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1909 - Der Bebenforscher

Titel: 1909 - Der Bebenforscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Vielzahl von kleinen und mittelgroßen Machtblöcken. Kaum ein Reich erstreckte sich über mehr als zwanzig Systeme. Wissenschaftlicher Fortschritt wurde häufig durch Kesselbeben, regionale Kriege oder Völkerwanderung negiert.
    Mit anderen Worten, die notwendige Forschung hing auch in Zukunft allein am Ring von Zophengorn.
    Lange Zeit glaubte Eismer, daß die Frage der Finanzierung ausschlaggebend sei.
    Forschung konnte nur stattfinden, wenn ausreichend Miro-Credits zur Verfügung standen - und das schien ihm keineswegs immer der Fall zu sein. Man erklärte ihm jedoch, daß die Gilde sich über das Tampa-Konsortium trug, und zwar zum allergrößten Teil.
    Eismer empfand die Auskunft als schockierend. Im ersten Augenblick wollte er es nicht g51auben: die mächtigen Bebenforscher als Anhängsel einer Handelsorganisation?
    Die Aussage schien ihm jedoch zunehmend logisch. Jemand mußte den Ring von Zophengorn schließlich unterhalten. Die Bebenforscher verdienten kaum eigene Miro-Credits, also mußte es jemanden geben, der ihnen Mittel verschaffte.
    Das Konsortium besaß ein vitales Interesse an ihrer Arbeit. Je länger die Vorwarnzeit der Bebenforscher, desto länger hatten die Tampa-Dependancen Gelegenheit, sich und ihre wertvollsten Güter im Bebenfall in Sicherheit zu bringen.
    Und eines Tages waren die Beben vielleicht besiegt - an diesem Tag würde es niemanden geben, der die Tampa noch stoppen konnte.
     
    *
     
    Zur Forscherweihe traten sie mit knapp hundert Novizen an. Eismer Störmengord glaubte, daß mindestens dreimal so viele den Lehrgang begonnen hatten. Wer heute an diesem Platz stand, durfte mit einem gewissen Recht Stolz empfinden.
    Obwohl es nicht kalt war, trug er den Mantel seines Vaters. Von heute an, so überlegte er, gehörte das Kleidungsstück mit Fug und Recht ihm. Er wollte sich als würdiger Schwarzträger erweisen.
    Die Halle von Bandaß, in der die Weihe stattfand, befand sich im Herzen des Empiriums, nicht weit entfernt vom Sitz der Direktoren und vom legendären Ring-Großrechner.
    In dem großflächigen Oval nahmen sich hundert Personen bescheiden aus. Er schätzte, daß die Halle mit dem Zehnfachen angenehm gefüllt gewesen wäre. Hinzu kamen die Balkonemporen, sieben Stockwerke, und keine einzige war besetzt.
    Die Gilde nahm wenig Notiz von ihren jüngsten Helfern. Jedes kleine Geräusch hallte laut. Er wagte kaum zu atmen. Mit aller Gewalt hielt er seine Füße still.
    Ein Lehrer kletterte auf das Podium, das sich in der Hallenmitte befand, und blickt milde auf die kleine Schar herab. Eismer war oft mit dem blauhäutigen, gedrungenen Wesen aneinandergeraten; er fühlte sich stets arrogant und ungerecht behandelt. „Ich beglückwünsche euch alle", sprach der Lehrer mit sicherer Stimme. Es klang nicht sehr feierlich. „Ihr alle habt etwas fertiggebracht, was vielleicht nicht einzigartig ist - denn es gibt viele wie euch -, aber immerhin eine sehr, sehr schwierige Sache.
    Bebenforscher wird man nicht aus Freude an der Sache. Man unternimmt den Schritt aus Berufung. Die meisten von euch werden im Bereich des Zophengorn-Satelliten Dienst tun, vielleicht im Planetarium, vielleicht am Rechner, vielleicht gehen einige wie ich auch in die Rekrutenstadt, um Novizen heranzubilden. Denn, die Novizen von heute stellen schon morgen das Rückgrat der Gilde dar."
    Der Lehrer machte eine kleine Pause.
    Eismer fühlte sich genau gemustert.
    Gewogen und -für geeignet befunden? „Im Kessel von DaGlausch entstehen Energien, die uns heute rätselhaft sind. Aber so wird es nicht bleiben. Vor einigen hundert Jahren standen wir der Gewalt, die unsere Heimat immer bedroht, noch völlig hilflos gegenüber. Heute sind wir so weit, daß wir mit einer guten Sicherheit Prognosen erstellen.
    Wir können ein Beben nicht verhindern. Doch wir können mittlerweile vorhersagen, daß es passiert und wo dies der Fall sein wird."
    Erneut fühlte sich Eismer von einem intensiven Blick getroffen. Der Lehrer sah ihn immer wieder an, und er wußte nicht, wieso. „Den Bewohnern von DaGlausch und Salmenghest scheint das nicht sehr viel zu sein. Wir aber wissen, daß der erste Schritt getan ist. Wissenschaft und Fortschritt werden in den zwei Galaxien immer wieder vorn Chaos zurückgeworfen. Manchmal wirkt es, als wolle der Kessel sich vor allzu neugierigen Forschem schützen. Wir glauben jedoch daran, daß man einer Naturgewalt mit Beharrlichkeit zu Leibe rücken kann. Man benötigt nur die geeigneten Instrumente.
    Unsere

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