1902 - Bei den Setchenen
und unbeschwert. Setchenen-Frauen wurden mit dem Alter unbeweglicher und unflexibler. Sie reisten zwar noch gern, aber nicht mehr außerhalb ihres Systems.
Tebb hatte über all die Jahre des Aufbaus nie an die Zeit gedacht, die verging, an das Alter, das unvermeidlich war. Sie fühlte sich heute noch so jung und voller Elan wie zu Beginn, dieses Gefühl hatte sie auch auf Surt projiziert. Das stimmte sogar - solange sich die Dinge in geordneten Bahnen bewegten.
Doch jetzt stand die große Veränderung bevor. Wenn es nur einen anderen Weg gäbe!
Vielleicht wurde noch alles gut; vielleicht verschwand der Bebenforscher aus dem Quar-System, nach„dem er schon von Quarantimo gestartet war.
„Tebb?"
Sie hatte gar nicht bemerkt, daß Surt sie angesehen hatte, bestimmt hatte er sie schon angesprochen, und sie hatte es vor lauter Gedankenversunkenheit nicht gehört. „Ja, Surt."
„Tebb, ich werde es versuchen. Ich verspreche es dir. Ich gehe mit dir, wohin du auch willst. Es ist wichtiger, bei dir zu sein."
Tebb schloß die Augen. Ein größeres Opfer könnte Surt nicht bringen, nicht einmal sein Leben.
„Surt, ich liebe dich. Wir gehören zusammen, werden es irgendwie schaffen. Doch ich bitte dich, denk jetzt nicht zuviel darüber nach. Vielleicht kommt es nicht so weit. Ich wollte dich nur nicht damit überfordern, wenn es zu spät ist. Du sollst in Ruhe deine Entscheidung treffen können."
„Aber ich habe doch entschieden."
„Es ist gut. Ich muß jetzt gehen."
„Natürlich, Tebb."
Sie stand auf und verließ ihn. Was kann denn nun noch alles geschehen, dachte sie unterwegs. Alles hat mit dem heimtückischen Anschlag auf mich begonnen, dessen Urheber ich immer noch nicht kenne. Es hat sich auch nicht wiederholt...
*
„Eine Verbindung zu Kobb Taphirtel", beauftragte Tebb ihre Assistentin, nachdem sie im Büro eingetroffen war. Gleich darauf erschien das Gesicht ihrer Konkurrentin.
„Tebb, ich wollte dich gerade anrufen!" behauptete Kobb. „In zwei Tagen können wir starten! Die Anzahlung ist bereits erfolgt, dein Anteil ist schon überwiesen.
Ich gebe dir noch die genauen Termine durch. Es wird eine ganz schöne Ansammlung am Raumhafen geben!"
Tebb zeigte sich nicht beeindruckt. „Es ist alles organisiert, ich habe den Oberhäuptern die objektiven Expertisen über meine Fähren zukommen lassen. Ich kann jede Garantie geben, daß meine Schiffe in gutem Zustand sind."
„Das habe ich selbstverständlich bereits erledigt. Um nur ja nichts falsch zu machen, habe ich sogar meine beiden neuesten und modernsten Fähren bereitgestellt. Ich weiß doch, welchen Ruf ich genieße."
Tebb nahm diesen milden Vorwurf an ihre eigene Einstellung gelassen hin. Es war nur gut, wenn Kobb sich endlich einmal Mühe gab und an ihren Ruf dachte, „Darüber bin ich froh", gab sie zurück. „Immerhin ist es auch ein Risiko für mich."
„Dein Ruf kann durch nichts geschmälert werden, meine Liebe. Und weil ich das begriffen habe, will ich mich auch darin sonnen, mit dir zusammen. Wenn unsere Kooperation klappt, werden die anderen nachziehen, und ich werde mich vor Aufträgen sicher nicht mehr retten können." Kobb schien sich verabschieden zu wollen, dann machte sie doch eine Bemerkung, die ihr gerade einzufallen schien: „Übrigens, ich gratuliere dir zu deinen beiden neuen Raketen! Sie werden ja wohl in wenigen Stunden eintreffen."
„Du bist, wie immer, gut informiert", entgegnete Tebb, doch innerlich kochte sie. „Ja, es stimmt, sie sind bald da. Aber es wird sicher nicht mehr lange dauern, dann bist du ebenfalls stolze Besitzerin von. mindestens einer DRYTORN-B."
„Worauf du wetten kannst." Kobb lächelte triumphierend, dann wurde der Bildschirm blaß.
Kobb ist so durchschaubar in ihrem verzweifelten Streben nach Gewinn. Aus welchem Ei ist sie nur entsprungen? Vieles, was sie tut, ist absolut ungewöhnlich für eine Setchene. Vielleicht ist etwas bei der Häutung mit ihr geschehen, das ihren Verstand durcheinanderbrachte. Vielleicht kann ich ihr helfen, sie scheint sich wirklich danach zu sehnen, dachte Tebb.
Sie wandte sich ihrer Arbeit zu, doch sie brachte keine richtige Konzentration auf. Kobb hatte sie an die baldige Ankunft ihrer Raketen erinnert, und nun fiel es schwer, nicht ständig daran zu denken.
Schließlich hielt sie es nicht mehr aus und fuhr zum Raumhafen. Es konnte nicht mehr lange dauern.
Es wunderte sie nicht, daß sie im Turm drei ihrer Gäste aus der Milchstraße
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