1902 - Bei den Setchenen
fünfdimensionale Erschütterungen und energetische Phänomene beschränken. In so einem glücklichen Fall wird lediglich die gesamte Technik vernichtet, aber nicht der Lebensraum. Das ist immer noch katastrophal, aber die Bewohner können die zehn oder zwanzig Jahre Bebenhaft überleben. Für uns Setchenen wäre das nicht einmal schlimm, denn wir besitzen ohnehin nur geringe technische Mittel. Solange die Temperaturen für uns erträglich bleiben, können wir uns in unsere Wüsten zurückziehen und wie die Vorfahren leben."
Reginald Bull deutete zum Fenster. „Dann bedeutet die Anwesenheit dieses Bebenforschers also, daß hier demnächst ein Kesselbeben zu erwarten ist?"
„Ja, leider. Das kann schon in wenigen Tagen der Fall sein. Es geht meistens sehr schnell, ohne Vorankündigungen. Man kann es nicht orten oder sehen. Nur die Bebenforscher wissen darüber Bescheid."
„Was sind das für Leute?" wollte Perry Rhodan wissen.
„Sie sind sehr geheimnisvoll. Es gibt keine einheitliche Überlieferung, da jeder von ihnen einem anderen Volk angehören kann. Man kann mit ihnen nur sprechen, wenn sie von sich aus den Kontakt aufnehmen. Erzwingen darf man nichts."
„Sollen wir es mal versuchen?"
„Nein, lieber nicht. Vielleicht bedeutet seine Anwesenheit hier auch gar nichts, wir müssen einfach abwarten."
„Das ... das verstehe ich nicht", entfuhr es Mondra. „Wieso habt ihr nicht schon längst Vorbereitungen zur Evakuierung getroffen?"
„Weshalb sollten wir? Noch wissen wir nicht, ob überhaupt etwas geschieht, und das kostet uns ..."
„... am Ende das Leben!"
Überraschend mischte sich Rhodan ein: „Ich kann diese Denkweise sogar verstehen, Mondra. In meiner Jugend im zwanzigsten Jahrhundert, lagen zwei Millionenstädte auf sehr stark bebengefährdeten Gebieten, San Francisco und Tokio. Niemand kümmerte sich darum, die Städte expandierten weiter. Obwohl jederzeit die Gefahr des Untergangs drohte, störte sich niemand daran - sie ließen es einfach darauf ankommen, daß es nicht gerade sie erwischen würde, sondern irgend jemand anderen in einer imaginären Zukunft." Tebb zog die Unterlippe herunter; diese Mimik verstanden ihre Gäste bereits als Lächeln.
„Da haben wir also überraschenderweise eine Gemeinsamkeit." Dann ruckte ihr Kopf plötzlich zur Seite, ihre sehr beweglichen Augen hatten etwas Ungewöhnliches bemerkt.
„Was geht da vor?"
Sie sprang auf und eilte zu ihrem Arbeitstisch hinüber. An der gegenüberliegenden Wand wurde plötzlich eine große Projektionswand herabgelassen; gleich darauf war der Raumhafen zu sehen.
„Ich habe jederzeit Verbindung zum Turm", erläuterte Tebb. „Ah, sie haben es auch bemerkt. Seht euch das an!" Sie deutete aufgeregt auf die Wand, die nunmehr die GLIMMER im Zoom zeigte.
Und tatsächlich, dort hatte sich gut 30 Meter über dem Boden ein Schott geöffnet, hinter dem das Schiffsinnere in tiefer Dunkelheit lag.
Aus dieser Dunkelheit trat langsam Eismer Störmengord hervor und blieb an der Kante, dem hellen Sonnenlicht ausgesetzt, stehen. Der Bebenforscher war ein humanoider Zwerg von etwa eineinhalb Meter Länge, mit schulterlangem, struppigem rotem Haar, das aus nicht mehr als einigen hundert sehr dicken Einzelhaaren bestand. Zwei schwarze, ausdruckslose, eng beieinanderstehende Augen, dazu eine das Gesichtsfeld noch weiter einengende, sieben Zentimeter lange, ausgeprägte Höckernase. Die zurückgezogenen Lippen waren sehr dünn und entblößten haifischartige Zacken als Zähne. Die extrem runzlige Haut besaß eine bläuliche Farbe. Die sechsfingrigen Hände waren erstaunlich feingliedrig und für hochspezialisierte Arbeiten geeignet.
„Der sieht ja aus wie einer von euch!" bemerkte Tebb Celestain erfreut. „Vielleicht könnt ihr doch Kontakt mit ihm auf nehmen!" Sie sah dabei den röthaarigen Reginald Bull an.
„Das ist... äh... nicht ganz der Fall", erwiderte der Angesprochene langsam. „Für unsere Verhältnisse ist er trotz seines menschenähnlichen Aussehens doch sehr fremd und stammt sicher von keinem uns „bekannten System."
„Oh!" machte sie enttäuscht. „Es wäre doch zu interessant gewesen, einen Bebenforscher einmal aus der Nähe zu erleben. Für uns sind sie alle eine verschworene Gemeinschaft, in die kein Außenstehender jemals eindringen könnte. Wir wissen gar nichts über sie, dafür wissen sie alles über uns. Sie sind die Verkünder des Unheils oder der Rettung, je nachdem, wie man es betrachten will."
Eismer
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