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19 - Am Jenseits

19 - Am Jenseits

Titel: 19 - Am Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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uns unterstützten, kamen wir verhältnismäßig schnell und leicht hinauf. Der Platz war mir bekannt, und so konnte ich trotz der Dunkelheit die für unsern Zweck geeignetste Stelle bestimmen; da setzten wir uns nieder, um auf El Ghani zu warten, von dessen Kommen ich so vollständig überzeugt war, als ob er selbst es mir versprochen hätte. Der Scheik verhielt sich still; der Perser aber war zu erregt, als daß er hätte schweigen können. Die Mekkaner waren ausgesucht worden, ohne daß man etwas bei ihnen gefunden hatte; es war für ihn ein großes Glück gewesen, vom Tod errettet und wieder freigeworden zu sein; auf die Erreichung des Zweckes seines weiten und gefährlichen Rittes hatte er verzichtet. Da hörte er so ganz unerwartet von mir, daß die gestohlenen Gegenstände zwar versteckt, aber doch vorhanden seien. Natürlich versetzte ihn das in eine Aufregung, die er nicht beherrschen konnte. Wir hatten kaum nebeneinander Platz genommen, so flüsterte er mir zu:
    „Ich kann kaum glauben, was ich von dir höre! EI Ghani hat also die Sachen wirklich bei sich gehabt?“
    „Ja.“
    „Und hier oben versteckt?“
    „Ja.“
    „Weißt du das genau?“
    „Ich habe sie gesehen, alle die Beutel mit den persischen Aufschriften auf den Elfenbeinplättchen.“
    „Allah! Beutel – Aufschriften – Elfenbeinplättchen! Nun ich diese Worte höre, muß ich es glauben! Der Kanz El A'da wird in solchen Beuteln aufbewahrt! Du denkst, daß der Dieb hier heraufkommen wird?“
    „Er kommt ganz gewiß.“
    „Wo stecken die Sachen?“
    „Hier nebenan in einer Ritze. Sobald El Ghani sie herausgenommen hat, halten wir ihn fest. Er ist dann so überführt, daß er unmöglich leugnen kann.“
    „Also darum wollte er am Feuer bleiben, darum! Trotz der Angst, welche ihm das Gespenst einflößte!“
    „Ja, darum! Seine Habsucht war doch noch größer als seine Furcht.“
    „Wie aber hast du diese Stelle entdeckt?“
    „Ich war mit Kara Ben Halef hier und sah an den Spuren, daß jemand hier oben gewesen war. Das fiel mir auf. Wir stiegen also herauf und fanden den Schatz.“
    „Warum nahmt ihr ihn nicht sogleich mit?“
    „Hätten wir da den Mekkanern beweisen können, daß sie die Diebe sind?“
    „Nein; das ist wahr. Du hast sehr klug gehandelt. Nun können wir sie überführen, und ich werde mit ihnen so streng verfahren, daß sie – – –“
    „Pst! Still! Ich hörte ein Geräusch.“
    Wir lauschten. Ja, es kam jemand, und zwar da herauf, wo auch wir heraufgestiegen waren. Der Betreffende hatte also bemerkt, daß es auf dieser Seite bequemer war. Erwähnen will ich, daß das Feuer noch brannte. Wir konnten es aber nicht sehen, weil die Spitze unseres Felsens dazwischen lag.
    „Seid ganz still!“ flüsterte ich den beiden zu. „Überlaßt ihn nur meinen Händen, und sagt nicht eher etwas zu ihm, als bis ich euch dazu auffordere. Je ruhiger es hier oben abläuft, desto weniger kommen seine Gefährten da unten auf den Gedanken, die Flucht zu ergreifen.“
    Das Geräusch wurde, je weiter er heraufkam, um so lauter. Nun hatte er oben Fuß gefaßt und ging gerade auf die Spalte zu. Wir saßen so, daß wir, als er vorüber war, nur ein wenig vorzurücken brauchten, um ihm den Weg zu verlegen. Er bückte sich. Wir hörten und sahen auch, daß er die auf dem Paket liegenden Steine entfernte. Dann zog er dieses vor und schickte sich an, den Rückweg anzutreten.
    Ich richtete mich hinter ihm auf. Er drehte sich um und sah mich stehen, denn jetzt befand sich die Felsenspitze nicht mehr zwischen mir und dem Feuer.
    „Allah kerihm – Gott sei mir gnädig!“ rief er aus, doch mit unterdrückter Stimme, vielleicht unwillkürlich, vielleicht auch vor Schreck.
    Ich zog mein Messer, ließ die Klinge vor seinen Augen funkeln und herrschte ihn an, doch auch nicht laut:
    „Hier stehen noch zwei Männer. Siehst du sie? Wenn du ein lautes Wort sprichst, stoße ich dir das Messer in das Herz! Setz dich nieder!“
    Er gehorchte augenblicklich und war ganz still. Er gehörte zu derjenigen Art von Dieben, welche unternehmend und pfiffig, aber dabei feig sind. Ich nahm ihm die Waffen aus dem Gürtel und sagte zu dem Scheik und dem Perser:
    „Haltet ihn hier fest! Ich komme bald wieder.“
    Ich entfernte mich, um hinabzusteigen, denn er war jedenfalls nicht allein hier am Felsen, und ich wollte seinen Begleiter auch noch ohne großen Lärm bekommen. Ich hatte den Abstieg kaum begonnen, so fragte eine Stimme von unten:
    „Kommst

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