1909 - Der Bebenforscher
dem der Kessel und die zwei Galaxien beobachtet wurden.
Instinktive Forschung gehörte seiner Ansicht nach durch zentralistische Planung ersetzt.
Eismer wartete drei Monate lang. Dann wurde ihm die lakonische Antwort übermittelt, man lege auf seinen Ratschlag keinen Wert.
Er versuchte es ein zweites Mal, diesmal mit einer Botschaft an den Vordersten Direktor, den Vorsitzenden des Direktoriums, den obersten Bebenforscher.
Wieder begann eine Zeit des Wartens. Er unternahm währenddessen eine Forschungsreise. Als er zurückkehrte, hielt er den absolut identischen Wortlaut in Händen wie beim ersten Versuch. Diesmal war die Botschaft jedoch vom Vordersten Direktor unterzeichnet.
Ein lähmender Zorn erfüllte ihn. Eismer konnte sich nicht dagegen wehren.
Er entwickelte den Verdacht, die Gilde werde von einer Riege bornierter, verknöcherter Eisenschädel geleitet, und er fragte sich, wie es wäre, selbst in diesem Komitee zu sitzen.
Eismer stellte Nachforschungen an. Er hielt sich mehrfach im Empirium auf, er befragte den Ring-Großrechner, sprach mit Dutzenden von Bebenforschern.
Nicht ein einziges Mal gelang es ihm, einen Direktor von Angesicht zu Angesicht zu stellen.
In ganz DaGlausch schien es nur wenige Dutzend Personen zu geben, die als Mitglieder des Direktoriums in Frage kamen: Das Gremium bestand ausschließlich aus Bebenveteranen. Niemand, der nicht mindestens eine Bebenhaft hinter sich hatte, durfte ins Direktorium berufen werden.
Eismer fand, daß darin eine unerhörte, zutiefst unfaire Beschränkung lag. Wäre es nicht klug gewesen, sich die Besten und Intelligentesten als Führer zu wählen? Statt dessen hing alles von einem Zufall ab, den niemand beeinflussen konnte.
Es sei denn ...
Eismer Störmengord versuchte, den aufkeimenden Gedanken so schnell wie möglich zu vergessen.
*
Eines Tages traf er auf ein bekanntes Gesicht im Planetarium. Eismer hatte eine Simulation der Sterne von DaGlausch betrachtet, eine Prognose auf die nächsten tausend Jahre, und hielt sich seit Stunden im Planetarium auf.
Sein Blick fiel auf eine hochgewachsene, gelbgesichtige Gestalt. Die Züge waren ihm vertraut, obwohl sich einiges in ihrem Ausdruck verändert hatte.
Es war Bomicu Mes Gebertan. Das flache Gesicht mit drei Augen und dem hochkant gestellten Mund war charakteristisch für die Vrouber. Keine Nase, keine Haare, ein dicker Wasserkopf und vom Hals abwärts dieser grünliche Schimmer in der Haut.
Das Wesen blieb vor ihm stehen. Sie hatten beide für die Sterne keinen Blick mehr. „Du bist Eismer Störmengord", blubberte Bomicu Mes Gebertan verblüfft. „Ich hätte niemals geglaubt, daß ich dich wiedersehen würde. Ich dachte, der letzte Goldner wäre tot."
Eismer Störmengord brauchte ein paar Sekunden, bis er wieder sprechen konnte. „Bomicu Mes ...", brachte er hervor. „Du hast es also doch geschafft! Ich erinnere mich gut an die letzten Gespräche mit Trouzzo Fu, meinem Mentor. Von ihm hörte ich, du hättest die Aufnahmeprüfung in der Rekrutenstadt nicht bestanden."
Bomicu Mes Gebertan verzog seinen seltsamen Mund zu einem Oval. „Ja, das ist richtig. Aber zwei Jahre nach deinem Verschwinden unternahm ich einen zweiten Anlauf. Heute arbeite ich hier im Planetarium.
Und du, Eismer? Welche Aufgabe erfüllst du?"
Der Goldner antwortete unbehaglich: „Ich bin ein Bebenforscher geworden. Mein Raumschiff ist die GLIMMER."
Bomicu Mes Gebertan wurde plötzlich still.
Es war, als stünde zwischen ihnen eine Wand. Eismer begriff, daß sein alter Lehrer glühenden Neid empfand. Er hoffte, daß er sich den Vrouber nicht zum Feind gemacht hatte. „So." Bomicu Mes stellte seinen Mund wieder hochkant. Seine Worte klangen in akzentfreiern, perfekt beherrschtem, distanziertem Glausching: „Ein Bebenforscher. Nun, ich ahnte ja, daß in dir Großes steckt. - Wenn du es wissen willst: Ich selbst erhoffe mir derzeit die Aufnahme ins Direktorium."
Nun war es an Eismer Störmengord, innerlich zu erschrecken. Bomicu Mes Gebertan ein Mitglied des Direktoriums? Was für ein Gedanke!
Eismer kannte seinen alten Lehrer gut, und er wußte, daß hinter der Fassade ein entsetzlicher Sturkopf steckte. Gerade darin schien jedoch ein typisches Merkmal der Direktoren zu liegen. So gesehen paßte Bomicu Mes Gebertan vielleicht sogar. „Das ist ein hohes Ziel, Bomicu Mes", bemerkte er. „Heißt das, du bist mittlerweile ein Bebenveteran geworden?"
Seine Frage brachte den Vrouber aus dem Gleichgewicht.
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