1910 - Gestrandet auf Thorrim
ihm nichts anderes übrig, als uns deine Schlemmer-Adresse zu verraten."
Der Thorrimer erstarrte. „Was habt ihr mit ihm gemacht?"
„Wir haben ein bißchen an den breiten Schultern gerüttelt, was sonst." Der Dscherro lachte. „Ihr Thorrimer seid so zerbrechlich. Wenn er übermorgen aus der Bewußtlosigkeit erwacht, kannst du ihn befragen."
Die Dscherro brüllten vor Begeisterung und langten zu. Sie bewarfen sich gegenseitig mit der Delikatesse; sie mampften und schlürften sie in sich hinein, als handle es sich um billiges Blattgrün, wie es überall an den Stadträndern wuchs.
Schochteltroff schob die Frauen hastig zurück ins Haus.
„Geht nach oben!" trug er ihnen auf. „Und schickt mir den achten bis elften Bruder zu Hilfe."
Die Brüder waren jünger und kräftiger als er. Sie stammten von den nächsten drei Frauen seines Vaters. Daneben besaß Guy Schochteltroff vierzehn Schwestern von drei Müttern und acht Vätern.
Diese zählten alle zu den Schwiegersöhnen und Schwiegertöchtern des alten Varzig Vendig. Er war der Patron der Großfamilie. Ihm gehörte das Haus.
Schochteltroffs Vorsicht erwies sich als überflüssig. Die Dscherro dachten nicht daran, im Zorn herumzutoben und das Haus auseinanderzunehmen. Sie stopften und schlangen die Hälfte des Lurften in sich hinein. Die andere Hälfte zermanschten sie mit ihren Fingern zu Brei und bewarfen die Hauswand damit. Nachdem sie auch die letzten Reste der Teppiche in winzige Fetzen gerissen hatten, sprangen sie auf und stürmten auf den Ausgang zu. Schochteltroff wich hastig aus, doch der vorderste Dscherro war schneller. Er streckte den Arm aus und tippte ihn leicht an der Schulter an.
Der Thorrimer verlor den Boden unter den Füßen und flog durch den Flut Es krachte, als er gegen den Rahmen der ersten Tür fiel. Er wollte sich in den Nebenraum zurückziehen, aber da war der Dscherro bereits heran und klemmte ihn sich unter den Arm.
„Hil ... !" japste Guy Schochteltroff, aber niemand hörte ihn.
Die Dscherro trampelten durch das Haus zurück auf die Straße. Sie benutzten Schochteltroff als Ball und warfen ihn sich gegenseitig zu. Zuletzt packte der Wortführer ihn an den Hüften und hängte ihn über dem Eingang an die Lampe. Brüllend vor Vergnügen zogen die grünen Kerle von dannen.
Die Brüder rannten mit einer Leiter herbei und holten Schochteltroff herunter. Am unteren Ende der Straße verschwand die Horde gerade aus dem Blickfeld.
„Jar Makromeer sei gepriesen für seine Umsicht und Weisheit!" jubelte Guy und hüpfte im Wechselschritt in das Haus hinein. „Kool, Frenz, Palund, Nepog, weckt den Patron! Ich will ihm Bericht erstatten."
Das Volk des zweiten Planeten befand sich auf dem richtigen Weg. Es nahm mehr oder weniger beabsichtigt den Dscherro allen Wind aus den Segeln. Und je länger die Gehörnten Thorrim heimsuchten, desto fauler und träger wurden sie.
Dabei hatte alles ganz anders angefangen.
*
Sie kamen mitten in der Nacht. Die Observatorien gaben Alarm. Das riesige Gebilde mit seinen zahlreichen Aufsätzen ließ sich eindeutig als Burg der kosmischen Plünderer identifizieren.
Jar Makromeer eilte umgehend ins Observatorium von Zortengaam und nahm die Burg und die Schiffe in Augenschein. Die Burg rotierte in zwei Stunden einmal um ihre Achse, und sie ging in einen niedrigen Orbit uni Thorrim. Fünfundfünfzig Raumschiffe zählten die Mitarbeiter der Fern-Seher auf den Plattformen. Makromeer kehrte umgehend und auf dem kürzesten Weg in den Palast zurück.
„Die Dscherro tasten die Oberfläche ab. Sie versuchen herauszufinden, ob sich eine Landung lohnt", berichtete der Statthalter.
Corn Markée, König von Thorrim und Herrscher über 1,2 Milliarden Artgenossen, rutschte augenblicklich von seinem Thronsessel.
„Ich verschwinde", sagte er hastig. „Du übernimmst die Amtsgeschäfte. Bestimme einen Boten, der mir regelmäßig Bericht erstattet!"
„Der Funkspruch an die Ksaltar ist unterwegs", versuchte Makromeer ihn zu beruhigen. „Wir erwarten jeden Augenblick eine Antwort."
„Sie wird nicht eintreffen", sagte Corn Mark& und schrie seine fünfzigköpfige Familie zusammen.
Sie packten die nötigsten Habseligkeiten und machten sich an den Abstieg in die Kavernen. Der Hofstaat verstaute unterdessen alle wertvollen Gegenstände einschließlich der technischen Einrichtung und trug sie ebenfalls hinab unter die Stadt. Zuletzt transportierten die Lakaien den Thronsessel ab und versenkten ihn in einem der
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