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1900 - Thoregon

Titel: 1900 - Thoregon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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kalkulierte Absicht. Einer Macht wie den Kosmokraten den Gehorsam aufzukündigen war nicht so einfach möglich. Man hätte die Baolin-Nda eventuell als Gegner eingestuft oder als potentielle Helfer der Chaotarchen. Solche Völker wurden häufig ausgerottet. Dafür existierten Beispiele genug.
    Autrachs Strategie erwies sich als richtig: Ihr Wert für den Ritterorden sank und sank, bis man von einem Wert nicht mehr sprechen konnte.
    Die kosmischen Ordnungsmächte verloren an ihren willfährigen Technikern bald das Interesse.
    Von ihrem Auftraggeber, dem Roboter Cairol, hatten sie nun zehntausend Jahre nichts mehr gehört, und sie hofften, daß es noch lange so bleiben möge, am besten für alle Zeit.
    Schuld an Autrachs Handlungsweise war der Datenträger der Helioten.
    Autrach und seinen Zeitgenossen hatte de„Anblick zahlloser Opfer einen Schock versetzt. Sie hatten sich nie davon erholt, ganz besonders nicht Autrach selbst, der unter der Bürde seines Wissens bald gestorben war.
    Anfangs lebten die Baolin-Nda ausgezeichnet ohne ihre Auftraggeber.
    Die neue Leichtigkeit des Seins wurde jedoch bald von einer umfassenden Sinnlosigkeit überschattet. Das einzige, was den Baolin-Nda weiterhin so etwas wie reinen Lebensinhalt lieferte, war die Forschung.
    Als wichtigste Aufgabe galt auf Onzhous die Entwicklung der Lautareen-Methode. Beliebige technische Geräte wurden in ein Separat-Universum verschoben, nach einem mittlerweile standardisierten Verfahren.
    Länge, Breite und Höhe waren darin völlig anders definiert als im Normalraum; sogar die Zeit konnte „verzerrt" werden. Ein Aggregat, so groß wie ein Haus, konnte mit einemmal so klein wie eine Schachtel sein. 'Reihradd verfolgte den Stand der Forschung mit großem Interesse.
    Aber ihre Aufgabe war auch, die Weichen für die Zukunft zu stellen. Ebenso wie der mittlerweile legendäre Autrach sah sie sich mehr als Verwalterin denn als Forscherin. Die Vermehrungsraten der Baolin-Nda gingen zurück. Temperou, das Gewissen, forderte mit Vehemenz den Schritt in ein körperloses Leben. Sie hatten nicht mehr die Zeit, eine Million Jahre abzuwarten, weil sie in absehbarer Zeit ausgestorben sein würden. Bereits jetzt war ihre Zahl auf unter eine Million Individuen gesunken.
    Mit den besten Geistern ihrer Epoche entwickelte die Hochtechnikerin einen Plan. .
    Das Stichwort, unter dem eine neue Zukunft entworfen wurde, lautete Baolin-Deltaraum.
    In diesen Tagen verbrachte Reihradd viel Zeit an dem See, der einige Kilometer außerhalb der Technostadt gelegen war. Temperou erzählte dann, wie er ihre Vorgänger an diesen Ort geführt hatte: Autrach und Prattermarid, Jhonis und die anderen, die Großen ihres Volkes. - Irgendwann hatten sie alle angefangen, von einem Ozean zu träumen. Die Ur-Erinnerung der Baolin-Nda ließ sich offensichtlich in jedem Hochtechniker wecken. Ihre Sehnsucht warf immer dieselbe.
    Reihradd redete häufig mit dem Fisch. Sie fragte ihn, ob der Baolin-Deltaraum einen Schritt in die richtige Richtung darstellte. Aber der Fisch war eine Maschine, und er konnte auf ihre Frage keine wirkliche Antwort geben.
    Einige Jahre verstrichen. Dann war der erste Teil ihrer Vorbereitungen abgeschlossen.
    Wenn sie zu ihrem Volk sprach, dachte Reihradd, mußte sie überzeugend sein. Ohne Argumente konnte sie nichts erreichen.
    Es war einer jener seltenen Sonnentage. Ihre Artgenossen sammelten sich in der Technostadt. ,Daß sie etwas Besonderes verkünden wollte, konnten sich alle denken. Sie schaute in zahllose Plastikgesichter, und sie fühlte die Anspannung, die sich in den Seelen staute, wie eine greifbare Energie.
    Es war das erste Mal, daß sie eine Ansprache vor einer großen Zuhörerschaft hielt.
    Reihradd schaltete die Lautbildungsgeneratoren ihres Makrokörpers auf volle Lautstärke.
    „Ich grüße euch alle", begann sie. „Es mag seltsam klingen, aber ich will heute mit euch über Leben und Tod sprechen..." .
    Sie hatte weniger Probleme als erwartet. Ihre Redeweise gewann mit jedem Wort an Sicherheit.
    „Wenn ein Wesen stirbt, dann gibt sein Körper die Funktion auf. Er zerfällt innerhalb kurzer Zeit. Der Geist wird freigesetzt und verflüchtigt sich. Die Frage lautet nur, wohin der Geist verschwindet. Da die wesentlichen Elemente der Seele fünfdimensional sind, also dem Normalraum übergeordnet, glauben wir, unsere Bewußtseine verflüchtigen sich im Hyperraum. Sie gehen als unendlich kleine, unendlich partitionierte Teile ins übergeordnete Ganze

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