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1900 - Thoregon

Titel: 1900 - Thoregon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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umgesetzt war. Für einen Hochleistungsrechner war das eine lange Zeit.
    „Abspielen!" ordnete Autrach an.
    Er fühlte sich in den Mittelpunkt eines Films versetzt, von einer Sekunde zur nächsten.
    Was er sah, war jedoch schwer zu begreifen.
    Vor sich sah er eine Maschine, die eindeutig aus den Werkstätten der Baolin-Nda stammte. Autrach fühlte sich an einen kleinen Reaktor erinnert.
    „Ich erkenne dieses Mini-Kraftwerk wieder", sagte Temperou. „Einer deiner Vorgänger hat es erschaffen. Der Hochtechniker Prattermand."
    „Wozu dient es?"
    „Soweit ich weiß, können damit starke energetische Ströme über weite Distanzen induziert werden, wenn am Zielort geeignete Apparate zur Aufnahme vorhanden sind.
    Man kann damit Geräte betreiben, die nicht über eine eigene Energieversorgung verfügen. Und zwar über ein halbes Lichtjahr hinweg."
    „Wer gab den Auftrag für den Reaktor?"
    „Die Ritter der Tiefe. Prattermand wußte allerdings nichts über den Einsatzzweck."
    Autrach sah, wie das Kraftwerk in ein sieben Kilometer langes blaues Walzenschiff eingebaut wurde. Es handelte sich anscheinend um Cairols Raumschiff.
    Kurz darauf führte die Walze eine Flotte von Kampfraumern an. Die Flotte belagerte ein Sonnensystem, in dem sich ein gegnerisches Heer verschanzt hielt. ,' Autrach verkrampfte innerlich, als er die Bilder erblickte. Baolin-Nda waren feingeistige Geschöpfe. Er wollte keine Schlacht und keine Opfer sehen.
    Cairol führte eine Streitmacht an, die für die Ritter der Tiefe kämpfte - die Gegenseite stand also auf selten der Chaotarchen.
    In dem Moment kam der Induktionsreaktor der Baolin-Nda ins Spiel. Ein Raumschiff der Feinde explodierte mit einemmal. Autrach begriff, daß Cairol die Maschinen der Gegenseite aus sicherer Entfernung überladen oder überlastet hatte. Aber das war nur der Anfang. Innerhalb kürzester Zeit sprenkelte ein Muster aus atomaren Detonationen das System.
    Zu einem Gegenangriff kam es nicht mehr. Als die Raumschiffe der Feinde vollständig vernichtet waren, führte Cairol seine Flotte über den schutzlosen Planeten.
    Autrach sah, daß eine Rasse von halb zivilisierten Wesen die Welt bewohnte. Es waren grobschlächtige, entfernt humanoide Gestalten. Im Gegensatz zu den Baolin-Nda besaßen sie zumindest noch Körper. Die nächsten zehntausend Jahre würden zeigen, ob sie den Sprung zur technisierten Zivilisation vollziehen konnten oder ob sie stagnieren und irgendwann aussterben würden.
    Unwillkürlich empfand Autrach Neid. Die Fremden waren vital und hatten ihre Zukunft vor sich, während die Baolin-Nda außer ihrer Technik nichts besaßen.
    Cairol ließ in dem Moment das Feuer eröffnen. Die fremden Humanoiden wurden ausgerottet. Es dauerte nicht einmal eine halbe Stunde.
    Autrach konnte sich den Bildern nicht entziehen. Das kann nicht sein. Er hatte niemals einen Akt von vergleichbarer Grausamkeit mit angesehen.
    Der Anlaß für das Massaker - wenn es einen gab! - wurde nicht deutlich. Die grobschlächtigen Humanoiden hatten für Cairol keinerlei Gefahr bedeutet.
    Am härtesten traf Autrach die Tatsache, daß der Massenmord durch eine Apparatur der Baolin-Nda möglich geworden war.
    „Stopp!" rief er.
    Die Bilder endeten, er stand wieder in der Technostadt.
    Sein Blick wanderte durch das Fenster in den Regen hinaus. Warum hatte der Heliote ihm so etwas gebracht?
    Hätte er an diesem Punkt entschieden, den Rest des Datenspeichers nicht anzusehen, die Dinge wären vielleicht anderes ausgegangen.
    Doch der Hochtechniker überwand seine Furcht. Er ließ die nächste Szene abspielen.
    Wieder begann der Film mit einer Apparatur der Baolin-Nda. Und wieder erkannte Temperou das Gerät. Es diente dazu, über eine Entfernung von bis zu hundert Lichtjahren Sterne aufzuheizen oder abzukühlen. Jhonis, damals Hochtechnikerin der Baolin-Nda, hatte es für die Ritter der Tiefe entwickelt.
    Autrach sah mit an, wie das Gerät auf ungeheuerliche Weise mißbraucht wurde. Der Film zeigte die Explosion von einem Dutzend Sonnen. Nur, daß jede dieser Sonnen von Planeten umgeben war und daß in jedem dieser Fälle eine Zivilisation ausgelöscht wurde.
    Der milliardenfache Tod, den Autrach sah, überstieg sein Begriffsvermögen. Er konnte nicht fassen, daß ein intelligentes Wesen so mit dem höchsten Gut von allem umging: dem Leben.
    „Siehst du jetzt, was der Heliote mit dem Datenträger bezweckt?" fragte Temperou nach einer Weile.
    „Ja. Er will uns zeigen, daß wir ohne Verantwortung und

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