1914 - Schmelztiegel Kristan
sie Lyjda Meyer entdeckte.
„Kann deine Brille uns weiterhelfen?" fragte sie leise.
„Versprechen kann ich nichts", antwortete die Wissenschaftlerin. Sie schlüpfte mit Kopf und Oberkörper in eine Lücke hinein. Zwei Kampfroboter sicherten diese mit einem Prallfeld.
Die Zeit verrann. Die Roboter räumten einen Teil der Trümmer beiseite, aber noch immer ließ sich keine Spur des Verunglückten erkennen. Fee trat unruhig von einem Bein auf das andere. Ihre Hoffnung schwand, den Cheftechniker lebend zu bergen.
„Tuck", klang Lyjdas Stimme dumpf zwischen den Trümmern hervor. „Antworte, Tuck!"
Es blieb still, und die Roboter nahmen ihre für wenige Augenblicke unterbrochene Arbeit wieder auf. Die TLD-Angehörigen schafften mit den Traktorfeldern die großen Trümmer beiseite, während mehrere Roboter ihre Impulsstrahler einsetzten und ineinander verkeilte Teile vorsichtig auseinanderschnitten.
„Nichts", sagte Lyjda Meyer und zog den Kopf zurück ins Freie. „Die Brille ist ortungstechnisch so gut wie blind." Ein Trümmerstück nach dem anderen schafften die Roboter weg; nach zehn Minuten lag nur noch einer der abgestürzten Projektoren auf dem Hallenboden. Das deformierte Gerät bewegte sich in einem Zugstrahl Zentimeter um Zentimeter nach oben. Die Reparaturklappe fehlte, und aus der Öffnung hing der Fetzen einer Jacke oder einer Hose.
„Es darf nicht wahr sein", stieß Fee hervor. „Ich glaube es einfach nicht."
„Tuck!" schrie Lyjda und verschwand im Innern des Geräts.
Die Medoroboter benötigten zwölf Sekunden für einen ersten Check. Sie gaben Entwarnung. Tuck Mergenburgh schwebte nicht in Lebensgefahr.
„Helft mir!" rief Lyjda. Sie hatte die Meldung der Roboter nicht mitbekommen. „Ich glaube, er lebt noch."
Fee Kellind und Laati traten zu ihr und nahmen ihr den Körper des Cheftechnikers ab. In sicherem Abstand zu dem Projektor betteten sie Tuck auf den Boden.
„Vier angebrochene Rippen, drei gebrochene Zehen und eine Bewußtlosigkeit, die nicht mehr lange andauern wird", diagnostizierten die Medos.
Aufs Laatis Gesicht machte sich so etwas wie Bedauern breit.
„Schade", meinte er. „Ich hätte ihn liebend gern vor dem sicheren Tod gerettet."
„Er wird dem Schicksal ewig dankbar sein, daß du ihn nicht aufschneiden mußtest", konterte die Kommandantin und strich Mergenburgh über die Stirn. Sie war heilfroh, daß es so glimpflich ausgegangen war.
Fast gleichzeitig mit ihren Worten öffnete Tuck die Augen.
„Nicht bewegen!" warnte Fee.
Ein Grinsen lief über sein Gesicht, dann schluckte er mühsam. „Was ist passiert?"
„Das wollte ich eigentlich dich fragen."
„O ja natürlich. Es fällt mir wieder ein. Ich hatte aus Versehen eines der Stützfelder abgeschaltet. Dadurch kippte die ganze Batterie nach hinten und riß mich mit."
„Du kannst von Glück sagen, daß gerade zu diesem Zeitpunkt die ersten beiden Roboter eintrafen", sagte Tsualar Gross. „Es gelang ihnen, den Sturz der Projektoren mit Traktorfeldern zu dämpfen. Sonst hättest du den Unfall nicht überlebt." Und mit einem durchdringenden Blick in Fees Richtung fuhr er fort: „Es wird höchste Zeit, daß alle Sekundäreinrichtungen wieder reibungslos funktionieren. Einen zweiten Unfall wie diesen können wir uns nicht leisten."
„Du nimmst mir das Wort aus dem Mund", gab sie zur Antwort. „Ich möchte, daß jeder in diesem Schiff sich dessen bewußt ist."
Die Medos verarzteten Tuck provisorisch. Sie schienten seine Rippen und die Zehen mit Prallfeldern und schafften ihn in die Medoabteilung.
Fee Kellind musterte die Trümmer. An eine Reparatur der Holoprojektoren war nicht mehr zu denken.
Der Hauptsyntron der GOOD HOPE III meldete sich und teilte mit, daß die vierte Metagrav-Etappe in wenigen Minuten abgeschlossen war. Nach der fünften würde das Schiff im Kromsoe-System eintreffen.
Die Kommandantin und ihre beiden Begleiter machten sich auf den Rückweg in die Zentrale.
*
Die Syntrons lieferten Zustandsmeldungen aus allen Sektionen des Schiffes. Mit Ausnahme der schrottreifen Holoprojektoren verzeichneten sie keine Ausfälle. Es erleichterte Fee ungemein, und sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf das Ende der letzten Metagrav-Etappe.
„Kellind an alle", sagte sie in dem Bewußtsein, daß ihre Stimme überall in der GOOD HOPE III zu hören war. „Wir .erreichen in Kürze unser Ziel. Wer sich noch nicht oder nicht vollständig mit dem Einsatzplan vertraut gemacht hat, sollte das jetzt
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