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19 - Am Jenseits

19 - Am Jenseits

Titel: 19 - Am Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nachher antworten. Wann soll der vereinbarte Kampf stattfinden?“
    „Wann es euch beliebt, doch möglichst bald.“
    „Und wo?“
    „An einem Ort, an welchem ihr euch sicher fühlt, denn ihr werdet euch natürlich fürchten, euch uns zuzugesellen, weil die Schar meiner Krieger der Zahl der eurigen so vielmal überlegen ist.“
    Ich bewegte die Hand geringschätzend durch die Luft und erkundigte mich weiter:
    „Habt ihr Holz, um Feuer zu machen?“
    „Getrockneten Kamelmist und Holz genug! Da du einverstanden bist, so gib mir die Hände frei, denn ich habe versprochen, auf mein Hamaïl zu schwören, daß wir unser Übereinkommen ehrlich halten werden und jeder Hinterlist entsagen. Das werde ich jetzt tun, und Allah weiß, daß ich gewohnt bin, schon ein einfaches Versprechen als Schwur gelten zu lassen.“
    „Wer soll deine Krieger benachrichtigen?“
    „Es reitet einer von euch mit einem von meinen Begleitern hin zu ihnen; beide kommen zurück und bringen den Perser mit. Dann gebt ihr mich frei.“
    Ich sah ihm ebenso fest in die Augen wie er vorhin mir, zog meine kleine Verbandtasche hervor und ließ mich zu ihm nieder; um zunächst die Blutung zu stillen. Als dies geschehen war, löste ich die Knoten seiner Fesseln. Er sprang sofort auf und fragte erstaunt:
    „Du bindest mich los?“
    „Wie du siehst!“
    „Das soll ja erst dann geschehen, wenn der Perser hier ankommt und ihr euch also überzeugt habt, daß er von uns freigegeben worden ist!“
    Ich antwortete nicht sofort, sondern band auch seine Leute los und sagte erst dann, als dies geschehen war:
    „Sie sind auch frei. Das ist meine Antwort auf deine vorhin ausgesprochene Frage. Du meintest ferner, daß wir uns wahrscheinlich vor euch fürchten werden. Hadschi Halef Omar und seine Haddedihn, die fürchten sich vor keiner Feindesschar, auch wenn sie zehnmal größer wäre, als die eurige ist; das eben will ich dir beweisen.“
    „Tajjib, tajjib – Bravo, bravo!“ rief da Halef begeistert aus, und die Haddedihn stimmten ein.
    Ich aber fuhr fort:
    „Den Schwur auf dein Hamaïl erlasse ich dir. Ich sehe zwar diesen aus Mekka stammenden Koran an der Schnur an deinem Halse hängen; aber du hast gesagt, dein Versprechen gelte gleich einem Schwur, und ich glaube und vertraue dir. Wer sein Versprechen nicht hält, der achtet auch nicht die Heiligkeit des Schwurs. Ihr kehrt jetzt zu euren Leuten zurück, und wir reiten mit.“
    „Sogleich?“ fragte er, indem sein Gesicht ein einziges, großes Staunen war.
    „Ja.“
    „Ihr alle? Mit diesem Weib? Ohne weitere Sicherheit?“
    „Jawohl!“
    „So glaubst du meinem Wort, wirklich nur meinem Wort?“
    „Du siehst und hörst es ja!“
    Da hellte sich sein finsteres Gesicht auf, und der Ausdruck des Erstaunens ging in den der Freude über.
    „Effendi“, rief er aus, „so etwas ist mir noch nicht vorgekommen! Entweder bist du ein höchst leichtsinniger oder ein sehr braver Mann!“
    „Leichtsinnig bin ich nicht, sondern ich pflege jedem Menschen die Ehre zu geben, die ihm gebührt. Du bist ein rauher, ja ein harter, vielleicht gar ein grausamer und blutgieriger Krieger, aber das Wort, welches du gegeben hast, das wirst du niemals brechen! Habe ich recht?“
    Da streckte er mir die Hand entgegen:
    „Da, faß an! Ihr seid jetzt unsere Feinde, und wir sind die eurigen; der Kampf wird zwischen uns entscheiden; aber wenn ihr wirklich mit uns reitet, so könnt ihr nirgends sicherer sein, als bei uns! Ich habe, als ich euch für Solaib-Araber hielt, von den Haddedihn verächtlich gesprochen; jetzt weiß ich, daß sie keine Knaben, sondern furchtlose Männer sind, denen ich meine Achtung nicht versagen kann. Kommt also mit uns, wenn ihr wollt! Lieber aber ist es mir, wenn ihr mich voranreiten laßt, damit ich Zeit finde, meine Leute zu unterrichten, wie sie sich zu euch zu verhalten haben.“
    „Gut, reitet fort, alle drei! Wir werden euch nicht folgen, sondern den Weg nach dem Brunnen einschlagen, welcher doch wohl euer eigentlicher Aufenthalt ist.“
    „Kennt ihr den Weg? – Es wird gleich dunkel sein!“
    „Wir finden ihn; wir brauchen keinen Führer.“
    Sie bestiegen ihre Kamele und ritten fort. Als wir sie nicht mehr sahen, kam Hanneh, welche schon längst ihre Sänfte verlassen hatte, zu mir her und sagte:
    „Effendi, lieber Effendi, weißt du, daß du einen großen Sieg errungen hast?“
    „Ja“.
    „Das war wieder einmal die Liebe, welche du nicht nur in Worten predigst, sondern auch durch

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