191 - London - Stadt der Vampire
mit ihm redeten, waren unsere Freunde vom ›Weißen Kreis‹ nicht untätig. Daryl Crenna, Mason Marchand und Brian Colley waren ausgeschwärmt und suchten die Blutsauger.
In Kürze würden wir uns an dieser fieberhaften Suche, bei der uns die Zeit wie eine Faust im Nacken saß, beteiligen. Ob es uns in nur 30 Minuten gelingen würde, die gesamte Vampirbrut unschädlich zu machen, bezweifelte ich tief in meinem Inneren, aber ich sprach nicht darüber. Es war schlimm genug, daß mich diese Zweifel quälten. Ich wollte damit nicht meine Freunde infizieren.
Während wir das Theater verließen, begab sich unser Gesprächspartner hinter die Bühne, um mit den Schauspielern zu reden. Welchen Grund er ihnen nannte, überließen wir ihm. Ihm würde schon irgend etwas einfallen.
***
Mason Marchand blieb stehen, seine Augenbrauen zogen sich zusammen, und er ließ mißtrauisch den Blick schweifen. Vor einer Sekunde war ein Geräusch an sein Ohr gedrungen: Die Federung eines Fahrzeugs hatte geächzt. Ganz leise nur, aber Fystanat verfügte über ein ausgezeichnetes Gehör.
Der Mann aus der Welt des Guten befand sich auf dem dunklen Parkplatz. Er hoffte, bei seiner Suche nicht auf ein leidenschaftlich schmusendes Liebespaar zu stoßen und es zu erschrecken.
Ein Vampir wäre ihm lieber gewesen.
Vorsichtig schlich er von Auto zu Auto, rüttelte an den Türen und schaute in das Innere der Fahrzeuge. Wo war der Wagen, dessen Federung geächzt hatte?
Er fand ihn.
Eine Gestalt kauerte im Fußraum eines schwarzen Mercedes. Es war so dunkel im Wagen, daß der Blutsauger kaum zu erkennen war, aber Fystanat hatte nicht nur gute Ohren, sondern auch äußerst scharfe Augen.
Er bereitete sich innerlich auf den Kampf vor.
Seine Hand tastete nach dem Griff, und im nächsten Moment riß er die Autotür auf.
Der entdeckte Vampir stieß ein feindseliges Fauchen aus und griff den Mann aus der Welt des Guten sogleich an, aber er konnte Mason Marchand nicht überraschen.
Das Gegenteil war der Fall.
Der Untote war der Überraschte, und zwar in dem Moment, wo sich herausstellte, daß er es mit keinem Menschen zu tun hatte, aber daraus konnte er keinen Nutzen ziehen.
Als der Blutsauger sich dem Mann aus der Welt des Guten entgegenwarf, schützte dieser seinen Körper blitzschnell mit hellem, gezacktem Elmsfeuer.
Es bedeckte ihn von Kopf bis Fuß, und der Vampir biß in seiner blinden Gier, jede Vorsicht außer acht lassend, direkt hinein. Das bekam ihm nicht.
Fystanat zerrte das Schattenwesen aus dem Mercedes. Er hielt den Blutsauger, der sich entsetzt losreißen wollte, mit brennenden Händen fest.
Fystanats bläuliches Elmsfeuer tanzte gezackt auf den Lippen des Vampirs. Der Mann aus der Welt des Guten stopfte dem Untoten ein knisterndes Flammenbündel ins Maul, und es zischte sofort in den Schlund hinab.
Die toten Augen des Vampirs weiteten sich in namenlosen Entsetzen, und plötzlich schlug Fystanats Elmsfeuer von innen durch die Pupillen des Schattenwesens.
Als Mason Marchand den vernichteten Feind losließ, fiel dieser neben dem Mercedes auf den grauen Asphalt.
Das schützende Elmsfeuer erlosch, und Fystanat hielt Ausschau nach dem nächsten Vampir, dem er den Garaus machen konnte.
***
Vacul bekam aus sicherer Entfernung mit, was der Mann aus der Welt des Guten getan hatte. Er beschloß, den Feinden alle neuen Blutsauger auf einmal entgegenzuwerfen. Sechs Vampire mußten doch mit fünf Gegnern fertig werden…
***
Wir brauchten sie nicht mehr zu suchen. Sie kamen aus ihren Verstecken und uns in einer schmalen, dunklen Straße in einer Reihe entgegen.
Das Ganze erinnerte mich irgendwie an die Schlußszene eines Italo-Western. Auch wir hatten eine Reihe gebildet und scheuten uns nicht, die Herausforderung anzunehmen.
Drei männliche und drei weibliche Vampire kamen auf uns zu. Ihr Haß allein würde nicht genügen, um uns zu besiegen. Ich hielt meinen Colt Diamondback in der Hand, ging in der Mitte.
Zu meiner Linken befanden sich Mr. Silver und Pakka-dee, zu meiner Rechten Thar-pex und Fystanat. Ich konnte mir nicht vorstellen, daß die Blutsauger gegen uns eine echte Chance hatten.
Sie mußten das doch auch wissen. Wieso suchten sie den offenen Kampf, den sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit verlieren würden? Sollten wir hier beschäftigt werden, damit Calumorg und sein Vampirkomplize das Theater angreifen konnten?
Normalerweise können Schattenwesen ein Gebäude nur dann betreten, wenn sie dazu
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