seine Feinde; er machte überhaupt keine Worte, aber diese stille Art und Weise drückte ebenso viel Achtung aus, als er uns hätte durch die Rede erweisen können. Um so lauter aber war einer, der vom Feuer, wo er saß, aufsprang und gar nicht wartete, bis ich abgestiegen war, sondern mir beide Hände entgegenstreckte und dabei in frohem Ton rief:
    „Endlich, endlich sehe ich dich, Effendi! Ich wußte, daß du unbedingt kommen und mir helfen würdest; aber die Zeit wurde mir doch recht lang, zumal mit ihr mein Blut hinfloß!“
    Es war der Perser.
    „Du hattest also deine Hoffnung auf uns gesetzt?“ fragte ich.
    „Ja, nur auf dich, denn eine andere gab es nicht. Ich erfuhr vorhin, daß der Scheik dir mitgeteilt hat, was man mit mir beschlossen hatte, und habe also nicht nötig, es dir zu erzählen. Nur eins muß ich dir sagen, damit du weißt, woran du bist: Die Mekkaner sprachen davon, daß ihr kommen würdet; ich hütete mich aber, zu verraten, daß ich euch getroffen und mit euch gesprochen hatte. Du hast mir das Leben gerettet. Von meinem Dank wirst du nicht jetzt, sondern später hören!“
    „Du hast mir nichts, gar nichts zu verdanken. Es war Allahs Schickung, daß dein Weg mit dem unseren zusammenstieß, und wenn dir dadurch das Leben erhalten wurde, so wende dich nicht an mich, sondern an ihn! Wo sind deine Asaker (Soldaten)?“
    „Gefangen, an einem Orte, den ich nicht kenne.“
    „Du aber bist frei?“
    „Ja. Als der Scheik vor kurzem von seinem Ritt zurückkehrte, wurden mir die Fesseln abgenommen und die geöffneten Adern verbunden. Ich hätte mich unbedingt während der Nacht verblutet.“
    „Hat dich der Blutverlust bis jetzt angegriffen?“
    „Doch! Ich bin ziemlich schwach, werde aber sehr bald nichts mehr davon merken. Komm mit mir an das Feuer, und sag mir, wie sich alles zugetragen hat, und was geschehen wird! Ich hörte, daß es einen dreifachen Zweikampf geben soll. Ist das wahr?“
    Scheik Tawil Ben Schahid hatte sich wieder bei dem Feuer niedergesetzt; wir nahmen, als ob sich das ganz von selbst verstehe, neben ihm Platz, Halef und Kara auch. Unsere Haddedihn lagerten sich in geringer Entfernung von uns. Die Beni Khalid bildeten zerstreut

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