1900 - Thoregon
daß sie mit den herkömmlichen Methoden .der Mikro-Miniaturisierung nichts .erreichen würden'. Nicht die Kaserne selbst war das Problem, sondern die Kampfroboter, die sie nach Cairols Willen enthalten sollte. Objekte konnten entweder groß oder klein sein - aber nicht beides zugleich.
Hundert Jahre waren kurz. Sie gingen dennoch für ein Jahr auseinander, um unabhängig voneinander Konzepte zu ersinnen, Nach wenigen Monaten entwickelte der Hochtechniker einen Plan, den er in fieberhafter Arbeit ausfeilte.
Die Kaserne sollte ein Dutzend Kampfroboter tragen. So lautete die Vorgabe. Für die Lagerung stand maximal ein kleines Kästchen zur Verfügung; normalerweise hätte man jedoch einen kleinen Hangar benötigt, zumindest ein geräumiges Zimmer.
Das Autrach-Modell funktionierte denkbar einfach: Im Grundzustand waren seine Kampfroboter nur wenige Zentimeter groß. Kamen sie zum Vorschein, saugten sie aus ihrer Umgebung Energie und Materie auf. Beides wurde ;entlang einer 5-D-Matrix verdichtete und zu neuer Materie geformt. Innerhalb einer einzigen Sekunde entstand eine handlungsfähige, stabile, mächtige Kampf maschine.
War der Auftrag beendet, mußten die Roboter ihre zusätzliche Körpermasse nur in Energie rückverwandeln und in die Umgebung abstrahlen. Der Grundkörper kehrte dann in die Kaserne zurück.
Als Autrach sein Modell vorstellte, stieß er nicht auf Zustimmung.
Lautareen hatte einen Gegenvorschlag entwickelt. Ihr Plan sah vor, daß die Kampfroboter eine feste, stabile Größe erhielten. Im Inneren der Kaserne wurde jedoch eine Vorrichtung plaziert, die ein Mikro-Universum mit veränderlichen Raum-Konstanten schuf. Im Klartext hieß das, die Kaserne konnte Legionen von Robotern beherbergen. Lautareen wollte keine Miniaturisierung schaffen, sondern sie wollte den Raum verändern, den ein Objekt einnahm.
Die Baolin-Nda diskutierten drei Tage lang. Lautareens Idee schien anfangs die reizvollere Lösung zu sein.
Doch der Hochtechniker wies den anderen nach, daß Lautareens Plan nicht in der gesetzten Frist realisiert werden konnte. Ihnen standen hundert Jahre zur Verfügung, nicht mehrere tausend.
Am Ende traf er eine offizielle Entscheidung. Lautareens Idee wurde auf Eis gelegt, das Autrach-Modell sollte verwirklicht werden.
Die unterirdischen Labors der Baolin-Nda nahmen ihre Arbeit auf.
In seiner Phantasie nahm die Kaserne bereits Gestalt an. Wenn er an das fertige Produkt dachte, empfand er jetzt schon Stolz, und er hoffte nur, daß sie die Hundert-Jahre-Frist tatsächlich halten konnten.
Die Auseinandersetzung mit Cairol hatte er bald vergessen. Der Roboter ließ nichts von sich hören, es gab keine Nachfrage und keine Ermahnung mehr.
Mit Lautareen hatte er schon mehr zu kämpfen. Sie war eine begnadete Technikerin. Ihm war klar, daß ihr Plan ebenso ans Ziel geführt hätte wie sein eigener, nur eben in einer sehr viel längeren Zeit.
In Lautareens Fall paarte sich die Begabung jedoch mit Eigensinn. Autrach war sehr unzufrieden mit ihrem Einsatz - bis er nachgab und ihr gestattete, auf eigene Faust zu arbeiten, in einem eigenen Labor, in einem entlegenen Flügel der Technostadt.
Ein Eremit war er lange Zeit selbst gewesen. Sollte Lautareen ihre Grundlagenforschung betreiben, spätere Generationen würden vielleicht einen Vorteil davon haben.
Nach fünfzig Jahren waren sie gut in der Zeit. Die wesentlichen physikalischen Fragen hatte man gelöst. Nur die Details der Konstruktion galten noch als fraglich.
Autrach war sicher, daß er Cairol zum Stichtag die fertige Kaserne nach Khrat schicken würde. Störungen konnten nur noch von außen kommen.
Aber genau eine solche Störung trat ein. Sie kam nicht in Gestalt einer Katastrophe, nicht in Form eines Krieges oder einer technischen Fehlfunktion; sondern es war ein Raumschiff, das aus den Tiefen des Alls den Planeten Onzhous ansteuerte.
Die Baolin-Nda waren kein mißtrauisches Volk. Sie begrüßten ihre Gäste freundlich.
*
Das fremde Schiff besaß keine festgelegte Form und keine Farbe, nicht einmal die Größe hätte man bestimmen können. Es entzog sich jeder klaren optischen Beobachtung.
Autrach, der sich zum Empfang an den Landeplatz begeben hatte, fand das nicht beunruhigend. Seine Rasse war mit einer Vielzahl technischer Tricks vertraut.
Auf der psychischen Ebene zeigten sie sich um so verletzlicher. Die Fremden hatten das vermutlich gewußt -und sie nutzten ihr Wissen aus.
Aus dem Schiff kam nur einziger Passagier
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