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19 - Am Jenseits

19 - Am Jenseits

Titel: 19 - Am Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dein Verhalten lehrst. Dürftest du diesem Scheik doch sagen, daß du Christ bist! Dann würde er wissen, wem er diese seltene Behandlung und das Vertrauen, welches du ihm zeigtest, zu verdanken hat. Der Zweikampf wird ganz gewiß für uns entscheiden; aber selbst wenn dies nicht der Fall wäre, würde dieser Scheik der Beni Khalid nicht taub gegen unsere Wünsche sein.“
    „Aber wenn er sich nur verstellt hätte?“ warf Halef ein. „Ich glaube es nicht, sondern gebe diesen Fall nur zu bedenken. Dann hätte dein Vertrauen uns wahrscheinlich in eine schlimme Lage gebracht!“
    „Auch dann nicht, Vater“, antwortete ihm sein Sohn. „Unser Effendi weiß, was er tut. Wir können uns auf ihn verlassen.“
    In so bestimmter Weise in unser Gespräch einzugreifen, das hatte Kara bisher stets unterlassen; aber daß ich ihn heut mitgenommen hatte und er dadurch Mitwisser eines Geheimnisses geworden war, das gab ihm den Mut, seiner Meinung auch einmal in solcher Art zu erkennen zu geben. Sein Vater sah ihn ganz verwundert an, nickte ihm aber dann befriedigt zu und sagte:
    „Ja, wenn so große und bedeutende Leute sich des Effendi annehmen, dann muß freilich ich mit meinen Bedenken weichen. Hast du etwa noch etwas auf deinem mutigen Herzen?“
    „Ja.“
    „Was?“
    Da flog ein energischer, leuchtender Blick vom Sohn zum Vater herüber, und die Antwort erklang:
    „Ich will einer von den dreien sein, welche mit den Beni Khalid kämpfen!“
    „Wa – wa – was? Du – u – u – u – u –?!“
    Halef fuhr einen ganzen, großen Schritt zurück und sah den Jüngling aus weit geöffneten Augen an.
    „Ja, ich will; ich will!“ wiederholte dieser in sehr bestimmtem Ton, indem sein ganzes Gesicht erglühte.
    Ich ahnte, daß Halef ihn am liebsten vor Freude über diesen mutigen Entschluß an sein Herz gedrückt hätte; aber Kara war nicht nur sein sondern auch Hannehs Sohn; darum hielt er noch an sich, richtete einen unsicheren Blick auf sie und fragte:
    „Hanneh, du beste Mutter aller tapfern Söhne, hast du gehört, was Kara, unser Liebling, soeben für einen Wunsch ausgesprochen hat?“
    „Ich habe es gehört“, nickte sie lächelnd.
    „Was sagst du dazu?“
    „Ich lasse dich zuerst sprechen.“
    „Nein! Zwar weiß ich, daß ich der Gebieter meines Stammes und auch der Gebieter meines Zeltes, meines Weibes und meines Sohnes bin, aber hier hat nicht der Vater, der Krieger, zu bestimmen, sondern nur das Herz der Mutter zu entscheiden.“
    „Und diese Mutter kennt den Vater und weiß, womit sie ihn erfreuen und glücklich machen kann. Es glüht in dir doch das heiße Verlangen, daß ich meinem und deinem Kind nicht hinderlich sein möge, zu zeigen, daß er in der Führung der Waffen der Schüler seines Vaters gewesen ist.“
    „Ja, das, das wünsche ich allerdings von ganzem Herzen!“ gab Halef zu.
    „So mag er kämpfen; ich gestatte es!“
    Da stieß der Hadschi einen Jubelruf aus und öffnete die Arme, um sie in seinem Entzücken um Hanneh zu schlingen; da fiel ihm aber noch rechtzeitig ein, daß ihm dies so öffentlich nicht gestattet sei, und so suchte er sich denn ein anderes Objekt für diesen zärtlichen Ausdruck seines Entzückens: Er umarmte erst Kara ein, zwei, drei Mal und warf dann auch die Arme um mich, wobei er, vor Freude dem Weinen nahe, rief:
    „Hast du es gehört, Sihdi? Hast du es gehört, daß Hanneh, die Blume meines Herzens, ihre Einwilligung zur Tat des Ruhmes gegeben hat? Alle Völker, welche zwischen dem Euphrat und dem Tigris wohnen, werden mich den glücklichsten Vater nennen, denn die Tapferkeit meines Sohnes wird der meinigen vollständig gleichen, und so wird man unser Lob verkünden in allen Zelten und allen Häusern, in denen man von unseren Taten spricht. Das habe ich auch dir mit zu verdanken, weil du die Güte gehabt hast, zurückzutreten und nicht mit am Kampf teilzunehmen!“
    „Das habe ich nun freilich nicht versprochen. Ich habe nur gesagt, daß ich es mir überlegen wolle.“
    „Zum Überlegen ist es nun zu spät, da Kara eingetreten ist.“
    „Ich kann ja doch der Dritte sein!“
    Kaum hatte ich diese Worte ausgesprochen, so schob sich Omar Ben Sadek schnell herbei und sprach:
    „Das wirst du nicht, Sihdi; ich bitte dich! Es wäre ja eine Schande für den ganzen Stamm, wenn keiner der gewöhnlichen Krieger sich beteiligen dürfte. Ich bin kein Held und kein berühmter Mann; aber ich war dein und Halefs treuer Gefährte durch die Sahara, durch Ägypten,

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